In Monza bestreitet die Scuderia Ihr alljährliches Heimrennen. Nach dem Jubiläum vor zwei Wochen im belgischen Spa-Francorchamps ist der Italien GP der 901. in der Geschichte des Traditionsrennstalls aus Maranello. Ferrari ist als einziges Team seit Bestehen der Formel 1 ununterbrochen dabei. "Ich weiß nicht, wie Bernie das sieht, aber auf gewisse Weise ist Ferrari die Formel 1", sagt Teamchef Maurizio Arrivabene in einem Doppelinterview mit Ecclestone auf der offiziellen Website der F1.

Ecclestone, der das sonst bekanntlich etwas anders sieht, hält sich diesmal mit Paroli zurück. "Und das ist unglaublich. Aber ich war auch beim ersten (Rennen) dabei", sagt der Zampano. Anlässlich des Heimrennens von Ferrari kommen Arrivabene und der F1-Boss daraufhin in ein ausführliches Gespräch, Thema Nummer eins - neben diversen Sidekicks wie Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen, Töchtern, Glanz und Glamour - ist im eigenen Heimatland Ferraris natürlich die Historie des italienischen Rennstalls.

Arrivabene: Apple hat Ferrari kopiert

Los ging alles mit Enzo Ferrari, den Ecclestone bereits mehrfach als seine Inspirationsquelle bezeichnete. Aus guten Gründen. "Er war ein guter Gebrauchtwagenhändler!", scherzt der Zampano zunächst. Auch Ecclestone selbst ging dieser Tätigkeit in seinen jungen Jahren nach, bevor er sich ganz dem Rennsport verschrieb.

Ferrari sei aber nicht nur ein guter Unternehmer, sondern auch ein guter Ingenieur und sehr cleverer Kerl gewesen. Er habe zu ihm aufgesehen und viel von ihm lernen können, auch wenn es stets ein Sprachproblem gegeben habe. "Er konnte nicht Englisch sprechen und ich nicht Italienisch", erninnert sich Ecclestone. Vergleichbare Qualitäten habe Ecclestone in seinen ganzen Jahren in der Königsklasse allenfalls noch bei Colin Chapman ausgemacht.

Maurizio Arrivabene nimmt diesen Ball auf und spielt ihn noch etwas schärfer weiter. "Wir hören zurzeit so viel über diese neue Art von Unternehmer, die große Geschäfte in einer Garage beginnen, Steve Jobs zum Beispiel. Wenn ich an die Geschichte Ferraris denke, gibt es da viele Parallelen: Enzo Ferrari hat auch in einer Garage angefangen. In Modena. Und er hat von dort eine Marke aufgebaut, die heute ein Mythos ist. Für mich war der wahre Steve Jobs Enzo Ferrari - die Geschichte von Apple ist ein 'copy und paste' der Ferrari-Geschichte", sagt der Teamchef.

Maurizio Arrivabene und Luca di Montezemolo haben die Ferrari-Mentalität voll verinnerlicht, Foto: Sutton
Maurizio Arrivabene und Luca di Montezemolo haben die Ferrari-Mentalität voll verinnerlicht, Foto: Sutton

Arrivabene ganz wie Montezemolo

Die folgende Begründung Arrivabenes könnte auch glatt von Luca Cordero di Montezemolo stammen. Vor fast genau einem Jahr verkündete der in Monza seinen Rückzug als Präsident Ferraris. Sein Bruder im Geiste - Arrivabene - sagt nun, so wie auch Montezemolo es immer predigte: "Enzo Ferrari hat eine morderne Art des Marketings erschaffen, die auf Träumen basiert. In Maranello gibt es Geschichte von Leute, die tagelang auf ihr Auto warten mussten. Das Auto war fertig, aber Enzo hat es ihnen absichtlich nicht gegeben, nur um ihren Wunsch danach größer zu machen. Das war eine völlig neue Idee, ein Produkt zu bewerben."

Der Erfolg gibt dem Konzept recht. Ähnliches gilt derweil auch für die Formel 1 an sich - nur, dass man Traum hier durch Drama ersetzen kann. "Ein Teil der Show ist es, Dramen zu erschaffen - und ja, Bernie ist ein Magier, wenn es darum geht. Wenn alles immer glatt läuft, verlieren die Leute das Interesse. Das hier ist Entertainment - und ein großer Teil von Entertainment ist nunmal Drama", sagt Arrivabene.