In der vor wenigen Tagen von Pirelli ausgesandten Pressemitteilung verwies der italienische Reifenhersteller lediglich darauf, in Monza ein Statement zu veröffentlichen. Ein Statement über die Ergebnisse der ausgiebigen Untersuchungen, die nach den Reifenschäden am Wochenende des Belgien GPs notwendig waren. Die Reifenschäden von Nico Rosberg und Sebastian Vettel konnten bislang nicht endgültig aufgeklärt werden.

Doch bevor Pirelli die Ergebnisse der Untersuchung verkündete, meldete sich die FIA mit einem Statement zu Wort. Pirelli hatte zuvor den Automobilweltverband eingehend darüber informiert. Kurz darauf meldete sich auch Pirelli mit Details zu Wort.

Demnach fanden die Ingenieure auffällig viele kleine Schnitte in den Reifen. Insgesamt konnten 63 Cuts identifiziert werden. Bei den 15 bisherigen Events der Saison 2015 (inklusive Testfahrten) wurden im Schnitt nur jeweils 1,2 Cuts gefunden. Damit traten in Spa um den Faktor 54 mehr kleine Beschädigungen auf.

Unfälle in Rahmenserien schuld an Cuts

In den Rahmenserien ging es wie immer ordentlich zur Sache, Foto: Sutton
In den Rahmenserien ging es wie immer ordentlich zur Sache, Foto: Sutton

Pirelli führt das auf die vielen Unfälle in den Rahmenserien zurück, wodurch Karbonteile auf die Strecke kamen. Diese Teile würden dazu führen, dass kleine Schnitte in die Reifen kommen und anschließend zu Schäden wie bei Nico Rosberg oder Sebastian Vettel führen.

Auch Rosbergs Reifenschaden soll von einem Cut verursacht worden sein, Foto: Sutton
Auch Rosbergs Reifenschaden soll von einem Cut verursacht worden sein, Foto: Sutton

Für den Reifenschaden von Nico Rosberg, der am Freitag nach zwölf Runden mit dem Soft-Reifen auftrat, macht Pirelli einen größeren Schnitt verantwortlich. Die anderen gefundenen Schnitte drangen nicht weit genug vor, um größere Schäden anzurichten. Nur in einem weiteren Fall wurde der Reifengürtel von einem Cut beschädigt, allerdings nicht stark genug, um zum Versagen zu führen.

Durch die übermäßig lange Nutzung des Reifens bei Sebastian Vettel stieg das Risiko, mit einem Cut ein Totalversagen des Reifens herbeizuführen. Nach 27 Runden auf den Medium-Reifen hätten sich laut den Italienern nur mehr rund 30 Prozent Gummi auf dem Reifen befunden. Dadurch war der Pneus deutlich anfälliger für kleine Beschädigungen.

Deshalb hätte sich Vettels Reifenschaden auch nicht zuvor angekündigt. Bei Nico Rosberg lösten sich schon wenige Kilometer zuvor erste Fäden aus dem Reifen. Die Struktur des Reifens, so Pirelli, hätte den Pneu nur deshalb so lange zusammenhalten können, weil der Reifen noch recht neu war. Dies war bei Vettel nicht mehr der Fall.

Reifen seziert und auf Prüfstände

Pirelli untersuchte verschiedene Reifen aller Teams, die im Rennen zum Einsatz gekommen waren. Einigen Reifen wurden richtiggehend seziert, andere durchliefen zunächst auf Prüfständen einen weiteren Rennzyklus. Delaminierungen, die auf ein strukturelles Problem der Reifen hindeuten würden, konnten in keinem einzigen Fall erkannt werden.

Die Strecken müssen besser gesäubert werden, Foto: Sutton
Die Strecken müssen besser gesäubert werden, Foto: Sutton

Schon nach dem Qualifying hatten Pirelli und Mercedes die FIA darum gebeten, die Strecke noch einmal mit äußerster Sorgfalt zu reinigen. In Zukunft will Pirelli deshalb gemeinsam mit dem Automobilweltverband daran arbeiten, das Prozedere für die Reinigung der Strecke zu verbessern.

Die FIA signalisiert aber auch Bereitschaft, kurzfristig etwas zu ändern, um die Sicherheit zu gewährleisten. Wie diese Änderungen aussehen könnten, wird offengelassen. Möglich wäre ein Limit, wie viele Runden auf einem Reifensatz maximal zurückgelegt werden dürfen. Das fordert Pirelli bereits seit längerer Zeit. Aber auch weitere Einschränkungen bei Sturz und Luftdruck sind denkbar.