Der erste Ausfall der Saison beim Großen Preis von Belgien war für Sebastian Vettel sichtlich schwer zu verkraften. Zuerst platze dem Vierfach-Weltmeister auf Podiumskurs liegend der Reifen, kurz darauf der Kragen. Erstmals seit Sonntag meldet sich Vettel nun zu seinem Reifendebakel zu Wort.

Zu ehrgeizig?

Rückblick: Sebastian Vettel war am Sonntag in Spa von Position acht losgefahren, kämpfte sich aber schnell auf Rang drei nach vorne. Mit Soft Pneus gestartet wechselte der Deutsche in Runde 14 auf die härte Reifenmischung. 29 Umläufe gab es zu diesem Zeitpunkt noch zu bewältigen. Und Vettel setzte auf eine Ein-Stopp-Strategie. "Wir hatten uns Sonntagvormittag gemeinsam dazu entschieden, basierend auf den Daten die wir hatten", bestätigte Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem Grand Prix diese Entscheidung.

Dann, eineinhalb Runden vor Schluss knallts! Vettels rechter Hinterreifen versagt nach knapp 27 Runden. Der Deutsche, auf Podiumskurs liegend, fällt aus. Er wird als Zwölfter gewertet, aufgrund der zurückgelegten Distanz. Aber wichtige WM-Punkte gibt es dafür natürlich keine. Ferrari tobt, allen voran Vettel, der Pirelli eine miserable Qualität der Reifen vorwirft.

Für Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery nicht nachvollziehbar, er verteidigt die Pneus nach dem Rennen: "Alle waren auf zwei oder drei Stopps unterwegs. Es ist sehr, sehr, sehr ehrgeizig zu versuchen, 29 Runden mit einem Reifen zu fahren, was sonst keiner gemacht hat", so Hembery. Für Vettel zu viel des Guten, der Ferrari-Pilot sagte alle Medienrunden für Sonntag ab und verließ die Strecke wesentlich früher als üblich.

Sebastian Vettel lag vor seinem Reifenplatzer auf Podiumskurs, Foto: Sutton
Sebastian Vettel lag vor seinem Reifenplatzer auf Podiumskurs, Foto: Sutton

Vettel: Stehe hinter dem Team

Knapp drei Tage später veröffentlich Vettel ein erstes Statement zum Reifendebakel. "Nur um das klarzustellen: Das Team und ich haben uns gemeinsam für diese Strategie entschieden", schreibt der Deutsche auf seiner Homepage. "Ich stehe hinter dem Team und das Team steht hinter mir. Das macht uns zu einem Team."

Dass es zu riskant gewesen wäre, 29 Runden auf dem Reifen abzuspulen, dementiert Vettel. "Die Strategie war zu keinem Zeitpunkt eine riskante. Das Team trifft keine Schuld", so sein Standpunkt. Er fordert nun eine schnellstmögliche Aufklärung des Vorfalls. "Wir müssen darüber reden", lautet die Ansage an Pirelli-Chef Hembery.

Auch Vettels Ferrari-Bolide war nach dem Reifenplatzer sichtlich demoliert, Foto: Sutton
Auch Vettels Ferrari-Bolide war nach dem Reifenplatzer sichtlich demoliert, Foto: Sutton

Briatore: Eigenes Risiko

Währenddessen stellt sich der ehemalige F1-Renault-Teamchef Flavio Briatore auf die Seite des Reifenherstellers. "Es ist eigentlich recht simpel. Vor dem Rennen wird man darauf hingewiesen, wie viele Stopps man während dem Rennen einplanen sollte, und diesen Hinweisen sollte man folgen", erklärt der Italiener das übliche Prozedere vor einem Rennen in der italienischen Zeitung La Repubblica.

"Wenn man dir also empfiehlt zwei oder drei Mal die Reifen zu wechseln, und du entscheidest dich für eine Ein-Stopp-Strategie dann ist das dein eigenes Risiko", stellt Briatore klar. Das habe aber Ferrari gemacht. "Vielleicht geht das gut, aber wenn nicht, dann kann man darf nicht den Reifenhersteller die beschuldigen", stellt sich Briatore klar auf die Seite von Reifenherstellers. Pirelli untersucht währenddessen den Unfall und will das Ergebnis mit Ende der Woche veröffentlichen.