Warum platzte Vettels Reifen?

Obwohl Sebastian Vettel den Großen Preis von Belgien nur vom achten Startplatz in Angriff genommen hatte, lag der Ferrari-Pilot auf Podiumskurs. Bis zur vorletzten Runde, als eingangs der Kemmel-Geraden bei vollem Tempo sein rechter Hinterreifen platzte. Vettel setzte als einziger Pilot auf eine Ein-Stopp-Strategie und war mit seinen Medium-Reifen bereits 27 Runden unterwegs gewesen, als es zum großen Knall kam, nach dem er sich zwar noch an die Box schleppen konnte, als Zwölfter aber nur außerhalb der Punkteränge gewertet wurde.

Nach dem Rennen gingen die Emotionen beim Heppenheimer hoch. "Die Qualität der Reifen ist miserabel", schoss er scharf gegen Pirelli. "Die Vorgabe von Pirelli war, dass der Reifen 40 Runden hält, und wir hatten vielleicht 30 drauf. Das darf einfach nicht passieren." Im Lager des italienischen Reifenherstellers wies man die Schuld hingegen von sich und führte den Defekt darauf zurück, dass der Pneus seine natürliche Lebensdauer schlichtweg überschritten hatte.

Für Vettel kam das jähe Aus, Foto: Sutton
Für Vettel kam das jähe Aus, Foto: Sutton

"Es ist sehr, sehr, sehr ehrgeizig zu versuchen, 28 Runden mit einem Reifen zu fahren, was sonst keiner gemacht hat", betonte Motorsportdirektor Paul Hembery und wies daraufhin, dass man den Teams stets geraten habe, zwei oder drei Stopps einzulegen. "Die Haltbarkeit hängt von den Rennbedingungen ab und ist kein festes Faktum. Es kommt auch darauf an, ob man verteidigt, attackiert oder die Reifen schont."

Ferrari wollte sich den schwarzen Peter allerdings nicht zuschieben lassen. "Wir sind nicht so dumm oder verrückt und gehen einfach auf volles Risiko mit dem Fahrer", verteidigte Teamchef Maurizio Arrivabene die Herangehensweise der Scuderia. "Ich kann nur sagen, selbst wenn die Strategie aggressiv ist, beruht sie immer auf den Daten die wir haben."

Mit welcher Legende zog Hamilton gleich?

Lewis Hamilton ist momentan das Maß der Dinge in der Formel 1. Der Brite feierte in Spa seinen sechsten Saisonsieg und baute die Führung in der Weltmeisterschaft gegenüber seinem Teamkollegen Nico Rosberg auf 28 Punkte aus. Dass Hamilton mittlerweile zu den Allzeitgrößen der Königsklasse zählt, beweist der Umstand, dass er in Spa zum 80. Mal in seiner Karriere auf dem Podium stand und damit mit niemand Geringerem als Ayrton Senna gleichzog. Vor dem Mercedes-Piloten liegen in dieser Wertung nun nur mehr Fernando Alonso (97), Alain Prost (106) und Michael Schumacher (155).

Ganz nebenbei sicherte sich Hamilton mit seiner zehnten Bestzeit im elften Qualifying der Saison auch schon die im letzten Jahr eingeführte Pole Position Trophy.

Wie verlief die neue Startprozedur?

Mit großer Spannung war erwartet worden, wie der Start zum Belgien GP verlaufen würde. Ab diesem Rennen müssen die Piloten zahlreiche Einstellungen, wie etwa den Kupplungsschleifpunkt, selbst wählen und dürfen von ihren Teams nicht mehr via Funk unterstützt werden - der Fahrer soll ab sofort wieder mehr Verantwortung tragen. Wer aber dachte, die Regeländerung würde zum großen Knall nach dem Erlöschen der Ampeln führen, der lag weit daneben.

Das Chaos beim Start blieb aus, Foto: Sutton
Das Chaos beim Start blieb aus, Foto: Sutton

Zwar kam Nico Rosberg nicht optimal weg und verlor einige Positionen, während Sergio Perez vom vierten auf den zweiten Platz schoss, außergewöhnliche Ereignisse waren allerdings Fehlanzeige. "Spaß gemacht hat heute nur der Start. Wir sind als 20. gestartet und waren nach einer Runde 14. Also haben wir viele Autos überholt. Das war ein sehr guter Start und eine sehr gute erste Runde", konnte Fernando Alonso dem neuen Prozedere sogar etwas Positives abgewinnen.

Warum ist das Podium für Grosjean so besonders?

Spa-Francorchamps ist jener Ort, an dem Romain Grosjean den schwärzesten Moment seiner Formel-1-Karriere erlebte. 2012 wurde der Franzose von den Stewards für die verheerende Startkollision verantwortlich gemacht, in die das halbe Feld verwickelt war, und für das folgende Rennen gesperrt. Dass dem Lotus-Piloten nun genau an dieser Stelle die Rückkehr auf das Podium gelang - zuletzt durfte er vor zwei Jahren in Austin einen Pokal entgegennehmen - war für ihn eine ganz besondere Genugtuung.

Grosjean fiel ein Stein vom Herzen, Foto: Sutton
Grosjean fiel ein Stein vom Herzen, Foto: Sutton

"Bei jedem Start hier denke ich an mein Missgeschick von 2012. Doch in bin froh, dass es gut gegangen ist", gab Grosjean zu. "Ich denke, dass es mich stark gemacht und mir erlaubt hat, jetzt zehn Mal auf dem Podium gewesen zu sein. Deshalb ist das heute besonders und fühlt sich an wie ein Rennsieg."

Warum wurden bei Bottas die Reifen vertauscht?

Williams sorgte für die kurioseste Aktion des Rennens. Beim ersten Stopp von Valtteri Bottas zogen die Mechaniker drei neue gelbe - also weiche - Reifen auf, rechts hinten allerdings montierte man einen weißen Reifen, also zur härteren Mischung gehörend. Weil dies nicht erlaubt ist, wurde der Finne mit einer Durchfahrtsstrafe belegt, durfte den Stint allerdings beenden und wurde von den Stewards nicht zu einem sofortigen abermaligen Reifenwechsel an die Box beordert.

So sieht ein richtig bereifter Williams aus, Foto: Sutton
So sieht ein richtig bereifter Williams aus, Foto: Sutton

Claire Williams machte ein neues Reifenstapel-System für den seltenen Fauxpas verantwortlich. "Es herrschte eine allgemeine Verwirrung. Die Jungs müssen in kürzester Zeit reagieren", suchte die stellvertretende Teamchefin nach einer Erklärung. Bottas Zeiten litten unter der ungewöhnlichen Bereifung übrigens nicht, und als Neunter konnte er trotz der Strafe letztendlich immerhin zwei Punkte mitnehmen.

Warum konnte Hülkenberg nicht starten?

Nico Hülkenberg erlebte in den Ardennen einen Nachmittag zum Vergessen. Bereits nach Verlassen der Garage, auf dem Weg in die Startaufstellung, klagte er über fehlende Leistung seines Boliden. In der Aufwärmrunde blieb das Problem bestehen, weshalb ihn seine Crew zunächst in die Box rief. Doch im letzten Moment schickten sie Hülkenberg doch zum Start. Von diesem kam der Deutsche allerdings nicht weg, weshalb es eine zusätzliche Einführungsrunde gab.

"Die Ingenieure haben ein paar Sensoren ausgeschaltet auf der Aufwärmrunde. Danach war die Power wieder da. Aber in der Startaufstellung habe ich gemerkt, dass sie wieder weg ist", schilderte der Force-India-Pilot bei Motorsport-Magazin.com. "Ich habe dann lieber abgebrochen, weil wenn ich ohne Power durch Eau Rouge fahre, knallt mir einer hinten drauf."

Warum schied Ricciardo aus?

Red Bull verkaufte sich in Belgien gut, wurde für die starke Leistung aber nur bedingt belohnt. Während Daniil Kvyat immerhin als Vierter ins Ziel kam, schied Daniel Ricciardo nach 19 Runden in aussichtsreicher Position liegend aus. "Ich habe Leistung verloren, als ich in die Schikane gefahren bin, alles ist ausgegangen, einschließlich des Displays", vermutete der Australier einen technischen Defekt. Bitter für den 25-Jährigen, hatte er doch gute Chancen auf einen Platz unter den ersten Drei. "Unserer Kalkulation nach wären wir auch ohne Reifenschaden bei Sebastian Vettel Dritter geworden. Wir hätten Vettel mit Ricciardo gepackt", sagte Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Ricciardo kam mit dem Abschleppwagen an die Box, Foto: Sutton
Ricciardo kam mit dem Abschleppwagen an die Box, Foto: Sutton

Was war bei Sainz los?

Für Carlos Sainz läuft es derzeit alles andere als wunschgemäß, denn der Spanier musste schon den vierten Ausfall in Folge hinnehmen. In Spa war er am Umstand, dass er nicht die Zielflagge sah, jedoch völlig schuldlos. Der Toro-Rosso-Pilot meldete bereits in der zweiten Einführungsrunde Probleme mit seiner Leistung und kam an die Box. Er konnte das Rennen zwar noch einmal aufnehmen, stellte seinen Boliden in Runde 32 aber erneut ab und gab den Grand Prix auf. Wie Renault mitteilte, sei eine defekte Steckverbindung am Motor für den Ausfall verantwortlich gewesen.