Pastor Maldonados Bemühungen, seinen schlechten Ruf loszuwerden, haben in Spa-Franorchamps einen weiteren Rückschlag erlitten. Nachdem er beim chaotischen Wochenende in Ungarn mit drei Strafen in einem Rennen scheinbar in alte Muster zurückgefallen war, machte er damit in Belgien gleich weiter: Ein crashte im ersten freien Training in der Malmedy-Kurve ausgangs Les Combes. Lotus wusste wohl schon, warum sie den neuen Frontflügel an das Auto von Jolyon Palmer bauten, der wiederum Romain Grosjean im ersten freien Training ersetzte.

Der Venezolaner erklärte sein Missgeschick: "Ich verlor das Auto mitten in der Kurve. Als ich über den Kerb fuhr, war es sehr rutschig und ich kam von der Strecke ab. Ich hätte das Auto fast fangen können, aber dort ist es sehr, sehr eng und ich hatte nicht ausreichend Platz. Deshalb berührte ich die Streckenbegrenzung. Ich hatte viel Pech, fast hätte ich das Auto gerettet." Mit dem Rennen in Ungarn zusammen waren das vier Vorfälle in zwei Sessions. "Naja, da kann man nichts dran ändern", entgegnete der 30-Jährige. "Wir blicken lieber positiv nach vorne als in die Vergangenheit." Er machte seinen Mechanikern aber ein Kompliment. "Ehrlich gesagt haben wir nicht so viel Zeit verloren."

Bis dahin fuhr Maldonado wertvolle Daten für das Team ein. "Wir haben mit dem ersten Satz Reifen eine Sache probiert, mit dem zweiten etwas anderes." Sein Unfall sei glücklicherweise erst nach den Tests passiert. Wie alle Teams musste auch Lotus am Nachmittag Abstriche beim Longrun machen. "Wir waren wegen der Ereignisse auf der Strecke eingeschränkt." Insgesamt sei es nicht der beste Tag gewesen, gab Maldonado zu.

Wieder ein Unfall: Pastor Maldonado fällt in alte Rollenmuster zurück, Foto: Sutton
Wieder ein Unfall: Pastor Maldonado fällt in alte Rollenmuster zurück, Foto: Sutton

Grosjean tauscht neuen Flügel wieder aus

Teamkollege Romain Grosjean hatte gar nicht erst die Gelegenheit, im ersten freien Training etwas kaputt zu machen, denn er musste wie üblich Platz machen für Jolyon Palmer. "Ich war ich froh, dass ich im Bett liegen bleiben konnte ohne ein Baby, das schreit", scherzte der 29-Jährige. Mit Platz sieben im Nachmittagstraining zeigte er dann eine starke Vorstellung, die sogar seine Erwartungen übertraf. "Ich war ziemlich glücklich, wie sich das Auto auf dem Option-Reifen anfühlte" sagte er.

Er glaubt aber nicht, dass er diese Position wird halten können. "Williams wird zurückkommen und auch Ferrari. Ich glaube, Williams war am Freitag immer sehr schwer. Der Toro Rosso scheint auch ganz gut zu laufen. Es wird eine Herausforderung, Q3 zu erreichen." Grosjean konnte sich einen Seitenhieb gegen seinen Teamkollegen nicht verkneifen: "Es stand nur ein neuer Frontflügel zur Verfügung und Jolyon hat ihn heute Vormittag getestet. Wir sind froh, dass er nicht in der Streckenbegrenzung endete."

Jolyon Palmer erledigte solide Arbeit im ersten freien Training, Foto: Sutton
Jolyon Palmer erledigte solide Arbeit im ersten freien Training, Foto: Sutton

Er selbst kam dann am Nachmittag in den Genuss des neuen Teils. Von einer weiteren Verwendung will der Franzose mit den zwei Staatsbürgerschaften aber absehen: "Es bedarf noch einiges an Arbeit, deswegen montierten wir wieder den alten Standard-Flügel." Er ließ Kritik an der Entscheidung, Palmer statt ihm ins Cockpit zu setzen, laut werden: "Auch am nächsten Rennwochenende werden wir viel Arbeit haben, weil wir am Freitag nur das zweite Training zur Verfügung haben. Wir haben nicht die Zeit, die Einstellungen auszubalancieren und zu vergleichen. Wir müssen einfach eine Menge Arbeit in kurzer Zeit erledigen."

Palmer debütiert neuen Flügel

Jolyon Palmer selbst genoss natürlich das Fahren auf der Ardennen-Achterbahn am Vormittag. "Es war eine produktive Session für mich und es war gut für mich, einen ersten Eindruck von der Strecke und dem neuen Frontflügel zu bekommen. Aus meiner Sicht fühlte er sich vielversprechend an." Der nötige Kompromiss zwischen Abtrieb und Topspeed mache es immer schwierig, die richtige Balance in Spa zu finden. "Deshalb haben wir zwei unterschiedliche Philosophien an den Autos probiert und haben den neuen Frontflügel gleich mit getestet", so der 24-Jährige.