Spa ist eine der legendären Strecken im Kalender, ist es auch eine deiner Lieblingsstrecken?
Nick Chester: Absolut, es ist eine atemberaubende Strecke. Sie bietet einen großartigen Mix aus Hochgeschwindigkeitskurven, die für die Fahrer sehr fordernd sind, langsamen Kurven, Auf- und Ab-Passagen und auch langen Geraden. Es ist eine gewaltige Strecke und das unberechenbare Wetter, das sie oftmals mitbringt, sorgt häufig für ein brillantes Rennen.

Was denkst du aus Performance-Sicht über eine Strecke wie Spa?
Nick Chester: Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen den Sektoren 1 und 3, in denen es wegen der langen Geraden nicht hilfreich ist, mit viel Abtrieb zu fahren, und dem Mittelsektor, wo mehr Abtrieb gefragt ist. Es ist ein echter Balance-Akt zwischen dem Herausnehmen von Abtrieb, um sicherzustellen, dass wir schnell auf den Geraden sind, und Managen des Autos in den Kurven, wo sich das Fahrzeug schnell zu leicht anfühlen kann, weil es an Abtrieb fehlt. Das kann es ein bisschen schwierig machen, das Beste aus dem Fahrzeug zu holen. Aber das ist die Herausforderung in Spa und das macht es interessant, wenn man es aus Setup-Sicht betrachtet.

Wie findet man heraus, wie viel Flügel man fahren will?
Nick Chester: Wir neigen dazu, viele Versuche vor dem Wochenende bei der Simulationsarbeit durchzuführen, um das auszuarbeiten und uns einen bestmöglichen Start zu ermöglichen. Wir werden unterschiedliche Flügelstellungen ausprobieren und schauen, welche die besten Rundenzeiten ergibt.

Kanada-Flügel oder doch mehr Abtrieb? Lotus wird mit dem Abtrieb spielen, Foto: Sutton
Kanada-Flügel oder doch mehr Abtrieb? Lotus wird mit dem Abtrieb spielen, Foto: Sutton

Streckenlänge erfordert andere Herangehensweise

Klingt wie eine nette Herausforderung aus der Sicht eines Ingenieurs.
Nick Chester: Das ist es, es ist eine Strecke, die anders angegangen werden will als andere Strecken, was großartig ist. Neben der Suche nach dem besten Kompromiss zwischen Abtrieb und Topspeed gibt es noch ein paar andere Aspekte dieser Strecke, die eine große Herausforderung darstellen. Die berühmte Eau Rouge beispielsweise fordert ihren Respekt ein, wenn es um die Einstellung der Bodenfreiheit geht. An dieser Stelle will man nicht, dass es schief geht. Das alles hält unsere Ingenieure schön auf Trab.

Hat die Länge der Strecke einen Einfluss auf Setup und Strategie? Und wie werdet ihr die Trainingssitzungen und das Rennen angehen?
Nick Chester: Das ist kein Faktor, wenn es darum geht, das Auto einzustellen. Es kann aber einen Einfluss auf die Strategie haben, obwohl hier die Reifen, die wir für dieses Rennen haben, den größeren Faktor darstellen dürften. Man muss aber die Trainings anders in Angriff nehmen, weil die 7,004 Kilometer bedeuten, dass man weniger Runden drehen kann. Das macht es etwas schwieriger, die Setuparbeit erledigt zu bekommen. Es ist aber dasselbe für alle Teams, wobei wir unser Programm wie gewohnt vorsichtig managen werden, um sicherzustellen, dass wir so viel wie möglich erzielen können in der Zeit, die wir haben.

Sind die Leistung der Mercedes Power Unit und der geringe Luftwiderstand des E23 Grund zum Optimismus?
Nick Chester: Das denke ich schon, es ist eine Motorenstrecke und wir haben eine starke Power Unit. Wir haben relativ wenig Luftwiderstand mit dem E23, deshalb glaube ich, dass wir in einer ganz guten Position sind.

Akzeptables Ungarn-Resultat

Pastor Maldonado hatte laut Chester einen guten Speed in Ungarn, Foto: Sutton
Pastor Maldonado hatte laut Chester einen guten Speed in Ungarn, Foto: Sutton

Kannst du uns erklären was vor und während der Sommerpause passiert ist?
Nick Chester: Normalerweise geben wie vor der Sommerpause Vollgas, um alles erledigt zu bekommen, bevor der Shutdown beginnt. Zwischendrin können wir nichts Technisches machen - es dürfen Wartungsarbeiten in der Fabrik durchgeführt werden, aber auf technischer Seite darf nichts passieren. Und danach ist es der hektische Aufbruch nach Spa in nur wenigen Tagen. Der Shutdown selbst ist aber sehr gut!

Wie analysiert man die Performance nach einem Rennen wie dem Ungarn GP?
Nick Chester: Wenn wir zurückschauen, sind wir recht glücklich mit unserer Rennpace. Wir hatten ein gemischtes Rennen und hätten weiter nach vorn kommen können, aber am Ende hatten wir zwei unbeschädigte Fahrzeuge und sechs Punkte. Wenn man sich anschaut was für ein Durcheinander dieses Rennen war, hätte es viel schlimmer kommen können! In Sachen Analyse schauen wir auf alle unsere Rundenzeiten in Qualifying und Rennen und dröseln genau auf, wie wir uns geschlagen haben. Das machen wir bei jedem Rennen, da gibt es keine Unterschiede. Manchmal gibt es Runden, die man nicht heranziehen kann, weil man Verkehr hatte - man muss einfach die sauberen Runden herauspicken und schauen, wie man sich schlägt.

Gibt es irgendetwas über die Performance der Fahrer zu sagen?
Nick Chester: Beide waren zu verschiedenen Zeitpunkten des Rennens schnell. Pastor hätte ein gutes Resultat holen können, wenn er nicht die Strafen gehabt hätte. Romain ist auf einer ganz guten Position ins Ziel gekommen. Seine Strafe war wahrscheinlich ein bisschen hart, aber er hat trotzdem ein solides Resultat geholt.