Die Formel 1 macht Sommerpause. Genau der richtige Zeitpunkt für Motorsport-Magazin.com, um Halbzeitbilanz zu ziehen. Auch wenn Halbzeit genau genommen nach 34,5 Runden beim Ungarn war. Durch den Wegfall des Deutschland GPs wurde in diesem Jahr ein Rennen weniger vor der Pause gefahren als im Vorjahr. Das muss bei der Punktausbeute berücksichtigt werden. Trotzdem hat Ferrari vor der Sommerpause deutlich mehr Punkte auf dem Konto.

Der SF15-T sieht nicht nur besser aus als sein Vorgänger, Foto: Ferrari
Der SF15-T sieht nicht nur besser aus als sein Vorgänger, Foto: Ferrari

Das Auto:
Mit dem SF15-T ist den Ingenieuren in Maranello ein Riesensprung geglückt. Auch wenn Ferrari nicht zugeben will, dass der größte Sprung von der Power Unit kam: Beim Antrieb hat Ferrari überproportional aufgeholt. Durch den größeren Turbolader ist endlich ein Großteil des Power-Defizits passé. Auch in Sachen Standfestigkeit, Benzinverbrauch und Gewicht ist das neue Aggregat besser.

Doch auch das Chassis passt in diesem Jahr. Die Vorderachse gibt den Piloten 2015 viel mehr Feedback, was vor allem für die Fahrstile von Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel essentiell ist. Trotzdem gibt es noch leichte Schwächen: Insgesamt fehlt weiterhin Abtrieb. Der SF15-T ist außerdem zu abhängig von äußeren Einflüssen. Auf den harten Reifen kam die Scuderia in diesem Jahr noch nicht in Schwung.

20142015
Punkte zur Pause (2014 ein Rennen mehr) 142 236
Punkte/Rennen zur Pause 12,9 23,6
WM-Position zur Pause 3 2
WM-Position am Ende 4
Siege zur Halbzeit 0/11 2/10
Podien zur Halbzeit 2/22 8/20

Die Fahrer:
Sebastian Vettel hat sich in Maranello bereits bestens eingelebt. Im vergangenen Jahr war dem Ex-Weltmeister die Frustration über Regel und Material nicht nur neben der Strecke anzusehen, sondern auch noch im Cockpit. Vettel nimmt in diesem Jahr eine ähnliche Rolle ein, wie Daniel Ricciardo 2014: Immer, wenn vorne etwas passiert, ist er zur Stelle. Außerdem ist er ganz klar Herr im Haus.

Kimi Räikkönen hingegen ist einmal mehr das Sorgenkind. Im vergangenen Jahr sah der Finne gegen Fernando Alonso extrem blass aus, in diesem Jahr wiederholt sich das - nur mit neuem Teamkollegen. Räikkönen liegt in allen Statistiken deutlich hinter Vettel. Er ist nicht nur deutlich langsamer, sondern macht auch mehr Fehler. Dazu kommt allerdings auch noch eine Portion Pech wie in Australien oder Ungarn.

Sebastian Vettel Kimi Räikkönen
Punkte 160 76
WM-Position 3 5
Quali-Duell 8 2
Durchschnittliche Startposition 3,2 (o. Kanada-Defekt)
4,7 (m. Kanada-Defekt)
6,6

Das Team:
Mit Maurizio Arrivabene ist wieder ein echter Charismatiker an der Spitze. Der Italiener sorgt endlich wieder für Ruhe im Team. Er versucht die berühmten italienischen Stimmungsschwankungen auszugleichen. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt gibt es bei ihm nicht. Die Abläufe an der Strecke sind aber noch verbesserungsfähig: Vor allem die Boxenstopps gehen zu oft in die Hose.

Ausblick 2. Hälfte:
Auch wenn Ferrari mit einem eindrucksvollen Sieg in die Sommerpause gegangen ist, bleibt Mercedes Favorit. Die Performance des Autos ist schlichtweg noch nicht gut genug. Allerdings könnten die Starts der große Trumpf der Italiener werden. Außerdem gibt es teamintern weniger Konfliktpotential als bei Mercedes - Vettel könnte am Ende der lachende Dritte sein. Aber Vorsicht: Von hinten kommt allmählich Red Bull.

Meinungen zur ersten Ferrari-Hälfte

Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner meint:
Ferrari ist das Team, das am meisten Fortschritte gemacht hat. Ich glaube, sie sind noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt, was das Entwicklungspotential angeht. Da kommt noch was. Beide Fahrer sind mit dem Auto zufrieden und die Entwicklungsstufen funktionieren.

Motorsport-Magazin.com meint:
Die Halbzeitbilanz fällt sehr positiv aus: Ferrari kann mehr als zufrieden sein mit der Saison 2015 - auch wenn der Anspruch in Maranello nicht Platz zwei ist. Die Zahlen verdeutlichen aber ganz klar: Ferrari ist ein riesen Sprung gelungen. Oben wird die Luft aber dünner, jede Zehntel, die Ferrari Mercedes abknabbern will, wird schwieriger. Und Update-König war Ferrari lange nicht mehr.