Die Formel 1 macht Sommerpause. Genau der richtige Zeitpunkt für Motorsport-Magazin.com, um Halbzeitbilanz zu ziehen. Auch wenn Halbzeit genau genommen nach 34,5 Runden beim Ungarn war. Durch den Wegfall des Deutschland GPs wurde in diesem Jahr ein Rennen weniger vor der Pause gefahren als im Vorjahr. Das muss bei der Punktausbeute berücksichtigt werden. Trotzdem hätte es Mercedes beinahe geschafft, mehr Punkte zu sammeln als 2014. Dabei war auch 2014 keine allzu schlechte Saison.

Mercedes hat Startreihe eins gepachtet, Foto: Sutton
Mercedes hat Startreihe eins gepachtet, Foto: Sutton

Das Auto:
Der F1 W06 Hybrid ist klar das beste Auto im Feld. Mercedes ist im Vergleich zum Vorjahr noch einmal ein großer Sprung gelungen, obwohl die Latte bereits extrem hoch lag. Beim reinen Speed ist der Mercedes des Jahrgangs 2015 nicht zu schlagen. Zehn Pole Positions in zehn Rennen sprechen eine deutliche Sprache.

Zur herausragenden Qualifying-Pace kommt eine gute Renn-Pace hinzu. Mercedes versteht es als einziges Team, die Reifen auf eine Runde perfekt zum Arbeiten zu bekommen und im Rennen trotzdem nicht in Schwierigkeiten zu kommen, weil die Pneus übermäßig abbauen würden. Der F1 W06 Hybrid ist das Über-Auto der Saison. Einzig beim Start schwächelt der Silberpfeil. Wenn er dann in den Verkehr kommt, wird es schwierig. Die gewiefte Aerodynamik ist besonders anfällig für verwirbelte Luft.

20142015
Punkte zur Pause (2014 ein Rennen mehr) 393 383
Punkte/Rennen zur Pause 35,7 38,3
WM-Position zur Pause 1 1
WM-Position am Ende 1
Siege zur Halbzeit 9/11 8/10
Podien zur Halbzeit 18/22 18/20

Die Fahrer:
Lewis Hamilton und Nico Rosberg machen die Weltmeisterschaft im Normalfall wieder unter sich aus. Das einzige Problem: In dieser Saison gibt es jemanden, der immer da ist, sobald Mercedes patzt, nämlich Sebastian Vettel. Deshalb dürfen sich die Piloten nicht zu sehr auf den teaminternen Kampf konzentrieren. Das hat auch Ungarn gezeigt, als Nico Rosberg seine Strategie so wählte, um Hamilton hinter sich zu halten und nicht, um Sebastian Vettel anzugreifen.

Die Tendenz aus der zweiten Saisonhälfte des Vorjahres setzt sich fort: Lewis Hamilton ist der schnellere der beiden Mercedes-Piloten. Alarmierend für den Deutschen: Während er seinen Teamkollegen im vergangenen Jahr im Qualifying im Griff hatte, steht es 2015 neun zu eins für den Briten. Hamilton kommt mit dem F1 W06 Hybrid ein Quäntchen besser klar als Rosberg. Allerdings zeigten beide schon, dass sie unter Druck auch Fehler machen.

Lewis Hamilton Nico Rosberg
Punkte 202 181
WM-Position 1 2
Quali-Duell 9 1
Durchschnittliche Startposition 1,1 2,1

Das Team:
Mercedes kann nicht gewinnen, nur verlieren. Entsprechend steht das Team bei jedem Rennen unter Druck. Die Boxenstopps funktionieren gut: Nicht nur schnell, sondern auch konstant schnell. Ausreißer nach oben gibt es im Vergleich zu Ferrari nicht. Bei der Strategie kann Mercedes ebenfalls nicht viel richtig, dafür umso mehr falsch machen. Das passierte in Malaysia zum einzigen Mal in dieser Saison, in Ungarn war Rosberg selbst für die falsche Reifenwahl verantwortlich. Die Teamführung hat den Kampf zwischen Hamilton und Rosberg bislang gut im Griff.

Ausblick 2. Hälfte:
Im Normalfall wird Mercedes auch die zweite Saisonhälfte dominieren. Allerdings gibt es auch zwei Stolpersteine: Das neue Startprozedere könnte Mercedes etwas in Bedrängnis bringen. Nicht, dass Mercedes dort unbedingt schlechter als die Konkurrenz aufgestellt wäre, aber die Starts werden weniger konstant. Somit kann das Feld öfter durcheinandergewürfelt werden. Dann wird es gefährlich. Und auch der Kampf zwischen Rosberg und Hamilton könnte heiß werden.

Meinungen zur ersten Mercedes-Hälfte

Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner meint:
Mercedes ist in diesem Jahr noch besser, als ich dachte. Sie sind in einer Position, in der man Rennen nicht mehr gewinnen, sondern nur verlieren kann. Die zwei Vettel-Siege haben sie hinbekommen. Einmal wegen der Taktik, einmal letztendlich wegen der Fahrer.

Motorsport-Magazin.com meint:
Mercedes hat nicht nur die Hausaufgaben gemacht, sondern auch noch die Fleißaufgaben. Bislang wird die ohnehin schon überragende Saison aus dem Vorjahr noch übertroffen. Ohne die Konzentrationsfehler so kurz vor der Sommerpause wäre die Statistik fast perfekt. Nur Nico Rosberg muss über die Sommerferien etwas pauken. Die zweite Saisonhälfte könnte wegen den Starts und der sich zuspitzenden WM spannend werden. Vettel ist in Lauerstellung.