Ferrari hat sich dank Sebastian Vettels Sieg in Ungarn mit einem Erfolgserlebnis in die Sommerpause verabschiedet und all jene Kritiker Lügen gestraft, die die Scuderia nach den letzten eher schwächeren Leistungen bereits abgeschrieben hatten. Weil Williams auf dem Hungaroring einen Nuller schrieb, konnte Ferrari den zweiten Platz in der Konstrukteurs-Wertung weiter absichern und Vettel hat mit 42 Punkten Rückstand auf WM-Leader Lewis Hamilton sogar noch einigermaßen realistische Titelchancen, wenngleich der Mercedes-Pilot der große Favorit bleibt.

Ist Ferrari auf dem Weg zur Nummer 1?, Foto: Sutton
Ist Ferrari auf dem Weg zur Nummer 1?, Foto: Sutton

Sieg aus eigener Kraft

Mit großer Freude beobachtet Gerhard Berger die Entwicklungen in Maranello, der selbst sechs Jahre lang für Ferrari fuhr. "Sie haben im Vergleich zum letzten Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht - ich habe das nicht erwartet", sagte der Österreicher gegenüber der Gazzetta dello Sport. Begeistert ist Berger vor allem von Sebastian Vettel, den er einst als Teamchef von Toro Rosso selbst unter seinen Fittichen hatte, als dieser 2008 in Monza seinen ersten von mittlerweile 41 Grand-Prix-Siegen feierte.

"Ich dachte immer, Sebastian würde perfekt zu Ferrari passen", so der Tiroler. "Er hat die deutsche Mentalität, ist sehr organisiert und arbeitet hart. Und zudem ist er ein Sieger. Aber ich wiederhole mich: Ich habe nicht erwartet, dass Ferrari in dieser Saison in der Lage sein würde, Rennen zu gewinnen, wenn man bedenkt, wie schwierig die letzte Saison war."

Wie schon in Malaysia war Vettels Sieg kein Zufallsprodukt, denn Ferrari konnte mit der Pace von Mercedes mithalten. "Beide Fahrer sind toll gestartet. Ich dachte, sie hätten eine Chance auf einen Doppelsieg", ließ Berger das Rennen auf dem Hungaroring Revue passieren. "Toller Start, keine Fehler und sie haben nicht geführt, weil Mercedes Probleme hatte, sondern weil Ferrari schnell war", strich der Österreicher hervor. Dass es mit dem Doppelsieg nichts wurde, war einem technisch bedingten Ausfall von Kimi Räikkönen geschuldet. "Ferrari hat trotzdem einen brillanten Job gemacht", betonte Berger.

Arrivabene und Vettel haben momentan gut lachen, Foto: Sutton
Arrivabene und Vettel haben momentan gut lachen, Foto: Sutton

Angriff auf die Spitze im nächsten Jahr?

Neben Vettel ist für Berger Teamchef Maurizio Arrivabene ein weiterer wichtiger Erfolgsgarant, der die Scuderia nach dem Abgang seines Vorgängers Marco Mattiacci wieder auf Vordermann gebracht hat. "Ich bin mir sicher, Maurizio Arrivabene ist perfekt für den Job, Ferrari wieder an die Spitze zu bringen, da die Stimmung in Maranello jetzt wieder gut ist", glaubt Berger.

All der positiven Worte zum Trotz kann sich Berger dennoch nicht vorstellen, dass Ferrari in diesem Jahr den WM-Titel gewinnen wird - es wäre die erste Fahrerweltmeisterschaft seit 2007. "Ich denke, Ferrari ist auf dem richtigen Weg, aber Mercedes noch immer stärker", schätzte der 55-Jährige das Kräfteverhältnis ein. "Es gibt jedoch keinen Zweifel, dass Ferrari den Rückstand nach und nach reduziert hat."

Aufgrund dieser positiven Entwicklung kann sich Berger gut vorstellen, dass Vettel und sein Teamkollege, wie auch immer dieser in der nächsten Saison heißen wird, 2016 gute Chancen haben werden, in der Endabrechnung ganz oben zu stehen. "Sie werden am Ende der Saison hoffentlich näher an Mercedes dran sein und nächstes Jahr in der Lage sein, einen weiteren Schritt zu machen, und dann mit ihnen [Mercedes] auf Augenhöhe kämpfen", lautet der optimistische Ausblick des Österreichers.