Die Formel 1 soll gefährlicher werden. Das forderte Kimi Räikkönen und trat eine Diskussion los. Von "völlig richtig" bis "unverantwortlich" bildete das Meinungsspektrum alles ab. Liegt der Finne richtig? Die potentiellen Gefahrenquellen jedenfalls sind bereits groß genug - von Feuern, Flitzern und Federn.

5. Unfall durch technischen Defekt

Fernando Alonsos Crash bei den Testfahrten in Barcelona 2015, Foto: Sutton
Fernando Alonsos Crash bei den Testfahrten in Barcelona 2015, Foto: Sutton

Sie treten häufig auf, kündigen sich nicht immer an, degradieren selbst die talentiertesten Fahrer der Welt zu Passagieren und führen zu folgenschweren Horrorcrashs. Diese Kombination aller Faktoren macht technische Defekte zur größten Gefahr in der Formel 1. Das galt beim tödlichen Unfall von Ayrton Senna in Imola 1994 bis zu Fernando Alonsos Crash bei den diesjährigen Testfahrten in Barcelona. Beiden gemein sind die mysteriösen Umstände. Abschließend bestätigt wurden diese in keinem Fall. Beide werden allerdings auf technisches Versagen zurückgeführt. Im Fall Senna gilt inzwischen eine defekte Lenksäule als wahrscheinlichste Theorie. Alonso sprach bei seinem Unfall ebenfalls von einer schwergängigen Lenkung.

Auf einen technischen Defekt zurückgeführt wurde auch Ralf Schumachers mehrfacher seitlicher Überschlag bei Testfahrten in Monza 2003, ein Jahr später sorgte ein Reifenschaden für einen 330-km/h-Einschlag in die Mauern des Ovals von Indianapolis. In beiden Fällen erlitt Schumacher schwere Gehirnerschütterungen, beim US-Crash zusätzlich zwei Wirbelbrüche. Ebenfalls nur Passagier war Bruder Michael bei seinem Unfall in Silverstone 1999, bei dem er sich ein Bein brach. Auch hier wurde kontrovers diskutiert, welcher Defekt nun wirklich das Bremsversagen ausgelöst hatte, technischen Ursprungs war er jedenfalls.

4. Verrückte Ereignisse

Robert Kubica war 2008 in Kanada nicht allein, Foto: Sutton
Robert Kubica war 2008 in Kanada nicht allein, Foto: Sutton

Sie sind selten, ja. Aber die Gefahr lauert im Überraschungsmoment. Wenn plötzlich ein Bolide quer über die Strecke den Hang hinunter rollt, wie 2013 ein Marussia auf dem Nürburgring, gehört das nicht zu den Gefahren, für die sich Teams und Fahrer gründlich wappnen. Immerhin blieb das Schicksal hier genauso gnädig, wie bei diversen ungebetenen Streckeninspekteuren - ob Mensch, ob Tier. Da waren der Flitzer von Shanghai 2015, der Mann im weißen Cape in Hockenheim 2000, der verwirrte Priester in Silverstone 2003 und der ungebetene Gast in Barcelona 2004. Tierisch gefährlich wird es regelmäßig in Silverstone und Montreal. Die britischen Hasen und kanadischen Murmeltiere gehören fast zum Streckeninventar. Für mehr Erstaunen sorgten da die Hunde auf der Strecke beim Training in Indien 2011.

Manch anderer kurioser Zwischenfall sorgte für Schlimmeres. 2009 knallte Felipe Massa in Ungarn eine aufgeschleuderte Stahlfeder auf das Visier. Mit einem Schnitt an der Stirn und einem Knochenbruch kam er glimpflicher davon, als es die ersten Bilder fürchten ließen. Damit nicht genug, gab es in Singapur 2008 einen viel gefährlicheren Typ ungewöhnlicher Ereignisse: Vorsatz. Gewisse Herren am Kommandostand Renaults ordneten einen Crash Nelson Piquet Juniors an, um Fernando Alonso durch ein Safety Car zum Sieg zu verhelfen. Zu fragwürdigem Ruhm gelangen wiederholt Gullydeckel. Sie sorgten für Trainingsunterbrechungen in Istanbul 2007 und Monaco 2008 und die dortigen Crashs von David Coulthard 2008 und Rubens Barrichello 2010.

3. Naturgewalten

In Malaysia 2009 wurde das Rennen sogar abgebrochen, Foto: Sutton
In Malaysia 2009 wurde das Rennen sogar abgebrochen, Foto: Sutton

Vom Regen in die Traufe. In Sachen Naturgewalten sorgt nichts für mehr Gefahr als eine nasse Fahrbahn. Ob plötzliches Aquaplaning durch Platzregen oder die "Schmierseife" auf einer abtrocknenden Strecke - beides wünscht sich niemand. Jules Bianchi verunglückte 2014 im Regenchaos von Suzuka schwer, prallte auf einen Bergungskran. Mitte Juli erlag der Franzose nach neun Monaten im Koma seinen Verletzungen. Zusätzlich zum Regen erhöhten in Japan Dunkelheit und zu hohe Geschwindigkeit das Risiko. Wegen zahlloser Ausfälle erlangten dagegen die Rutschpartien von Sepang und Interlagos im Jahr 2001 Berühmtheit. 2011 sorgte eine Regenunterbrechung in Kanada für einen neuen Rekord in puncto Renndauer. Neben den rutschigen Streckenverhältnissen selbst beeinträchtigen bei Regen zusätzlich Gischt und Nebel die Sicht. So kam es in Spa 1998 neben einem Massencrash zum berüchtigten Auffahrunfall zwischen Michael Schumacher und David Coulthard.

Japan wurde derweil mehrfach von Taifunen torpediert. 2004 und 2010 konnte die Qualifikation erst Sonntagmorgen starten. Noch exklusivere Naturgewalten führten in der Historie zu diversen Absagen: 2009 sorgte ein Sandsturm für eine Unterbrechung der Testfahrten in Bahrain, 1985 brach in Spa während des Trainings der Asphalt auf, sodass das Rennen verschoben wurde. Nichts Neues übrigens für die Belgier: Zwölf Jahre zuvor hatte sich in Zolder dasselbe zugetragen, damals fand der Grand Prix jedoch statt. Auch 2005 gab es Probleme mit dem Belag. In Kanada ging es nach Ausbesserungen ebenfalls weiter. Beim Frankreich GP 1959 war es sogar derart heiß, dass nicht nur der Asphalt zu schmelzen begann, sondern mehrere Fahrer dehydrierten.

2. Kollision & Überschlag

Alex Wurz hatte 1998 in Kanada diesen spektakulären Unfall, Foto: Sutton
Alex Wurz hatte 1998 in Kanada diesen spektakulären Unfall, Foto: Sutton

Die klassische Kollision darf bei den größten Gefahren nicht fehlen, sei es durch selbst verschuldeten Fahrfehler oder als normalen Rennunfall. Besonders heikel wird es in der modernen F1, wenn die Boliden quer übereinander schießen. So geschehen 2012 in Spa, als Romain Grosjean - damals noch der "Verrückte von Kurve eins" - durch eine ungestüme Aktion mit seinem Lotus nur knapp am Kopf Fernando Alonsos vorbeischrammte. Diverse Änderungen der Nasenkonstruktionsregeln sollten spätestens seitdem Abhilfe schaffen, doch kam es 2015 zwischen Kimi Räikkönen und Alonso in Österreich zu einer Kopie des Belgien-Unfalls. Mindestens genauso dramatisch sieht es aus, wenn sich die Autos überschlagen. In der jüngeren Vergangenheit betroffen: Massa bei seiner Überkopf-Rutschpartie in Hockenheim 2014, Esteban Gutierrez in Bahrain, ebenfalls 2014, nachdem Pastor Maldonado ihn auf die Hörner genommen hatte und Robert Kubica per Mehrfach-Pirouette nach einem 300-km/h-Mauerkuss in Kanada 2007.

Genauso glimpflich und spektakulär wie diese endeten kuriose Auffahrunfälle wie die von Michael Schumacher in Singapur 2011 und 2012 oder zuletzt Max Verstappen und Romain Grosjean beim Monaco GP 2015. Ferrari-Fans denken zudem voller Graus zurück an die Startkollisionen in Hockenheim Anfang des Jahrtausends oder den Tunnel-Crash mit Montoya in Monaco 2004. Wenig glücklich endete Timo Glocks Unfall nach einem Fahrfehler in Suzuka 2009. Beim seinem Einschlag riss ein Flügelteil eine Fleischwunde in den Unterschenkel des Deutschen.

1. Feuer

Das Feuer bei Williams 2012, Foto: Sutton
Das Feuer bei Williams 2012, Foto: Sutton

Niki Lauda. Das ist der Name, an den jeder denkt, geht es um Feuer-Unfälle in der Formel 1. Der schreckliche Brand am Ferrari des Österreichers auf der Nordschleife 1976 ist allerdings nur der negative Höhepunkt in der Geschichte. Brandheiße Zwischenfälle gab es mehr als genug. Grob lassen sie sich in zwei Gruppen einordnen. Zunächst die klassische Variante, nach einem Unfall oder einem Motorschaden - besonders beeindruckend der zur Feuerwalze gewordene Ligier von Pedro Diniz in Argentinien 1996. Jackie Ickx erwischte es doppelt. 1970 rollte er durch eine Kollision auf dem Circuito del Jarama einen Flammenteppich aus und erlitt Verbrennungen, 1976 stellte er in Watkins Glen seinen lichterloh brennenden Boliden auf der Strecke ab. Prominente Beispiele rühren auch aus der jüngeren Vergangenheit, Lotus sei Dank: Heikki Kovalainen 2010 in Singapur, Nick Heidfeld 2011 in Ungarn und Spanien sowie zuletzt Pastor Maldonado 2014 in Abu Dhabi.

Dank klarer Vorgaben, wie schnell sich die Fahrer aus dem Cockpit befreien müssen, bleiben solche Vorfälle inzwischen ohne Folgen. Noch heute gefährlich, aber selten, ist dagegen Variante zwei: Feuer-Inferno in der Boxengasse. Wer erinnert sich nicht an lodernden Flammen und Rauchschwaden über der Benetton-Box 1994 beim Stopp von Jos Verstappen? Ein Jahr später blühte Eddie Irvine in Spa dasselbe Schicksal. 2003 erlebte Michael Schumacher in Österreich ähnliches. Seit 2010 dämmt das Nachtankverbot die Gefahren ein. Dennoch verursachte 2012 eine defekte Benzinanlage eine Explosion in der Williams-Garage, verletzte mehrere Mitarbeiter und zerstörte die Ausstattung.