Der Start war der Schlüsselpunkt des Ungarn GPs. Wie schon beim Großbritannien GP fielen beide Mercedes-Piloten zurück. Während in Silverstone Felipe Massa und Valtteri Bottas in ihren Williams an die Spitze stürmten, gelang es in Budapest den Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen, das Weltmeisterteam zu überrumpeln.

In Silverstone hatten die Mercedes-Piloten in dirty air keine Chance, an den Williams vorbeizugehen. Auf dem Hungaroring kam es sogar noch schlimmer: Die Ferrari konnten in clean air den Mercedes davonziehen. Wären Hamilton und Rosberg vorne geblieben, hätten sie wohl ungefährdet ihren Sieg nach Hause gefahren.

"Ich glaube, es wird unterschätzt, wie sehr sie [die Starts] die Rennen beeinflussen, aber wir warden sehen", sagte Weltmeister Lewis Hamilton in Hinblick auf die neuen Regeln. Hamilton versuchte sowohl bei seinem Heimrennen, als auch in Ungarn so schnell wie möglich wieder nach vorne zu kommen - weil er weiß, dass es von Runde zu Runde schwieriger wird. Beide Male riskierte er zu viel und verlor Positionen.

Weil Mercedes mit dem aktuellen Startprozedere zweimal hintereinander größere Probleme hatte, blickt Mercedes Motorsportchef Toto Wolff mit Galgenhumor auf die Änderungen. "Schlechter kann es ja nicht werden", scherzte er nach dem Ungarn GP. Allerdings ist auch dem Österreicher bewusst, welch große Auswirkung die 'nicht akzeptablen' Starts auf die letzten Rennen hatten: "Das hat das ganze Chaos ausgelöst."

Wolff: Kein einzelner Grund für schlechte Starts

Wolff verspricht deshalb, dass die Starts genauer analysiert werden. Einfach wird es aber nicht werden. "Es gibt wohl keinen einzelnen Grund dafür, es sind eher mehrere", meint Wolff. Bei Lewis Hamilton war die zusätzliche Einführungsrunde in Ungarn für die durchdrehenden Reifen verantwortlich. Durch den zusätzlichen Start wurde die Kupplung zu heiß.

Zum zweiten Mal in Folge fielen die Mercedes am Start zurück, Foto: Sutton
Zum zweiten Mal in Folge fielen die Mercedes am Start zurück, Foto: Sutton

Doch ab Spa könnte sich am Start noch mehr verschieben. "Ich glaube, es wird in Sachen unvorhersehbare Starts schlimmer", meint Hamilton. "Was nach diesem Rennen passieren wird, wird sehr interessant sein, weil ich nicht glaube, dass es so bleiben wird."

Nach der technischen Direktive, die Charlie Whiting vor einigen Wochen an die Teams ausgesandt hat, darf der Schleifpunkt der Kupplung nach dem ersten Verlassen der Boxengasse am Sonntag nicht mehr justiert werden. Außerdem dürfen die Piloten keinerlei Informationen mehr über das Startprozedere von ihrem Renningenieur über den Boxenfunk erhalten. Weder über den Ablauf, noch über irgendwelche technische Daten.

"Mein Ingenieur hat schon gesagt, dass er vor dem Rennen die Füße auf den Tisch legt, sich eine Zigarette anzündet, sich einen Kaffee holt und zuschaut", scherzt Rosberg. Doch ganz so lustig könnte es für Mercedes tatsächlich nicht werden.

"Es kann sein, dass sich an den Starts nichts ändert, sie könnten aber auch desaströs sein", meint Hamilton. "Manche werden desaströse Starts hinlegen, andere gute Starts. Es könnte sich ein bisschen mehr Durchmischen, wer weiß? Ich freue mich darauf, es zu sehen, aber ich vermute, dass es anfangs noch nicht richtig sein wird und wir es anpassen müssen."

Lotus-Pilot Pastor Maldonado hat ähnliche Befürchtungen wie Lewis Hamilton. "Das Auto ist nicht designt, um den Start so durchzuführen, wie ihn die FIA will. Das hier ist nicht GP2. Vielleicht sind wir in Spa gar nicht in der Lage, einen ordentlichen Start hinzulegen", mahnt der Venezolaner. In der GP2 müssen die Piloten das Startprozedere zu 100 Prozent selbst einleiten. Es kommt zu deutlich mehr Verschiebungen als in der Formel 1.

Mercedes: Kein Filmtag vor Belgien

Das neue Startprozedere könnte die Mercedes-Dominanz ernsthaft gefährden. Sobald der Silberpfeil im Verkehr fährt, ist auch das Über-Auto nur noch ein normales Formel-1-Auto. Außerdem machen dann auch die Piloten mehr Fehler.

Zwar hat Mercedes wie die meisten anderen Teams das neue Startprozedere in Ungarn geprobt, doch eine perfekte Vorbereitung waren die Freien Trainings auch nicht. Nico Rosberg machte zudem Trockenübungen im Cockpit. "Das reicht aber auf keinen Fall, da muss man noch etwas machen", ist sich der WM-Zweite sicher.

Besonders viel Gelegenheit hat Mercedes aber nicht, um das neue Prozedere zu perfektionieren. Bis Spa sind zwar noch vier Wochen hin, doch davon muss die Fabrik 14 Tage komplett geschlossen bleiben. Auf der Strecke können mögliche Änderungen ohnehin nicht getestet werden. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com hat Mercedes zwar noch einen von zwei Filmtagen in diesem Jahr offen, doch der zweite soll nicht vor Belgien erfolgen. Abgesehen von Filmtagen gibt es keine Möglichkeit, die aktuellen Fahrzeuge zu testen.