1. Wieso hat Sebastian Vettel in Ungarn Geschichte geschrieben?

Zum allerersten Mal stand Sebastian Vettel in Ungarn auf dem obersten Podest. Beim insgesamt neunten Anlauf klappte es nun und das mit einem Ausrufezeichen. Mit seinem 41. Sieg in der Formel 1 zog der Heppenheimer mit Ayrton Senna gleich. Nun liegt er auf Rang drei der ewigen Bestenliste und hat lediglich Alain Prost mit 51 Erfolgen und Michael Schumacher vor sich. Sein Idol aus Kindertagen wird allerdings schwierig einzuholen, denn der Rekordweltmeister feierte in seiner Karriere 91 Siege - bisher 50 mehr als Vettel.

2. Was lief bei Lewis Hamilton schief?

Im Kiesbett fing alles an, Foto: Sutton
Im Kiesbett fing alles an, Foto: Sutton

Für den Weltmeister war es ein Sonntag zum Vergessen. Von der Pole Positon fiel er sofort auf Rang vier zurück und landete kurze Zeit später im Kiesbett. Der frustrierende Zwischenstand nach einer Runde: Rang zehn. Mühsam arbeitete sich der Brite wieder nach vorne, doch erst das Safety Car brachte ihn in Schlagdistanz zur Spitze - zumindest kurz. Nach dem Re-Start lieferte sich der Weltmeister einen erbitterten Zweikampf mit Daniel Ricciardo, der in einer Kollision endete. Nach Ansicht der Stewards die Schuld des Briten und so hieß es zur Durchfahrtsstrafe antreten.

Wieder zurück auf der Strecke arbeitete sich Hamilton noch von Platz 13 zurück auf den sechsten Rang und entging einer weiteren Strafe für die Missachtung der Tracklimits. "Ich habe keine Worte dafür, es war einfach eine wirklich schlechte Leistung von mir und Fehler wo man hinsieht. Ich weiß nicht, ob es fehlende Konzentration war", erklärte der Mercedes-Pilot nach dem Rennen.

3. Wie kam Daniil Kvyat auf das Podest?

Daniil Kvyat feierte seinen ersten Podestplatz in der Formel 1, Foto: Sutton
Daniil Kvyat feierte seinen ersten Podestplatz in der Formel 1, Foto: Sutton

"Im ersten Stint dachte ich schon, mein Rennen sei vorbei, da ich Vibrationen durch einen Bremsplatten hatte", war Daniil Kvyat nach seinem ersten Podest komplett überrascht. Tatsächlich kam sein zweiter Platz mehr als überraschend, denn während des Rennens lag der Russe zumeist rund um den achten Rang und somit weit entfernt von den Top-3.

Das Safety Car und die folgenden Zwischenfälle brachten für den Red Bull-Piloten die Wende. In seinem Zweikampf mit Valtteri Bottas beschädigte sich der Finne den Reifen, Lewis Hamilton fiel durch seine Durchfahrtsstrafe zurück und schließlich verhalf ihm Teamkollege Daniel Ricciardo durch seine Berührung mit Nico Rosberg zu Rang zwei. Selbst eine Zehn-Sekunden-Strafe aufgrund von Missachtung der Tracklimits konnte an diesem Ergebnis nichts mehr ändern.

4. Warum schied Kimi Räikkönen aus?

Auch der Neustart des Motors blieb erfolglos, Foto: Sutton
Auch der Neustart des Motors blieb erfolglos, Foto: Sutton

Blitzstart, Frustende. Kimi Räikkönen lag auf einem sicher geglaubten zweiten Rang, als sein Ferrari plötzlich merkwürdige Geräusche von sich gab. Es wurde schlimmer und schlimmer und schließlich war klar: die MGU-K hatte ihren Geist aufgegeben und der Finne war mit 160 PS weniger unterwegs. Stück für Stück holte der überrundete Fernando Alonso auf und ging schließlich vorbei. Das alles war aber kein Drama, wie Räikkönen nachher feststellte. Auf der ganzen Runde waren wir überraschenderweise gar nicht mal so schlecht."

Dramatisch wurde es allerdings, als das Safety Car auf die Strecke kam und der Finne nach dem Re-Start zur leichten Beute für die Konkurrenz wurde. Bereits auf Rang fünf zurückgefallen, steuerte der Finne die Box an. Ein Reset des Motors sollte helfen - ohne Erfolg. In Runde 55 war das Rennen für Räikkönen beendet.

5. Wieso gab es eine zusätzliche Einführungsrunde?

Felipe Massa sorgte für einen Startabbruch, Foto: Sutton
Felipe Massa sorgte für einen Startabbruch, Foto: Sutton

Auslöser für das Chaos am Start war Felipe Massa. Als sich alle Piloten in der Startaufstellung eingefunden hatten, blinkte die Ampel plötzlich gelb. Zum Start in die neue Einführungsrunde waren aber alle Fahrzeuge angetreten und die Verwirrung war zunächst groß. Kurze Zeit später folgte die Auflösung. Williams-Pilot Massa stand falsch in der Startaufstellung. Für seinen Patzer wurde der Brasilianer mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt, die er beim ersten Stopp abbüßte.

6. Warum flog Nico Hülkenberg so spektakulär ab?

Nico Hülkenberg flog bei Höchstgeschwindigkeit ab, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg flog bei Höchstgeschwindigkeit ab, Foto: Sutton

Rauchende Reifen, fliegende Teile und ein geradeaus schießender Force India von Nico Hülkenberg. Bei rund 320 km/h brach ohne wirkliche Vorwarnung der Frontflügel ab und rutschte unter das Auto. "Es gab brutale Vibrationen kurz bevor er abbrach und danach ging es für mich geradeaus in die Streckenbegrenzung", schilderte Hülkenberg. Durch den Flügel unter der Front verloren die Vorderräder die Bodenhaftung und der Einschlag war unvermeidlich.

Aktuell untersucht Force India die Gründe. Gegenüber Autosport erklärte Geschäftsführer Otmar Szafnauer die einzigartigen Kerbs des Hungarorings könnten ein Auslöser gewesen sein. Hülkenberg selbst überstand den Einschlag unbeschadet und zeigte sich entspannt. "Der letztliche Einschlag war nicht so schlimm, denn dieser Teil der Strecke ist gut abgesichert und hat die Energie gut absorbiert." Hülkenberg lag bei seinem Ausfall auf dem siebten Rang.

7. Wofür hagelte es Strafen?

Der ungekürte Strafenkönig: Pastor Maldonado, Foto: Sutton
Der ungekürte Strafenkönig: Pastor Maldonado, Foto: Sutton

Während des Ungarn GP waren die Stewards gefragte Leute. Es hagelte Strafen am laufenden Band. Vier Piloten mussten eine Ehrenrunde durch die Boxengasse drehen, hinzu kamen verschiedene Zeitstrafen - darunter die falsche Startposition von Felipe Massa, Unsafe Release bei Romain Grosjean oder das Abkürzen der Strecke von Daniil Kvyat.

An vorderster Strafen-Front kämpfte Pastor Maldonado, der insgesamt zu zwei Durchfahrtsstrafen antreten musste dazu noch eine Zehn-Sekunden-Strafe für Überholen unter dem Safety Car aufgebrummt bekam. Interessant: Eine seiner Durchfahrtsstrafen bekam er für zu hohes Tempo in der Boxengasse. Kimi Räikkönen erhielt für das gleiche Vergehen lediglich eine Zeitstrafe von fünf Sekunden. Der Unterschied: Während der Finne das Limit lediglich 2,4 km/h überschritt, war Maldonado gleich 11,6 km/h zu schnell.

8. Wieso blieb Williams punktelos?

Valtteri Bottas holte sich im Zweikampf einen Reifenschaden, Foto: Sutton
Valtteri Bottas holte sich im Zweikampf einen Reifenschaden, Foto: Sutton

Es ging angesichts der Vielzahl außergewöhnlicher Ereignisse im Rennen unter: Das Williams-Team, in den letzten drei Rennen stets mit über 20 WM-Punkten, verlässt Ungarn ohne Zähler. Felipe Massa wurde Zwölfter, Valtteri Bottas Dreizehnter. Dabei hatten die beiden nach dem Qualifying die Positionen sechs und acht. Doch schon zu Beginn des Rennens gab es Probleme. Massa erhielt eine 5-Sekunden-Strafe, weil er seine Startposition nicht korrekt eingenommen hatte.

Anschließend hing der Brasilianer im Verkehr fest. Bottas holte sich einen Reifenschaden ab und fiel dadurch zurück. Letztlich war an diesem ereignisreichen Sonntag auch das Glück nicht auf Seiten des Teams. Hinzu kam, dass andere Teams, die sonst gleichwertig oder gar schwächer sind - wie etwa Red Bull oder Ferrari - in Ungarn einfach stärker waren als Williams.

9. Welche Mercedes-Serien gingen zu Ende?

Nico Rosberg hatte bis zu diesem Reifenschaden eine Siegchance, Foto: Sutton
Nico Rosberg hatte bis zu diesem Reifenschaden eine Siegchance, Foto: Sutton

Mercedes musste eine Pleite historischen Ausmaßes hinnehmen. Zum ersten Mal seit 28 Rennen und damit zum ersten Mal in der Hybrid-Ära der Formel 1, die 2014 beim Australien GP begonnen hat, stand kein Silberpfeil-Pilot auf dem Podium. Außerdem endeten die Serien für gewonnene Rennen (7) und angeführte Rennen (28). Auch für Lewis Hamilton persönlich ging ein Erfolgslauf zu Ende: Der Brite hatte 18 Grands Prix en suite angeführt und damit einen neuen Formel-1-Rekord aufgestellt, in Budapest lag er jedoch zu keinem Zeitpunkt an der Spitze des Feldes. Ein paar Mercedes-Serien laufen aber auch nach der Pleite vom Hungaroring weiter:

  • Pole Positions: Hamilton 6 (Rekord: Senna 8) / Mercedes 21 (Rekord: Williams 24)
  • Erste Startreihe: Hamilton 18, Rosberg 6 (Rekord: Senna 24) / Mercedes 21 (Rekord: Williams 35)
  • Rennen in den Punkten: Hamilton 17, Rosberg 10 (Rekord: Räikkönen 27) / Mercedes 49 (Rekord: Ferrari 81)

10. Wie schaffte Fernando Alonso den Sprung auf Platz 5?

Fernando Alonso holte das bisher beste Ergebnis für McLaren-Honda der Neuzeit, Foto: Sutton
Fernando Alonso holte das bisher beste Ergebnis für McLaren-Honda der Neuzeit, Foto: Sutton

Für McLaren-Honda war der Ungarn GP ein großer Erfolg. Fernando Alonso fuhr mit Platz fünf das beste Ergebnis der noch jungen Ehe ein. Dabei profitierte er in erster Linie von den vielen Vorfällen vor ihm. Der Spanier konnte sich erfolgreich aus allem raushalten und machte Position um Position gut. Schon am Start ging es drei Plätze nach vorn, nach dem ersten Stopp richtete sich der Spanier auf dem zehnten Platz ein.

Entscheidend war, dass er beim letzten Boxenstopp unter SC weiche Reifen bekam. Das erlaubte ihm, im letzten Stint attackieren zu können. Aus diversen Scharmüzeln vor ihm zog er dann immer wieder Profit. "Wir haben alle Gelegenheiten genutzt, die wir kriegen konnten", so der noch zwei Tage 33-Jährige. Ein wichtiges Überholmanöver zeigte er gegen Carlos Sainz Jr., der den Betrieb dahinter aufhielt. Einmal an seinem Landsmann vorbei, hatte Alonso den Rücken frei und konnte sogar noch Jagd auf Max Verstappen machen, begnügte sich dann aber mit Platz fünf.

11. Wieso fuhr das Feld durch die Boxengasse?

Nachdem Nico Hülkenberg über seinen eigenen Frontflügel gefahren und im Reifenstapel gelandet war, rückte das Safety Car aus. Der Unfall des Deutschen geschah auf der Start- und Zielgerade, die parallel zur Boxengasse verläuft. In diesem Fall war es sinnvoll, die Piloten durch die Pit Lane zu führen. Dadurch konnten die von Hülkenberg verlorenen und anschließend unfreiwillig verstreuten Teile seines Force India problemlos aufgesammelt werden.