Rund muss er sein, mit einem Loch in der Mitte. Wäre die Reifenfrage in der Formel 1 doch nur so einfach wie dieses alte, flapsige Anforderungsprofil an einen Rennreifen. Tatsächlich läuft in der F1 zurzeit eine Debatte darüber, was so ein Reifen vor allem leisten muss. Soll er schnell verschleißen oder langsam, größer werden, für viel Spektakel sorgen oder einfach maximale Sicherheit bieten. Und nicht zuletzt: Soll es überhaupt weiter nur einen Lieferanten geben?

Aktuell ist das Pirelli, doch hat Michelin bereits angekündigt für den Reifenvertrag ab 2017 zu kandidieren. Anders als die Italiener planen die Franzosen 18-Zoll-Pneus, die exakt einen Stopp pro Rennen erfordern. Pirelli nickt schlicht den Weg, den die Formel 1 bevorzugt. Doch welcher ist das? Dazu haben sich in Ungarn mehrere Teamchefs geäußert.

"Zunächst solltest du deinen aktuellen Partner schätzen. Wir sind mit Pirelli durch verschiedene Phasen gegangen uns sie haben eine schwierige Aufgabe damit, zu erfüllen, was gerade angesagt ist. Wir wollen mehr Stopps und einen spektakulären Reifen, der schnell Grip verliert. Ja. Aber das hatten wir vor ein paar Jahren und haben es nicht gemocht", warnt Mercedes' Toto Wolff vor voreiligen Entscheidungen. Für einen Reifenhersteller stehe die Sicherheit ohnehin immer an erster Stelle. Das führe allerdings zu zu wenigen Stopps.

In der Formel E liefert Michelin bereits deutlich größere Reifen , Foto: Michelin
In der Formel E liefert Michelin bereits deutlich größere Reifen , Foto: Michelin

Sauber: Ein Reifenkrieg hat auch Vorteile

Deshalb müsse man sich jetzt ganz einfach gemeinsam mit Pirelli darauf konzentrieren, eine Lösung für das nächste Jahr der Partnerschaft, 2016, zu finden, um das beste Produkt für die bestmögliche Show zu erhalten. "Alles, was darüber hinaus geschieht, entzieht sich unserem Einfluss, weil sich die Entscheidung zwischen der FIA und dem kommerziellen Rechteinhaber abspielt", sagt Wolff.

Die Möglichkeit eines Reifenkriegs 2.0 stand zuletzt noch im Raum, doch scheint diese Möglichkeit aufgrund des Ausschreibungssystems unwahrscheinlich. "Es gibt nur eine Ausschreibung für einen Hersteller", bestätigt Monisha Kaltenborn.dass es eine Ausschreibung für einen gibt. "Man kann es sicherlich ändern, nur müssen die Entscheidungsträger das wollen. Ich persönlich würde es nicht schlecht finden. Man sollte das nicht immer negativ sehen mit dem Schlagwort 'Reifenkrieg'. Das war eine gewollte Folge", sagt die Sauber-Teamchefin auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Drohende Kosten durch eine Entwicklungsschlacht könne man schließlich per Reglement unterbinden.

Für Manor geht es in erster Linie ums Geld, Foto: Sutton
Für Manor geht es in erster Linie ums Geld, Foto: Sutton

Manor schaut durch die Finanzbrille

Ohnehin: das liebe Geld spielt auch in dieser Angelegenheit für fast alle Teamchefs mal wieder die Hauptrolle. "Wir haben damals die Reifen umsonst bekommen und sogar für das Marketing, das wir betrieben haben, Geld erhalten. Insofern würde ich einen solchen Wettbewerb durchaus auch begrüßen. Denn Wettbewerb ist ja grundsätzlich gut", sagt Kaltenborn.

"Aus kommerzieller Sicht ist es natürlich besser für die Teams, je mehr Geld sie von einem Hersteller bekommen", ergänzt Franz Tost. Wie Wolff erinnert allerdings auch der Toro-Rosso-Chef an die Verdienste Pirelli: "Sie machen einen richtig guten Job, wir haben keine Probleme mit den Reifen." Kaum überraschend stimmt Manors Graeme Lowdon seinem Vorredner zu. "Ich denke, dass das kommerzielle Angebot extrem wichtig ist", sagt der Sportdirektor des finanzschwächsten Teams der Formel 1. Konrekt wird Lowdon allerdings nicht. "Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir das richtige kommerzielle Paket am Start haben", sagt er.

Christian Horner nerven die Geld-Debatten - man müsse sich vielmehr um das Spektakel kümmern, Foto: Sutton
Christian Horner nerven die Geld-Debatten - man müsse sich vielmehr um das Spektakel kümmern, Foto: Sutton

Red Bull grätscht Michelin ab

Red Bulls Christian Horner scheint das ganz Finanz-Geplappler derweil gar nicht zu schmecken. "Was wir immer sagen ist, dass wer auch immer am meisten Cash zahlt, hier sitzen soll und wir sagen, dass wir ihn lieben und denken, dass er der richtige Zulieferer für die Formel 1 ist. Aber ich denke, dass es um mehr geht", stellt Horner klar. Als einziger wird der RB-Teamchef dann sehr konkret und grätscht so Michelin ab.

"Eine 18-Zoll-Felge und ein Einstopper wird gar nichts zu dem Spektakel eines Grand Prix beitragen. Wir müssen das Gegenteil machen: Zwei- bis Drei-Stopp-Rennen bekommen, kontrollierten Reifenabbau, vielleicht mehr Auswahl für die Teams in Sachen Reifenmischungen, die sie zu einem Rennen mitbringen dürfen, alle diese Dinge, über die wir gerade reden. Ich denke, dass Pirelli da seit sie in der F1 sind einen guten Job machen und die F1 in harten wie in guten Zeiten unterstützt haben", sagt Horner. Er hoffe, dass Pirelli auch 2017 erfolgreich sein werden, wenn die große Reglementänderung in der Formel 1 anstehe. Ein klarer Fingerzeig.

Verhandlungsbeginn nicht vor September

Die für September angesetzte Entscheidung, wer den Zuschlag bekommt oder ob es 2017 gar zwei Reifenhersteller in der F1 geben könnte, ist laut Paul Hembery eher unwahrscheinlich. "Wir haben noch nicht einmal mit den Verhandlungen begonnen", so der Brite. "Ich denke, wir beginnen im September damit. Wir haben ja jetzt Urlaub." Er stellte einmal mehr klar, dass Pirelli nicht um jeden Preis in der F1 bleiben wird. "Wir bleiben nur dann in der Formel 1, wenn es aus einem ökonomischen Standpunkt Sinn für uns macht und, wenn uns die F1 auch weiterhin haben will.

Selbstkritisch setzt man sich bei Pirelli mit den aktuellen Reifen auseinander. Hembery selbst räumte kürzlich ein, dass man beim Reifenhersteller höhere Geschwindigkeiten für 2015 erwartet hätte. Demnach seien die Mischungen zu konservativ ausgefallen. "Wir haben aber eine Vielzahl an Ideen, die wir implementieren möchten", so Hembery. "Die weichen Reifen, die wir auf Straßenkursen benutzen, benötigen etwas mehr Aufmerksamkeit. In Monaco, Kanada und Singapur braucht man wirklich sehr weiche Mischungen, weicher als die super-weichen Reifen, die wir heutzutage nutzen. Zeitgleich müssten die harten Reifen näher an der Medium-Mischung sein."