Wow, diese FIA-Pressekonferenz hatte es wahrlich in sich. Eigentlich sind die Teamchef- und Techniker-PKs am Freitag ja eher von der trockenen Sorte. Aber diesmal ging's richtig rund. Einige unserer Kollegen bezeichneten die Pressekonferenz noch während sie lief als die lustigste seit langer Zeit.

Das Transkript umfasst unglaubliche 7.440 Wörter oder 39.986 Zeichen. Manche der Aussagen lassen jedoch vermuten, dass einige Wörter unausgesprochen blieben. Wir werfen einen Blick in die Gedanken der Teamchefs und was sie wirklich meinten. Und bevor es jetzt gleich wieder heißt, wir seien zu negativ - das ist natürlich alles nur Spaß... ;o)

Manchmal will man nicht mehr zuhören..., Foto: Sutton
Manchmal will man nicht mehr zuhören..., Foto: Sutton

Claire Williams: "Das Meeting [der Strategiegruppe] war ein langes, aber die allgemeine Ansicht war, dass es einen echten Appetit gibt, um Änderungen an der Formel 1 vorzunehmen, die die Show für die Fans beeinflussen."

Was Claire wirklich meint: "Wir haben, wie immer, viel Kaffee und Mineralwasser getrunken, uns die Münder fusselig gequasselt und am Ende waren wir uns einig, dass wir uns noch immer nicht einig sind."

Matthew Carter: "Es wird über viele Dinge gesprochen und manchmal passiert nicht viel."

Was Matthew wirklich meint: Damit hat der Mann tatsächlich recht!

Monisha Kaltenborn: "Da wir nicht Teil der Diskussion waren, ist es für mich schwierig, ins Detail zu gehen."

Was Monisha wirklich meint: "Ich bin immer noch sauer darüber, dass wir nicht in der Strategiegruppe mitspielen dürfen."

Frage: In den vergangenen Rennen hat nur eines eurer Autos die Zielflagge gesehen. Gibt es einen speziellen Grund dafür?
Eric Boullier: "Ich denke, es liegt an der Zuverlässigkeit."

Was Eric wirklich meint: "Die verdammte Kiste ist Müll!"

Claire Williams: "Im Moment befinden sich unsere Ideen noch im Embryonen-Stadium und wir müssen erst sicherstellen, dass wir sie gänzlich analysieren."

Was Claire wirklich meint: "Ihr würdet nicht glauben, was wir uns für einen Schmarrn ausgedacht haben! Jetzt müssen wir das erstmal in sinnvolle Worte bringen, damit das niemandem auffällt..."

Vijay kennt bei den Antworten keine Gnade, Foto: Sutton
Vijay kennt bei den Antworten keine Gnade, Foto: Sutton

Matthew Carter: "All das Negative kommt von den Medien."

Was Matthew wirklich meint: "Wir können die Schuld doch nicht auf uns selbst nehmen!"

Matthew Carter: "Ich denke, dass Bernie den Sport ermutigt. Er versucht, ihn für die Fans interessanter zu machen."

Was Matthew wirklich meint: "Ja, er macht alles immer nur für die Fans, niemals für seinen Geldbeutel. [schaut sich um] Bernie könnte ja zuhören..."

Matthew Carter: "Ihr könnt Artikel über die Technologien schreiben, die wir produzieren, über die Pferdestärken, die unsere Motoren erzeugen..."

Was Matthew wirklich meint: "Wenn wir euch die echten PS-Zahlen nennen würden, könntet ihr darüber schreiben. Aber die sind geheim!"

Frage: Wenn der CEO Ihrer Firma Ihr Auto oder Ihr Produkt als "scheiße" bezeichnen würde, würden Sie erwarten, dass er gefeuert wird?
John Booth: "Ich bin nicht sicher, dass ich angesichts unserer Wettbewerbsfähigkeit, in der besten Position bin, um diese Frage zu beantworten."

Was John wirklich meint: "Unser Auto ist doch scheiße."

Vijay Mallya: Angenommen er verkauft das Produkt, das er als Scheiße bezeichnet und damit Milliarden verdient, dann sollte er mit den Teilnehmern zusammenarbeiten, um es zu entscheißen!"

Was Vijay wirklich meint: "Hört endlich auf mit dem Scheiß!"

Lasst uns einfach Rennen fahren!, Foto: Sutton
Lasst uns einfach Rennen fahren!, Foto: Sutton

Claire Williams: "Ich hatte darauf gehofft, dass jemand eine Frage zu diesem Rennwochenende stellen würde."

Was Claire wirklich meint: "Wofür hast du so lange gebraucht?"

Claire Williams: "Ich stand heute Morgen eine Stunde und 20 Minuten im Stau und dachte mir dabei: Das ist klasse! Es zeigt, dass unser Sport gesund ist und die Menschen uns sehen wollen."

Was Claire wirklich meint: "Seht her, ihr Schreiberlinge. Das nennt man POSITIV formulieren! Aber lasst bitte Bernie nichts von dem Verkehrschaos hören..."

Was die Teamchefs sonst noch so zur Lage der Formel-1-Welt zu sagen hatten, lässt sich in den nachstehenden Artikeln nachlesen - ganz ohne unsere negative, ironische Übersetzungshilfe...

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Jetzt noch mal im Ernst. Ist alles schlecht in der Formel 1? Keinesfalls. Wird zu viel negativ geredet und geschrieben? Absolut. In vielen Fällen ist es richtig, in vielen aber auch nicht. Dieser Blog ist das perfekte Bespiel dafür. Schließlich zeigt er auf, wie einfach es ist, ein paar Aussagen aus der PK zu nehmen, etwas Lustiges dazu zu basteln und Tata: alle lachen auf Kosten der F1.

Wenn das dann auch noch seriös aufgezogen wird, statt wie in diesem Fall lustig geschieht, haben wir den Salat. Nicht umsonst sagt Toto Wolff: "Wenn man nur das Negative hervorhebt, geraten wir in eine tückische Negativspirale." Dabei sollten wir bedenken: Wer sich heute etwa über öde Rennen mit Entscheidungen an der Box beschwert, feierte diese vor einiger Zeit noch als Geniestreiche von Ross Brawn.

Ob Brawn deswegen gleich, wie mancherorts spekuliert, als letzte Rettung in die Strategiegruppe gehievt werden muss, steht wieder auf einem anderen Blatt. Wobei, vielleicht könnte er mit seiner Angelrute die schlechte Stimmung einfach verjagen!