Ende 2013 hat Mark Webber die Formel 1 verlassen. Seitdem verdient der Australien in der Sportwagenweltmeisterschaft bei Porsche seine Brötchen. Um sein Salär noch etwas aufzubessern, veröffentlicht Webber demnächst seine Biographie. Mit Spannung wird das Kapitel über seine Zeit bei Red Bull mit Sebastian Vettel erwartet.

Einen Vorgeschmack gab der neunmalige GP-Sieger nun in einer Reportage des australischen Senders ABC. Webbers Abstieg beim Formel-1-Team von Red Bull - der Konzern unterstützt ihn noch heute als Sponsor - begann mit der Ankunft von Sebastian Vettel im Jahr 2009.

"Wir hatten den Eindruck, dass Sebastian nicht glücklich war mit dem, wie die Dinge liefen, wie er geschlagen wurde. Das war nicht, was er erwartet hatte", blickt Webbers Managerin und Lebensgefährtin Ann Neal zurück.

2010 wurde die ungleiche Behandlung dann besonders deutlich für den Australier. Webber bekam nicht mehr das gleiche Material vom Team, wie er nun angibt: "Ich habe die zwei Rennen zuvor vom Start bis ins Ziel geführt und dann kommt ein neuer Flügel an und die andere Seite der Garage bekommt ihn."

Türkei der erste Bruch

Vettel und Webber kollidierten beim Türkei GP 2010, Foto: Sutton
Vettel und Webber kollidierten beim Türkei GP 2010, Foto: Sutton

Beim Großen Preis der Türkei trafen Vettel und Webber erstmals im Red Bull unsanft aufeinander. Beim Kampf um die Führung berührten sich beide, Vettel schied aus, Webber konnte noch wichtige Punkte holen. Während die Öffentlichkeit die Schuld eher bei Vettel sah, wurde bei Red Bull Webber an den Pranger gestellt.

"Dazu kam es nur wegen des schlechten Teammanagement", kritisiert Neal Teamchef Christian Horner. Neal weiter: "Man hat ihn [Vettel] einfach so damit davonkommen lassen. Wirklich? Wollt ihr ihn so davonkommen lassen?"

Vettel bekam das bessere Material, Foto: Red Bull
Vettel bekam das bessere Material, Foto: Red Bull

Anschließend war die Rollenverteilung noch klarer. Beim Großbritannien GP 2010 machte Webber seinem Unmut mit dem legendären Funkspruch 'Nicht schlecht für einen Nummer-Zwei-Fahrer' Luft. Im Qualifying musste Webber Vettel seinen Frontflügel geben, weil das Exemplar des Deutschen beschädigt war. Es war der letzte der neuen Spezifikation. Vettel stellte den Red Bull zwar auf Pole Position, Webber aber gewann das Rennen.

"Mich hat das nicht so sehr getroffen, aber die Mechaniker waren wütend", blickt Webber zurück. "Das ganze Jahr über schien es eine Agenda zu geben. Sie haben immer versucht, ihn ein bisschen glücklicher zu machen. Ich war der alte Hund. Ein Kerl, der schon abgeschlossen hatte."

Multi21 besiegelt Webber-Abschied

Webber und Vettel hatten sich nach Malaysia nicht mehr viel zu sagen, Foto: Sutton
Webber und Vettel hatten sich nach Malaysia nicht mehr viel zu sagen, Foto: Sutton

Nach der verlorenen Weltmeisterschaft schaffte es Webber nicht mehr, zurückzukommen. 2013 hätte es ein kleines Aufbäumen geben können, doch Vettel demoralisierte Webber beim Malaysia GP mit der berüchtigten 'Mulit21-Affäre' komplett.

Webber führte den GP an, Vettel fuhr auf Platz zwei. Beide Piloten wurden angewiesen, ihre Positionen zu halten. Während sich Webber daran hielt, griff Vettel an und schnappte sich den Sieg. "War ich wütend auf Seb? Ja, ein bisschen...", erinnert sich Webber zurück. "Wir sind zum Podium gegangen und er kam zu mir und meinte: 'Wir müssen reden, ich hab richtig Scheiße gebaut.' Ich habe dann zu ihm gesagt, dass wir nächste Woche reden."

Beim nächsten Rennen war bei Vettel von Reue keine Spur mehr. "Ich weiß nicht, mit wem er zwischen Malaysia und China gesprochen hat, aber die Diskussionen verliefen nicht s gut. Er sagte, er hätte vor mir großen Respekt als Fahrer, aber nicht so sehr als Person. Das hat unsere Beziehung richtig beeinträchtig. Zu dieser Zeit konnten wir kaum mehr nebeneinander stehen."

Nicht nur für Webber sei Multi21 schmerzhaft gewesen. Auch das Team musste sich eingestehen, dass sie ihre Fahrer nicht mehr unter Kontrolle hatten. "Ihnen wurde aufgezeigt, wie zahnlos sie waren", meint Webber. Während Vettel am Ende der Saison seinen vierten Titel in Folge mit Red Bull feierte, verließ Webber das Team und die Formel 1 in Richtung WEC und Porsche. "[Bei Red Bull] musste sich etwas ändern. Ich habe ihnen bei der Entscheidung geholfen und bin gegangen."

Sebastian Vettel hat übrigens keine Angst vor der Veröffentlichung von Webbers Buch. "Ich denke, jeder hat seine Seite der Geschichte, daher ist es in Ordnung, wenn er denkt, dass er seine veröffentlichen muss", so der Deutsche. "Ich denke, er veröffentlicht, wovon er glaubt, dass es veröffentlicht werden muss. Das ist kein Problem für mich."