Mit übermäßig großer Spannung wusste der Österreich GP nicht aufzuwarten. Mercedes fuhr in einer eigenen Liga und dominierte die Konkurrenz nach Belieben, sodass das logische Ergebnis ein Doppelsieg der Silberpfeile war. Dennoch gibt es einige interessante Aspekte, die einer näheren Betrachtung bedürfen - Motorsport-Magazin.com analysiert den Großen Preis von Österreich.

Rosberg gewinnt das Rennen am Start

Rosberg hatte nach dem Start die Nase vorn, Foto: Sutton
Rosberg hatte nach dem Start die Nase vorn, Foto: Sutton

Der große Triumphator am Red Bull Ring hieß nicht wie nach dem Qualifying vermutet Pole-Sitter Lewis Hamilton, sondern Nico Rosberg, dem es gelang, das Mercedes-interne Duell zu gewinnen und damit wie im Vorjahr den Sieg in Österreich davonzutragen. Die Entscheidung fiel bereits am Start: Während Hamilton nicht gut wegkam, erwischte Rosberg einen Traumstart und setzte sich noch vor der ersten Kurve an die Spitze des Feldes.

Dafür, dass Hamilton gar nicht erst dazu kam, einen Konter zu setzen, um den Platz an der Sonne zurückzuerobern, zeichnete Kimi Räikkönen verantwortlich. Nach dem Crash des Finnen mit Fernando Alonso wurde das Safety Car auf die Strecke geschickt und bewahrte Rosberg vor einer möglichen Attacke des Briten. Beim Restart gelang es dem Deutschen problemlos davonzuziehen, weshalb Hamilton stets mehr als eine Sekunde Rückstand aufwies und den Heckflügel nicht flachstellen konnte.

Rosberg gelang es in weiterer Folge, seinen Vorsprung auf mehr als vier Sekunden auszubauen, erst vor dem Boxenstopp büßte er wieder etwas Zeit ein. Der Deutsche wurde von Mercedes in Runde 33 als erster der beiden Silberpfeil-Piloten an die Box gerufen, womit er nie in Gefahr geriet, seine Führung abzugeben. Sobald Rosberg wieder auf der Strecke war, drehte er mit frischen Reifen ausgestattet die bis dahin schnellste Rennrunde und ließ dem zwei Runden nach ihm stoppenden Hamilton nicht den Funken einer Chance.

Kein Monaco-Déjà-vu

Der WM-Leader musste seine zu diesem Zeitpunkt ohnehin nur mehr geringen Siegeschancen endgültig begraben, als er bei der Boxenausfahrt die weiße Linie berührte und dafür eine Strafe in Höhe von fünf Sekunden aufgebrummt bekam, die mangels eines weiteren Stopps am Ende des Rennens zu seiner Zeit hinzuaddiert wurde. Um zu gewinnen, hätte der Brite also nicht nur seinen Rückstand auf Rosberg aufholen und den Deutschen überholen müssen, sondern ihn auch noch um fünf Sekunden distanzieren müssen. Alles andere als realistisch gegen den an diesem Nachmittag bärenstark fahrenden Rosberg.

Für Hamilton ging es somit nur mehr darum, seinen zweiten Platz abzusichern, was unter normalen Bedingungen kein Problem dargestellt hätte, da der an Position drei liegende Felipe Massa ob seiner Pace keine Gefahr darstellte. Dennoch war man im Mercedes-Lager nervös, denn wäre das Safety Car auf die Strecke geschickt worden - etwa durch einen Unfall, den es zwischen Pastor Maldonado und Max Verstappen durchaus hätte geben können -, wäre Hamiltons weit mehr als fünf Sekunden betragender Vorsprung Geschichte gewesen. Im Worst Case wäre das Rennen hinter Bernd Mayländer zuende gegangen, was wegen der dann geringen Zeitabstände sogar den Fall aus den Punkterängen zur Folge haben hätte können.

Hamilton fuhr ein einsames Rennen, Foto: Mercedes-Benz
Hamilton fuhr ein einsames Rennen, Foto: Mercedes-Benz

Bei Mercedes überlegte man deshalb lange und rechnete intensiv hin und her. Sollte man Hamilton zu einem zweiten Boxenstopp hereinholen, um die Strafe vorsichtshalber abzusitzen? Kein schlechter Plan, hätte es nicht Massa und Sebastian Vettel gegeben, hinter die Hamilton dann zurückgefallen wäre. Hamiltons Vorsprung auf den drittplatzierten Massa betrug während des gesamten Rennens weniger als 20 Sekunden. Der Brite wäre also auf jeden Fall zunächst hinter den Brasilianer zurückgerutscht, womöglich auch noch hinter Vettel. Ob es ihm gelungen wäre, trotz überlegenem Auto wieder den zweiten Platz zurückzuerobern, war alles andere als gewiss.

Schlussendlich entschloss man sich am Mercedes-Kommandostand gegen den zusätzlichen Stopp und hoffte, dass das Rennen ohne Safety Car zuende gehen würde. "Da haben wir ein Déjà-vu von Monaco bekommen, daher haben wir uns entschlossen, es nicht zu machen", erklärte Motorsportchef Toto Wolff die Entscheidung. Das Risiko machte sich bezahlt, der Poker sollte aufgehen. Bernd Mayländer musste kein weiteres Mal ausrücken und Hamilton fuhr hinter Rosberg einen sicheren zweiten Platz nach Hause.

Ferrari wirft das Podium weg

Während bei Mercedes Jubel, Trubel und Heiterkeit vorherrschten, raufte man sich bei Ferrari die Haare. Dass die Scuderia mit den Silberpfeilen nicht mithalten können würde, hatte sich bereits nach wenigen Runden abgezeichnet, doch eine Fahrt für Sebastian Vettel auf das Podium lag allemal im Bereich des Möglichen. Eigentlich lag sie sogar auf dem Präsentierteller bereit, doch Ferrari vergeigte die Chance leichtfertig.

Vettel stand zu lange an der Box, Foto: Ferrari
Vettel stand zu lange an der Box, Foto: Ferrari

Was war passiert? Vettel lag bis zu seinem Boxenstopp vor Felipe Massa auf dem dritten Rang und hatte seinen Vorsprung auf komfortable 6,5 Sekunden ausgebaut. Beim Reifenwechsel passierte dann jedoch das rennentscheidende Malheur: An Vettels rechtem Hinterrad klemmte die Radmutter, was den Deutschen schier endlos an der Box verharren ließ. Als Vettel endlich zurück auf die Strecke kam, fand er sich nur mehr an der vierten Stelle wieder, rund vier Sekunden hinter Massa.

"Wir haben einmal mehr ein Podium weggeworfen wegen eines dummen Fehlers, den wir so schnell wie möglich beheben müssen. Es ist nicht das erste Mal und das ist nicht akzeptabel", schäumte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene über das teure Missgeschick beim Boxenstopp.

Vettel gelang es in weiterer Folge zwar, sukzessive auf Massa aufzuholen, er schaffte es gegen Ende des Rennens sogar ins DRS-Fenster, an ein Überholmanöver war jedoch nicht zu denken. "Wir hatten guten Speed und waren zwei bis vier Zehntel schneller als Williams. Natürlich war das aber zu wenig, um am Schluss noch irgendwie vorbeizukommen", klagte der Heppenheimer.

Einmal mehr zeigte sich, dass Heranfahren und Überholen in der Formel 1 zwei völlig unterschiedliche Disziplinen sind. Dabei wurde Vettel im Grand Prix sogar mit 322,8 km/h geblitzt, wohingegen es Massa nur auf 318,7 km/h Top-Speed brachte, dennoch war der Unterschied zu gering, als dass ein Überholmanöver möglich gewesen wäre. "Leider waren wir nicht drei Sekunden schneller als Massa und damit ist es kein Kindergeburtstag, einfach so an ihm vorbei zu fahren", musste Vettel zerknirscht erkennen.