Nach Eddie Irvine, der jüngst in einem Podcast über den aktuellen Zustand der Formel 1 herzog, äußerte sich mit Mark Webber nun ein weiterer Pilot negativ über die Situation der Königsklasse. "Die Autos schauen nicht mehr spektakulär aus und sind vor allem zu langsam. Auch zu leise, aber vor allem zu langsam", kritisierte der Australier am Rande des Erzberg Rodeos gegenüber der Kleinen Zeitung.

Webber ist fest davon überzeugt, dass es den Fans auffällt, ob die Boliden ein paar Sekunden schneller oder langsamer über die Strecke brausen. "Wenn die Kurvengeschwindigkeit gleich wie in der GP2 ist, warum sollte ich dann Hunderte Euros für eine Formel-1-Karte ausgeben?", fragte er. "Außerdem reicht es nicht, dass nur zwei oder drei Sekunden pro Runde schneller gefahren wird. Es muss viel schneller werden. Die Formel 1 muss wieder herausragend werden."

Der ehemalige Red-Bull-Pilot beendete seine F1-Karriere vor zwei Jahren und ist mittlerweile für Porsche auf der Langstrecke unterwegs. Interesse daran, noch einmal in einen Formel-1-Boliden zu steigen, hat er nicht. "Nein, und ich glaube, auch keiner der anderen Fahrer will das", verriet er. "Ich habe mit Leuten wie Lewis Hamilton gesprochen, die Rennen gewonnen haben. Und sogar die sind frustriert."

Ein weiterer Kritikpunkt Webbers ist das Reglement, das seiner Meinung nach immer komplizierter wird und die Fans daher abschreckt. "Wer braucht diese Tokens, mit denen die Teams Entwicklungen am Motor bezahlen und bla, bla, bla?", redete er sich in Rage. "Niemand! Zum Einschlafen ist das."

Webber tanzte gerne einmal aus der Reihe, Foto: Sutton
Webber tanzte gerne einmal aus der Reihe, Foto: Sutton

Webber will Emotionen

Was der Australier ändern würde, wäre er dazu in der Lage, liegt somit auf der Hand. "Ganz klar, die Rundenzeiten drücken. Die Fahrer sollten wieder mehr die Chance bekommen, am Limit zu fahren. Jetzt kann im Rennen doch keiner über zehn, zwölf Runden Druck aufbauen. Genau das wollen die Leute sehen." Webber weiter: "Und Emotionen. Die menschliche Komponente wird viel zu stark vernachlässigt. Ich will sehen, dass der Sieger mit der Fahne seines Landes zurück in die Box fährt."

Angesichts dieser klaren Worte verwundert es nicht, dass Webber momentan wenig darauf erpicht ist, einen Grand Prix live zu verfolgen. Und auch, wer den Kanada GP gewinnt, ist ihm gleichgültig. "Ist mir völlig egal", so der 38-Jährige. "Meistens weiß ich gar nicht, dass ein Rennen stattfindet."