Aktuell können die deutschen Fans die Formel 1 auf zwei Sendern genießen: RTL überträgt Qualifying und Rennen live, dazu das dritte Freie Training zeitversetzt, Sky zeigt alle Sessions live. Doch die Verträge der beiden Sender laufen mit der Formel-1-Saison 2015 aus.

Der Kölner Express meldete in der vergangenen Woche, dass Sky RTL im Vertragspoker unter Druck setzt und die Formel 1 gerne exklusiv in Deutschland übertragen will. RTL reagierte auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com sensibel auf das Thema. "Rund und um die TV-Rechte-Verhandlungen sind im Moment einige wilde Gerüchte im Umlauf, die ich im Detail nicht kommentieren möchte", ließ Pressesprecher Matthias Bolhöfer wissen.

RTL feierte 2014 sein 400. Rennen, Foto: RTL
RTL feierte 2014 sein 400. Rennen, Foto: RTL

Auch beim Pay-TV-Sender Sky sind die Vertragsverhandlungen eine delikate Angelegenheit. "Zu Gerüchten äußern wir uns grundsätzlich nicht", heißt es. Trotzdem machen beide Sender keinen Hehl daraus, die Formel 1 auch in Zukunft gerne übertragen zu wollen. "Wir sind seit 1996 übertragender Sender der Formel 1. Wir glauben an eine erfolgreiche Zukunft der Formel 1 und wir sind natürlich interessiert daran, unseren Kunden diesen faszinierenden Sport noch lange anzubieten", so Sky-Sprecher Dirk Grosse.

Aktuell sind drei Szenarien denkbar. Erstes Szenario: Es bleibt wie es ist. RTL überträgt die Formel 1 im Free-TV, Sky für Pay-TV-Kunden werbeunterbrechungsfrei. Szenario zwei könnte sein, dass Sky die Exklusivrechte für die Formel 1 in Deutschland kauft. Der nicht-zahlende Fernsehzuschauer müsste sich am Sonntagnachmittag ein anderes Programm suchen.

Auch wenn aktuell noch keine Tendenz in eine Richtung abzusehen ist, möglich sind beide Szenarien. RTL steht etwas unter Druck, weil die Quoten der Formel 1 nach wie vor schwächeln. Auch wenn der Marktanteil der Formel-1-Übertragung weiterhin stark ist, finanziert sich der Privatsender hauptsächlich über Werbeeinnahmen, die in erster Linie von der Quote abhängig sind. Entsprechend sind für RTL die TV-Rechte auch weniger wert.

Bei Sky ist es ein wenig anders. Die Haupteinnahmequelle des Pay-TV-Senders sind zahlende Kunden. Die Quoten haben keinen großen unmittelbaren Einfluss auf das Geschäft des Senders, vielmehr die Abonnements. Und ein Abo lässt sich besser verkaufen, wenn es die Formel 1 auf keinem anderen Sender zu sehen gibt. "Exklusivrechte sind elementar im Fernsehgeschäft - vor allem beim Pay-TV", gibt Sky-Sprecher Grosse zu.

Kommt das BBC-Modell?

Bleibt noch ein drittes Szenario, über das derzeit im Paddock spekuliert wird: Sky überträgt weiterhin alle Session und Rennen, RTL nur mehr ausgewählte GPs. Ein ähnliches Modell gibt es bereits in Großbritannien. Im britischen Sky sind alle Rennwochenenden zu sehen, die BBC zeigt nur mehr zehn Rennen live. RTL ist von diesem Szenario bislang allerdings wenig angetan: "Ein solches Model kann nicht im Interesse der Zuschauer sein, die zurecht eine kontinuierliche und verlässliche Berichterstattung ihres Senders erwarten", so Bolhöfer.

Dass Sky auf die Übertragungsrechte verzichten wird, gilt als eher unwahrscheinlich. Seitdem Sky Deutschland der britischen Sendergruppe BSkyB angehört, nutzt der Sender Synergieeffekte. So werden bei den Formel-1-Übertragungen schon mal Experten oder der Touchscreen ausgeliehen. Bis die TV-Zuschauer und die jeweiligen Redaktionen Sicherheit für die nächste Saison haben, kann noch eine Weile vergehen. "Heiße Phasen können auch länger dauern", gibt Grosse zu bedenken.