Geht die Formel 1 auf 18-Zoll-Reifen oder nicht? Das ist einer der zentralen Punkte der Diskussionen der Strategy Group über das 2017er-Reglement der Formel 1. Pirelli unternahm in Monaco einen Versuchstest mit einem speziell angepassten GP2-Fahrzeug, das von Martin Brundle gesteuert wurde. Der frühere Formel-1-Pilot und Le-Mans-Sieger von 1990 kam dabei auf gute Rundenzeiten, doch sein subjektiver Fahrteindruck war wesentlich interessanter für Pirelli. Und da kam es zu einem Problem: Brundle konnte die Mauern nicht mehr richtig sehen!

Der 55-Jährige gab zu Protokoll: "Das Problem ist, die Mauern richtig zu sehen, weil die Reifen größer sind. Das ist ein bisschen wie im Sportwagen oder der DTM. Man braucht ein besseres fotografisches Gedächtnis, wo die Kerbs liegen und wo die Mauern sind. Man kann die Innenseite der Kurve nicht mehr erkennen." Das wäre ein vollkommen neues Fahrgefühl für die Piloten, sofern nicht mit der Sitzposition gegengesteuert wird. Diese müsste aber dann explizit im Reglement festgeschrieben werden, da die Ingenieure den Fahrer so tief wie möglich an den Asphalt bringen wollen, um einen tiefen Schwerpunkt zu erreichen.

Trend: Weiter klein, aber breit

Zuvor stellt sich jedoch die Frage, ob die Reifen überhaupt größer werden. Der Trend geht momentan eher in eine andere Richtung, lässt Paul Hembery durchblicken: "Momentan gehen die Diskussionen eher in die Richtung, 13-Zöller mit 425er-Hinterreifen zu verwenden." Wie sich das genau auf das Fahren auswirkt, habe Pirelli aber noch nicht simuliert. "Es wäre schon ein enormer Performancegewinn mit der höheren Aufstandsfläche", prognostiziert er aber. Sollten die breiten Reifen kommen, dürften auch die Vorderreifen größer werden, "aber das können wir erst sagen, wenn wir anfangen, Simulationen durchführen."

Martin Brundle gibt bei den breiteren Reifen eines zu bedenken: Das Überholen. Denn der Engländer erwartet, dass die Autos ebenfalls wieder in die Breite wachsen würden: "Wenn die Reifen breiter werden, kann ich mir vorstellen, dass das überholen schwieriger wird. Denn wahrscheinlich werden die Autos dann auch breiter und wenn sich zwei Autos mit 2 Meter Breite überholen wollen, ist das schwieriger als zwei Autos, die nur 1,80 Meter breit sind." Abschließend äußerte sich Hembery noch zur Zukunft der GP2: "Die GP2 will, was die Formel 1 will. Wenn die Formel 1 bei 13 Zoll bleibt, wird die GP2 das auch."