"Jetzt oder nie" für Williams? Nach der sensationellen Auferstehung 2014 stagnierte das Leistungsniveau der Martini-Flitzer in der zweiten Turbo-Saison doch beachtlich. Williams ist klar und deutlich die dritte Kraft im Feld der Formel 1, scheint Ferrari aus eigener Kraft bislang nur ärgern, aber nicht wirklich schlagen zu können. Von Mercedes einmal ganz zu schweigen.

In Bahrain landete Valtteri Bottas vor Sebastian Vettel, war gegen Landsmann Kimi Räikkönen jedoch absolut machtlos. In Barcelona hielt sich Bottas zwar vor dem schnelleren Räikkönen, Vettel sah er jedoch lediglich durch das Fernglas. Auch Felipe Massa gelang es bislang nicht, beide Ferrari in einem Rennen hinter sich zu halten. Die logische Konsequenz: Null Podien in der Saison 2015!

Aus neun mach null: Williams giert nach dem Podium

Nach neun Podestplätzen 2014 wollte Williams in diesem Jahr mehr. Mercedes schlagen, den ein oder anderen Sieg einfahren, war noch im Winter als eines der Ziele des Teams aus Grove zu vernehmen. Der Monaco Grand Prix könnte nun allerdings die beste und realistischste Chance darstellen, zumindest überhaupt einmal in der Kategorie Podestplätze anzuschreiben. Überholen ist in den Häuserschluchten des Fürstentums traditionell eher schwierig, was ein erfolgreiches Qualifying aus Sicht von Williams zu einer Trumpfkarte werden lassen könnte.

Performance-Chef Rob Smedley ist guter Dinge, ein erfolgreiches Wochenende mit seinem Team zu erleben. "Das Rennen in Barcelona war ein guter Gradmesser für uns, denn wir waren vor allem in den Sektionen stark, die von der Charakteristik her Monaco am Ähnlichsten waren. Wir waren sehr schnell unterwegs und Valtteri hat sich gegen Kimi absolut perfekt verteidigt. Dies muss uns nun am Wochenende wieder gelingen, obwohl die Strecke den eigentlichen Stärken unseres Autos nicht zu 100% entgegenkommt."

Rob Smedley erhofft sich für Monaco eine Lesitungssteigerung, Foto: Sutton
Rob Smedley erhofft sich für Monaco eine Lesitungssteigerung, Foto: Sutton

Rhythmus entscheidend?

Wichtig sei es für die Piloten vor allem, von Beginn des ersten Trainings an einen guten Rhythmus zu entwickeln. Jedoch gelten sowohl Bottas als auch Massa nicht gerade als Monaco-Spezialisten. Massa fuhr bislang lediglich zwei Mal auf Rang drei ein (2007/2008), Bottas wartet gar immer noch auf die ersten WM-Punkte im Fürstentum. "Wir haben in Barcelona eine sehr gute Balance im Auto demonstriert, und das wird hier extrem wichtig. Eine gute Traktion wird ebenfalls von Nöten sein. Ich denke, wir können wirklich ein gutes Wochenende abliefern", führt Smedley weiter aus.

Die Piloten zeigen sich vor dem schwierigsten Rennen der Saison ehrfürchtig und angriffslustig: "Es ist für einen Formel-1-Fahrer die größte Herausforderung des Jahres, und ich bin froh, dass ich hier jetzt doch schon zwei Jahre Erfahrungen gesammelt habe. Es erhöht definitiv meine Chancen auf ein gutes Abschneiden", erklärt Bottas.

Massa leugnet nicht, dass Monaco nicht zu seinen sportlichen Lieblingsstrecken gehört, weiß aber dennoch um die Besonderheiten des Klassikers: "Die Spannung und Aufregung in diesen engen Straßen zu fahren kann dir keine andere Strecke geben. Wir brauchen ein gutes Qualifying und wenn du im Rennen keinen Fehler machst und im Ziel ankommst, sind viele Punkte eigentlich schon garantiert."

Williams: Monte Carlo Bilanz

Williams in Monte Carlo: Für den Traditionsrennstall aus Grove stehen im Fürstentum drei Siege zu Buche. Den Auftakt machte 1980 Carlos Reutemann, drei Jahre später folge Keke Rosberg, während Juan Pablo Montoya (2003) den letzten Triumph feierte. Hinzu kommen acht zweite Plätze sowie drei dritte Ränge. Letztmalig standen mit Nick Heidfeld und Mark Webber 2005 zwei Williams-Piloten in der Fürstenloge.

Felipe Massa in Monte Carlo: Der Circuit de Monaco ist sicherlich nicht die Lieblingsstrecke von Felipe Massa. Ein Sieg ist ihm bei bisher zwölf Anläufen noch nicht gelungen, und auch der Sprung auf das Podium glückte ihm nur in den Jahren 2007 und 2008, als er jeweils Dritter wurde. Im Vorjahr belegte der Brasilianer den siebten Platz.

Valtteri Bottas in Monte Carlo: Der Finne wartet noch auf Punkte im Fürstentum. Bei seinem Debüt in der Saison 2013 wurde Bottas Zwölfter, während er im Vorjahr mit einem Motorproblem ausschied.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Auch wenn ich fünf Euro ins Phasenschwein werfen muss: In Monaco ist - auch historisch belegt - nahezu alles möglich. Williams wird auch in Monaco kein stärkeres Paket als Ferrari an den Start bringen, jedoch entpuppte sich der Formel-1-Klassiker nicht selten bereits eher als Lotterie, denn als reguläres Rennen. Fehler bei Mercedes und Ferrari? Absolut möglich! Regen an Samstag und/ oder Sonntag? Absolut möglich! Williams braucht zwar definitiv ein perfektes und fehlerfreies Wochenende, um sich den Traum vom ersten Podest erfüllen zu können. Sollte es in Monaco jedoch nicht gelingen, scheint zumindest auf dem Papier die beste Chance vertan. Wir dürfen gespannt sein, ob Valtteri und Felipe ihr Schreckgespenst endlich (wieder) einmal bezwingen können...(Samy Abdel Aal).