Gleich sieben Nachwuchsfahrer waren an den beiden Testtagen nach dem Großen Preis von Spanien im Einsatz. Der Grund für die Jugendwelle: zwei der vier Testtage während der Saison sind laut FIA-Reglement für Nachwuchspiloten vorbehalten. Per Definition darf ein sogenannter "Young Driver" nicht mehr als zwei Grand Prix bestritten haben.

Pascal Wehrlein, Mercedes

Anstrengender, aber erfolgreicher Test für Pascal Wehrlein, Foto: Sutton
Anstrengender, aber erfolgreicher Test für Pascal Wehrlein, Foto: Sutton

Pascal Wehrlein, hauptamtlich DTM-Pilot für Mercedes, saß am zweiten Testtag im Silberpfeil. Seinen ursprünglichen Plan, am ersten Tag für Force India zu testen, musste er krankheitsbedingt aufgeben. Sein flapsiger Kommentar zum Gesundheitszustand am Mittwoch: "Das Auto ist in einem besseren Zustand als ich."

Runden und Probleme: Pascal Wehrlein biss auf die Zähne und drehte mit 137 Umläufen die meisten Runden des Tages. Den gesamten vierten Test über war nur Nico Rosberg mehr unterwegs. Die Performance des Deutschen war fehlerfrei. Am Vormittag standen Long Runs auf dem Programm. Nach der Mittagspause arbeitete er mit dem Team am Setup für den Monaco Grand Prix.

Zwischenfälle gab es keine zu beklagen. Mercedes zeigte einmal mehr, dass man die Zuverlässigkeitsprobleme der vergangene Saison in den Griff bekommen hat.

Die Zeiten: Mit einer unauffälligen Bestzeit von 1:26.497 (Nico Rosbergs Bestzeit vom Vortag lag bei 1:24.374) fuhr Wehrlein die zweitschnellste Mittwochs-Zeit. Der Grund: "Ich bin heute nur die Medium-Reifen gefahren. Mit den Softs wäre es natürlich noch deutlich schneller gegangen. Aber ein Test ist eben dazu da, dem Team zu helfen, das geplante Programm abzuspulen und nicht, um Bestzeiten zu setzen."

Motorsport-Magazin.com-Note: 1

Raffaele Marciello, Ferrari, Sauber

Raffaele Marciello hatte im Ferrari einen guten Tag, Foto: Sutton
Raffaele Marciello hatte im Ferrari einen guten Tag, Foto: Sutton

Raffaele Marciello fährt seit 2014 in der GP2-Serie und gehört zum Ferrari-Juniorprogramm. Des Weiteren ist er offizieller dritter Fahrer bei Sauber. Der Italiener hatte demnach das Vergnügen, an beiden Tagen zwei unterschiedliche Autos zu fahren.

Runden und Probleme: Marciello hatte einen problemlosen Dienstag im Ferrari und war bei Tagesende mit 125 Runden der drittfleißigste Pilot. Während der erste Tag reibungslos ablief, gab es am Mittwoch gleich zu Beginn eine Schrecksekunde. Im C34 kam der Italiener von der Strecke ab und landete im Reifenstapel. "Ich habe das Auto verloren und bin gecrasht", gab er gegenüber Motorsport-Magazin.com zu Protokoll. "Wir sind vorsichtig gefahren, aber die Reifen waren wirklich kalt. Es hat mir leid getan, denn wir haben nicht viele Testtage." Nach fast dreistündiger Reparatur kam Marciello am Nachmittag auf insgesamt 75 Runden.

Die Zeiten: Am Dienstag setzte der Italiener mit dem SF15-T die drittbeste Zeit, war mit 1:26.648 allerdings über zwei Sekunden langsamer als der Silberpfeil. Im Fokus standen Aerodynamik-Tests des neuen Upgrade-Pakets. Am Mittwochnachmittag konnte Marciello das Sauber-Programm wieder aufnehmen. Im Zeitentableau ging die rote Laterne an den Italiener. Mit einem Rückstand von 2.749 Sekunden wurde er Letzter.

Motorsport-Magazin.com-Note: 3-

Alex Lynn, Williams

Wenig gefahren und trotzdem super happy: Alex Lynn, Foto: Sutton
Wenig gefahren und trotzdem super happy: Alex Lynn, Foto: Sutton

Mit Alex Lynn war ein weiterer GP2-Fahrer im Testaufgebot. Vergangenes Jahr durfte er bereits für Lotus testen und wurde nach dem Titelgewinn in der GP3 2014 als Entwicklungsfahrer bei Williams eingestellt.

Runden und Probleme. Williams hat sich für den vierten Test 2015 wenig vorgenommen. Wie Felipe Massa am Dienstag sagte, habe man am Rennwochenende ausreichend Daten sammeln können. Der Test sei zudem keine ideale Vorbereitung für den Monaco Grand Prix, weil die Streckenführung größtenteils sehr unterschiedlich ist. Daher war auch Lynn wenig unterwegs. Mit 52 gedrehten Runden lag er am Tagesende sogar unter einer gesamten Renndistanz. Zum Vergleich: Pascal Wehrlein spulte im Mercedes über zwei Renndistanzen ab. Der Mittwoch verlief wie auch schon der Vortag ohne Probleme.

Die Zeiten: Alex Lynn fuhr die fünftbeste Zeit und konnte mit einem Abstand von 0.887 Sekunden zur Spitze Esteban Gutierrez im Ferrari im Schach halten. "Wir haben es geschafft, durch ein wichtiges Programm zu kommen und ich konnte einige Runden im Auto drehen", freute sich der Brite nach Testende.

Motorsport-Magazin.com-Note: 3+

Pierre Gasly, Red Bull, Toro Rosso

Pierre Gasly saß am Dienstag im Toro Rosso, am Mittwoch im Red Bull, Foto: Sutton
Pierre Gasly saß am Dienstag im Toro Rosso, am Mittwoch im Red Bull, Foto: Sutton

Red-Bull-Junior Pierre Gasly fuhr an den zwei Testtagen wie Raffaele Marciello zweigleisig. Am ersten Tag saß er im STR10 von Toro Rosso und am Mittwoch im RB11 von Red Bull.

Runden und Probleme: Seine erste Ausfahrt in einem Formel-1-Boliden genoss der Youngster. Und Toro Rosso trug seinen Teil dazu bei, indem ihn das Team satte 131 Runden fahren ließ. Damit spulte Gasly die zweitgrößte Distanz des Tages ab. Der Franzose konnte das geplante Programm abarbeiten, insbesondere standen die Bremsen und die Reifen im Fokus. Phil Charles, Chef-Renningenieur bei Toro Rosso, war voll des Lobes für seinen Schützling: "Pierre hat sich sehr gut verkauft."

Am Mittwoch saß der Franzose im Red Bull und fuhr mit 75 Runden etwas mehr als eine Renndistanz. Auch am zweiten Tag präsentierte sich Gasly äußerst professionell und konnte für Red Bull wichtige Daten sammeln. Zwei Tage, zwei Autos: sein Fazit nach beiden Testtagen fiel überraschend aus: "Um ehrlich zu sein, ist der Unterschied ziemlich klein. Was die Rundenzeiten betrifft, ist es fast dasselbe."

Die Zeiten: Auf Zeitenjagd scheint Toro Rosso nicht aus gewesen zu sein. Gasly hatte nach dem ersten Tag einen Respektabstand zur Spitze. Mit 3.265 Sekunden Rückstand wurde er lediglich Siebter. Dafür konnte er am zweiten Tag aufs imaginäre Stockerl fahren. 0.603 Sekunden fehlten ihm auf die Tagesbestzeit.

Motorsport-Magazin.com-Note: 2-

Jolyon Palmer, Lotus

Der Routinierteste unter den Rookies: Jolyon Palmer, Foto: Sutton
Der Routinierteste unter den Rookies: Jolyon Palmer, Foto: Sutton

Die meiste Erfahrung im Formel-1-Cockpit kann Jolyon Palmer vorweisen. Er saß dieses Jahr bereits beim ersten Barcelona-Test im Lotus und war an drei Rennwochenenden im Einsatz. Der Brite nutzt die Testfahrten, um auf sich aufmerksam zu machen. Schließlich setzt er alles daran, ein Stammcockpit für 2016 zu ergattern.

Runden und Probleme: Mit 87 Runden fand sich Palmer im oberen Mittelfeld der fleißigsten Piloten wieder. Problemlos konnte der Brite das geplante Programm abspulen. Am Vormittag wurden die Aero-Komponenten getestet und der Nachmittag stand im Zeichen von Monaco. Die Setup-Arbeiten dienten als Vorbereitung für den nächsten Grand Prix.

Die Zeiten: Hier konnte Palmer seine ganze Erfahrung ausspielen. Mit einer Zeit von 1:26.080 wurde er Tagesschnellster. Damit hat sich der Brite selbst den größten Gefallen gemacht: "Lotus gibt mir viele Möglichkeiten, zu fahren und zu zeigen, was ich kann." Die Tagesbestzeit könnte ihn in seinem Vorhaben, 2016 Rennen zu fahren, ein Stück näher gebracht haben.

Motorsport-Magazin.com-Note: 1

Esteban Ocon, Force India

Schneller als Ferrari: Esteban Ocon, Foto: Sutton
Schneller als Ferrari: Esteban Ocon, Foto: Sutton

Esteban Ocon durfte bereits vergangenes Jahr in Abu Dhabi Formel-1-Luft schnuppern. Lotus setzte den jungen Franzosen im Freitagstraining ein. Der amtierende Formel-3-Europameister testete am Mittwoch für Force India und zeigte eine stetig bessere Performance.

Runden und Probleme: Mit 94 Runden war Ocon zweitfleißigster Rookie am Mittwoch. Eigentlich war Mercedes-Schützling Pascal Wehrlein für einen Testtag bei Force India eingeplant. Nachdem Wehrlein am Dienstag seinen Force-India-Test krankheitsbedingt absagen musste, durfte Nick Yelloly schon einen Tag früher ins Cockpit. Am Mittwoch rutschte dann Esteban Ocon unverhofft ins Test-Lineup. Der Franzose wird erst seit Kurzem offiziell von Mercedes unterstützt. Dass ihn das so schnell zu einem Formel-1-Test verhelfen würde, hätte er sicher nicht erwartet.

Die Zeiten: Von der Performance auf der Strecke war Force India im Anschluss begeistert. Ocon fehlten am Ende 1.440 Sekunden auf die Zeit von Palmer. Bei Force India war man allerdings nicht auf Zeitenjagd aus. Wie bei den meisten anderen Teams standen Aerodynamik-Tests auf dem Programm.

Motorsport-Magazin.com-Note: 2

Nick Yelloly, Force India

Spontanität war gefragt bei Nick Yelloly, Foto: Sutton
Spontanität war gefragt bei Nick Yelloly, Foto: Sutton

Force India setzte beim vierten Test voll auf Rookies. GP2-Pilot Nick Yelloly ersetzte Pascal Wehrlein und saß als waschechter Rookie erstmalig in einem Formel-1-Auto.

Runden und Probleme: Der Brite knackte die 100er Marke und schaffte es bis Testende auf 109 Runden. Das Hauptaugenmerk lag auf Druckmessungen und verschiedenen Hardware-Tests. Der Tag lief ohne Probleme über die Bühne. Im Gegenteil war das Team begeistert vom Feedback, das Yelloly über das Fahrverhalten geben konnte.

Die Zeiten: Wie auch schon am Vortag legte Force India keinen Wert auf Topzeiten. Daher belegte Yelloly auch nur Rang sechs mit 3.022 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Nico Rosberg.

Motorsport-Magazin.com-Note: 2-

Oliver Turvey, McLaren

Oliver Turvey drehte weniger Runden als geplant, Foto: Sutton
Oliver Turvey drehte weniger Runden als geplant, Foto: Sutton

Oliver Turvey ist der letzte "Young Driver" im Bunde. Ein Rookie im engeren Sinn ist er zwar nicht mehr. 2012 war er bereits Testfahrer für das Team aus Woking. Aber ein Renneinsatz fehlt ihm noch.

Runden und Probleme: McLaren hatte am Dienstag mit Problemen zu kämpfen. Daher kam Turvey lediglich auf 66 Umläufe. Ein fehlerhafter Sensor bremste den Briten am Nachmittag ganze zwei Stunden aus. "Das verkürzte das Programm leider etwas, aber wir haben dennoch ein paar Daten gewonnen", sagte der Brite.

Die Zeiten: Mit 4.168 Sekunden Rückstand auf die Spitze belegte Turvey den letzten Rang im Dienstagsklassement. Bei McLaren standen Aero- und Aufhängungstests auf dem Programm. Daher ist der Rundenzeit weniger Bedeutung beizumessen.

Motorsport-Magazin.com-Note: 3-