Carmen Jorda kommt an der Rennstrecke zumindest bislang nicht aktiv zum Einsatz. Daher nutzt sie die Zeit, um nicht nur bei ihrem Team Lotus zu lernen, sondern auch um herauszufinden, wie es bei anderen Teams läuft. Laut dem spanischen Radio-Sender Cadena Ser sprach die Entwicklungspilotin 'vor einigen Rennen' mit einem McLaren-Ingenieur. "Er hat mir gesagt, dass sie mit den Japanern [Honda] ungeduldig sind", offenbarte sie.

"Er sagte, dass die Japaner alles zwei oder drei Mal probieren wollen, aber die McLaren-Ingenieure sagen ihnen, dass sie wissen, dass es nicht funktionieren wird und dass es besser ist, einen anderen Weg einzuschlagen", fuhr sie fort. "Aber die Japaner machen mit ihren Ideen weiter. Das sorgt dafür, dass sie so viel Zeit verlieren."

Sorge um die Finanzen

Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard hatte vor dem Spanien Grand Prix erklärt, dass McLaren Fortschritte machen werde, wenn sie Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Honda-Motors haben. Er erwartete sogar, dass es McLaren in Barcelona gelingen würde, die ersten Punkte einzufahren. Doch Fernando Alonso schied mit Bremsversagen aus und Jenson Button kam nur auf Rang 16 ins Ziel.

"In gewisser Weise müssen wir McLaren jetzt ignorieren, denn sie hatten noch nie eine solche Reihe an schlechten Ergebnissen", schrieb er nach dem Rennen in seiner Kolumne für den Telegraph. "Anders als Jenson glaube ich, dass sie dieses Jahr Punkte holen werden, aber sehr viel besser wird es nicht werden. Wenn man sich in so einer Spurrinne befindet, kann es hart werden, den Kreis zu durchbrechen."

Coulthard spielte auch auf die Tatsache an, dass McLaren nach wie vor keinen neuen Hauptsponsor gefunden hat. "So wie McLaren ist, werden sie versuchen, zum gewohnten Tarif einen neuen Hauptsponsor zu finden, aber niemand will mit einem Unternehmen in Verbindung gebracht werden, das so sehr verliert", zeigte er auf. "Der Mangel an TV-Präsenz macht es noch schlimmer. Und wenn man nicht vorsichtig ist, dann hat man nicht mehr die Finanzen, um das Team nach vorne zu bringen."

Schmerzhaftes Jahr

Einen Großteil der Verantwortung sieht Coulthard bei Honda. "Bis dieser Motor auf einem Level ist mit Ferrari oder Mercedes - oder bis auf 20 PS herankommt - wird McLaren zu kämpfen haben", prophezeite er. "Die Regularien bedeuten, dass es einfach nicht den Spielraum gibt, diese Art von Defizit mit dem Chassis gutzumachen. Und wer weiß schon, ob sie beim Abtrieb auch im Rückstand sind."

Coulthard spricht aus neun Jahren Erfahrung bei McLaren - so lange war kein anderer Fahrer beim Team. "Es gibt Zeiten, in denen es schwierig ist, für Ron [Dennis] zu arbeiten. Während Ron als Mensch sehr großzügig und fürsorglich sein kann, kann er als Geschäftsmann kalt, berechnend und notorisch fordernd sein", gestand er. "Aber er bleibt McLarens größte Stärke." Es werde lange dauern, ehe McLaren seine Probleme gelöst habe. "Es wird ein schmerzhaftes Jahr für sie."