Sebastian Vettel in Topform, Ferrari auf dem Weg zurück zu altem Glanz. Die Traumehe zwischen dem vierfachen Formel-1-Weltmeister und der Mythosmarke ist die Erfolgsstory des Jahres 2015. Ein Sieg, zwei dritte Plätze und bereits 65 WM-Punkte in vier Rennen sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Sowohl Vettel als auch Ferrari beweisen mit ihrer beeindruckenden Renaissance, dass Totgesagte tatsächlich öfter länger leben.

Noch 2013 schien die Liaison zwischen Vettel und Ferrari jedoch ein kaum vorstellbares Szenario. Der Deutsche dominierte mit Red Bull nach Belieben, gewann nach der Sommerpause Rennen um Rennen auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel. Bereits im ersten Jahr der Turbo-Ära war jedoch bereits zu spüren, dass irgendwas zwischen Vettel und Red Bull nicht mehr passte. Der Heppenheimer kam mit dem RB10 nicht wirklich zurecht, Teamkollege Daniel Ricciardo zeigte groß auf, die Luft war raus.

Sebastian Vettel war 2014 meist nur noch mit finsterer Miene bei Red Bull anzutreffen, Foto: Red Bull
Sebastian Vettel war 2014 meist nur noch mit finsterer Miene bei Red Bull anzutreffen, Foto: Red Bull

Schumacher: Vettel perfekt für Ferrari

Da auch die Scuderia den Auftakt in die neue Turbo-Ära entwicklungstechnisch mächtig verschlafen hatte, mit Alonso zwar passable, aber keinesfalls zufriedenstellende Ergebnisse einfuhr, war der Weg für den spektakulärsten Wechsel der jüngeren Geschichte geebnet. Und die Symbiose zwischen Vettel wirkte tatsächlich Wunder, erweckte beide Parteien wieder zum Leben - und ganz nebenbei auch noch Kimi Räikkönen.

Dass Vettel der richtige Mann für Ferrari sein würde, stand für zwei große Namen der Formel 1 jedoch bereits seit Jahren fest. Niemand Geringeres als Michael Schumacher legte seiner geliebten Scuderia nach Felipe Massas tragischem Unfall in Ungarn 2009 nahe, den Heppenheimer als "perfekten Mann für Ferrari" zu verpflichten. Und wie der mittlerweile geschiedene Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo nun gegenüber der italienischen La Repubblica verlauten ließ, drängte bereits der zu Beginn der Saison 2014 abgesägte Teamchef Stefano Domenicali mit Nachdruck auf die Verpflichtung von Vettel.

Vettel-Verpflichtung Marchionnes Werk

"Schon Domenicali wollte Vettel um jeden Preis. Er hat ihn nach Italien eingeladen und beide kamen zu mir nach Hause. Vettel hatte als Gastgeschenk edle Schweizer Schokolade dabei", erinnert sich di Montezemolo. Nach 23 Jahren im Amt musste auch der Italiener 2014 seinen Präsidenten-Posten bei Ferrari räumen, wurde von FIAT-Chef Sergio Marchionne höchstpersönlich beerbt. Dieser war es dann auch, der den Vetrag mit Vettel endgültig in trockene Tücher brachte.

Michael Schumacher sprach sich bereits früh für einen Wechsel Vettel zu Ferrari aus, Foto: Red Bull
Michael Schumacher sprach sich bereits früh für einen Wechsel Vettel zu Ferrari aus, Foto: Red Bull

"Auch Marco Mattiacci hat in seinen wenigen Monaten als Ferrari-Teamchef mit Nachdruck an einer Verpflichtung von Vettel gearbeitet. Es war klar, dass das Team trotz der tollen Jahre von Alonso einen Wechsel brauchte, um aus der Lethargie zu erwachen", führte di Montezemolo weiter aus. Der Katalysator für den spektakulären Tausch von Alonso zu Vettel sei trotz aller Bewunderung für den Deutschen immer noch der Spanier selbst gewesen.

Sägte Alonso bewusst am eigenen Stuhl?

"Alonso hatte ja immer beteuert, seine Karriere bei Ferrari beenden zu wollen. Und auch von unserer Seite gab es aus sportlicher Sicht nicht den geringsten Anlass zu jeglicher Art von Kritik", beteuert der italienische Landgraf. Was aber gab dann den Ausschlag? "Der anhaltende Misserfolg hat Alonso deutlich mehr zugesetzt, als er öffentlich eingestanden hat. Er konnte das Team aber nicht wie gewünscht vorantreiben. Als er dann immer launischer und dunkler wurde und immer regelmäßiger auch öffentlich Misstrauen gegenüber den Fähigkeiten des Teams geäußert hat, war klar, dass die Zusammenarbeit zu einem Ende kommen würde."

Der mächtige Marchionne selbst habe dann alles in die Wege geleitet, mit Nachdruck allumfassende Voraussetzungen für die Renaissance Ferraris geschaffen. Nicht nur sportlich, auch finanziell hat sich Vettels Wechsel zu Ferrari dabei bereits ausgezahlt. "Vettel verdient sehr gut, aber definitiv weniger, als Alonso für eine weitere Vertragsverlängerung gefordert hat. Es läuft nun einfach alles runder und harmonischer ab bei Ferrari, wofür auch der neue Teamchef Maurizio Arrivabene verantwortlich ist", rundet di Montezemolo seine Ausführungen ab.

Und sollte Ferrari Mercedes auch beim Europaauftakt in Barcelona noch zusetzen können, stünde einer Fortsetzung des roten Glücks wohl nicht viel im Wege...