Die Formel 1 macht momentan eine kurze Verschnaufpause. Nächste Woche erst steht der Europa-Auftakt in Barcelona auf dem Programm. Doch auch ohne Action auf der Strecke gibt es hinter den Kulissen einiges zu diskutieren. Unter anderem betrifft das den Kalender der Saison 2016. Und dieser könnte eine Besonderheit aufweisen: Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren soll die Formel-1-Saison nicht im März, sondern erst im April beginnen. "Das veränderte Datum für 2016 sorgt dafür, dass das Rennen nach Ostern und nach der Zeitumstellung stattfindet, deshalb wird der Rennstart früher sein", sagte Veranstalter Andrew Westacott.

Überraschend ist der Schritt auch deshalb, weil 2016 erstmals 21 Rennen ausgetragen werden könnten. Der GP in Aserbaidschan ist fix, bisher gibt es (noch) keinen Streichkandidaten, auch in Deutschland wird Stand jetzt wieder gefahren. Die Terminierung könnte daher mit Umstellungen zu tun haben, um die Reisestrapazen zu umgehen. So könnten die Rennen in Australien und Malaysia als back-to-back-Rennen stattfinden. Auch Kosten würden dadurch gespart werden. Ein anderes Szenario wäre eine Verlegung des Saisonauftakts nach Bahrain, um das dortige Rennen mehr in den Mittelpunkt zu rücken und die dortigen Veranstalter zu einer Zustimmung für einen Katar GP zu bewegen. Vertraglich jedoch ist Australien der Auftakt fest zugesichert.

Williams: kräftige Verluste 2014

Am Montag veröffentlichte die Williams Grand Prix Holding ihren Geschäftsbericht für das Jahr 2014. Und dieser liest sich erschreckend. Konnte aufgrund der Sponsorengelder durch Pastor Maldonado 2013 noch ein Gewinn von 11,9 Mio. Pfund (16,6 Mio. Euro) erzielen, musste das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust von 34,3 Mio. Pfund (47,9 Mio. Euro) hinnehmen.

Pastor Maldonado brachte viel Geld zu Williams mit, Foto: Sutton
Pastor Maldonado brachte viel Geld zu Williams mit, Foto: Sutton

Neben dem Wegfall der wichtigen Sponsorengelder aus Venezuela, trugen auch die Kosten für die neuen Power Units sowie die insgesamt schwachen Ergebnisse aus 2013 zu der schlechten Bilanz bei. "Die finanzielle Performance der Gruppe im Jahre 2014 spiegelt unsere schwachen Ergebnisse auf der Strecke der drei vorangegangenen Jahre wider, die sich mit einem deutlichen Rückgang von Einnahmen aus kommerzieller Rechte und von Sponsoren bemerkbar macht", erklärt Mike O'Driscoll, Geschäftsführer der Williams Grand Prix Holdings das schlechte Ergebnis. Dank der tollen Resultate 2014 sollen die Zahlen für dieses Jahr wieder besser aussehen.

Danner: Mercedes wird Opfer bringen

Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner erklärte im Exklusiv-Interview, dass die Wohlfühl-Oase für Mercedes vorbei ist. Ferrari sei einfach zu stark. "Rein strategisch ist Ferrari inzwischen nah genug dran, um Mercedes ärgern zu können und sie zumindest dazu zu zwingen, da vorne nicht ihr eigenes Ding durchziehen zu können: Also Rosberg gegen Hamilton, Hamilton gegen Rosberg. Die Zeiten - und das ist offensichtlich - sind für Mercedes vorbei", sagte Danner.

Die Mercedes sind nicht mehr Alleinunterhalter in der Formel 1, Foto: Sutton
Die Mercedes sind nicht mehr Alleinunterhalter in der Formel 1, Foto: Sutton

Dementsprechend geht Danner nicht davon aus, dass Mercedes in engen Rennen beide Fahrer gleich behandeln wird. "Die Priorität lautet ganz klar: Hauptsache ein Mercedes gewinnt. Nicht falsch verstehen: Ich glaube nicht, dass Mercedes jetzt sagt, dass Hamilton die Nummer eins, Rosberg die Nummer zwei ist. Das glaube ich nicht", so Danner. Jedoch ergänzt er: "Ich glaube aber sehr wohl, wenn James Vowles - der bei Mercedes die Strategie macht - während des Rennens entscheiden muss, wie man den Sieg covert und Hamilton vor Rosberg ist, dass man da Rosberg strategisch opfert. Das ist völlig klar. Ein Mercedes-Sieg ist wichtiger, als ein fairer Wettkampf zwischen Hamilton und Rosberg.

McLaren aerodynamisch auf dem Vormarsch

McLaren ist zumindest aerodynamisch wieder vorne dabei, Foto: Sutton
McLaren ist zumindest aerodynamisch wieder vorne dabei, Foto: Sutton

McLaren ist seit 2012 ziemlich weit weg von der Spitze der Formel 1. Lassen sich die Schwierigkeiten 2015 mit dem Honda-Motor begründen, konnte das Team im vergangenen Jahr aus dem überlegenen Mercedes-Aggregat kein Kapital schlagen. Erkenntnis: auch aerodynamisch fehlte es zuletzt an Wettbewerbsfähigkeit. Teamchef Eric Boullier erklärte, warum es 2014 nicht lief. "Etwa 50 Prozent der Updates, die wir letztes Jahr ans Fahrzeug brachten, haben überhaupt nicht funktioniert", gab er zu. Chefingenieur Peter Prodromou ergänzte: "Über die letzten Saisons ist McLaren aerodynamisch ein bisschen vom Weg abgekommen."

In diesem Jahr soll sich das wieder ändern. Experten attestiertem dem MP4-30 bei den Testfahrten bereits eine hervorragende Straßenlage. Grundlage hierfür sei eine Umstellung der Arbeitsweise gewesen. "Es hat einen großen Wandel in der gesamten Herangehensweise und Arbeitskultur gegeben", so Boullier. Prodromou begründet es wie folgt: "Uns ist klar geworden, dass wir mit dem bisherigen aerodynamischen Konzept wir nur so viel würden erreichen können wie wir mit diesem Konzept erreicht haben. Das neue Aero-Konzept ist solide." Wie gut das Auto ist, wird sich zeigen, wenn der Honda-Motor bei 100% angekommen ist.

Hülkenberg auf Abwegen

Nico Hülkenberg nutzte die Pause und bestritt an diesem Wochenende in Spa seinen ersten Einsatz in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Das 6-Stunden-Rennen war die Generalprobe für den Einsatz des Emmerichers beim Klassiker in Le Mans. Hülkenberg teilt sich mit Earl Bamber und Nick Tandy einen Porsche 919 Hybrid. Damit hatte der eigentliche Force-India-Pilot - anders als in der Formel 1 - absolute Siegchancen.

Nico Hülkenberg ist zweigleisig unterwegs: in der Formel 1 und der WEC, Foto: Sutton/Porsche
Nico Hülkenberg ist zweigleisig unterwegs: in der Formel 1 und der WEC, Foto: Sutton/Porsche

"Ich bin total gespannt auf die nächsten Wochen und das Wochenende in Spa", freute sich Hülkenberg auf den Einsatz. "Der Langstreckensport aber ist für mich ein ganz neues Format - von daher bin ich echt aufgeregt und gespannt, wie das alles sein wird. Ich gehe offenherzig an die neue Herausforderung heran, will Erfahrungen sammeln und natürlich für Porsche und für mich einen guten Job abliefern", formulierte er seine Ziele für den ersten Einsatz im LMP1. Startplatz zwei im Qualifying war dann auch eine tolle Ausgangslage, doch bereits nach 15 Minuten im Rennen musste der Porsche nach einem Zusammenstoß mit einem GT-Boliden zur Reparatur in die Box. Am Ende wurde Hülkenberg mit seinen Teamkollegen Sechster.

Vor 21 Jahren: Das schwarze Wochenende von Imola

In diesem Auto endete das Leben von Ayrton Senna, Foto: Sutton
In diesem Auto endete das Leben von Ayrton Senna, Foto: Sutton

In diesen Tagen jährt sich das traurigste Wochenende der Formel-1-Geschichte zum 21. Mal. Am 30. April 1994 verunglückte Roland Ratzenberger im Qualifikationstraining in Imola tödlich, einen Tag später traf es den dreimaligen Weltmeister Ayrton Senna, der aufgrund einer gebrochenen Lenksäule schwer in die Betonmauer der Tamburello-Kurve einschlug und später seinen Verletzungen erlag. Bereits im Freitagstraining überstand Rubens Barrichello einen schweren Unfall nur mit Glück.