Das Jahr 2017 schwebt als trüber Dunstschleier über der Formel 1. Während das Reglement 2016 weitestgehend konstant bleibt, könnten sich bereits in der darauffolgenden Saison entscheidende Parameter drastisch verschieben. Kurzum geht es um das Thema, welche Art Motor in der Formel 1 eingesetzt werden soll. Es gibt mehr offene als beantwortete Fragen.

Folgt die Königsklasse weiter der Philosophie der effizienten, aber teuren, V6-Hybrid-Aggregate? Oder kehren die kernigeren V8-Motoren mit KERS zurück? Was darf der ganze Spaß kosten? Und wie viel Power soll überhaupt im Antrieb schlummern?

Nachdem Mercedes-Teamchef Toto Wolff am vergangenen Wochenende versicherte, alle Teams seien sich inzwischen einig, in Zukunft weiter auf den V6er zu setzen und aus diesem 1000 PS zu kitzeln, mischt sich nun einmal mehr Bernie Ecclestone in die Debatte ein. "Toto redet jede Menge, aber dabei tut sich nichts, wenn Sie verstehen, wovon ich spreche", sagt Ecclestone dem britischen Journalisten Adam Cooper. Der F1-Boss zweifelt offensichtlich an der seitens Wolff geschilderten Einigkeit. "Es ist nicht gut darüber zu sprechen 'Das würde ich gerne haben' - sie sind nur eines der Teams", sagt Ecclestone.

Am Rennwochenende in Bahrain führte Ecclestone mal wieder Gespräche über Motoren, Foto: Sutton
Am Rennwochenende in Bahrain führte Ecclestone mal wieder Gespräche über Motoren, Foto: Sutton

Ecclestone: Zweiklassengesellschaft bei Motoren funktioniert

Damit nicht genug. Ecclestone wirft seinerseits einen Vorschlag in den Raum, um eine Lösung für alle Rennställe zu finden. So sei es durchaus vorstellbar, künftig eine Art Zweiklassengesellschaft in Sachen Motoren zu betreiben. "Wir haben schon zuvor Turbos und normal befeuerte Motoren gleichzeitig eingesetzt. Das kannst du wieder genauso machen", erinnert Ecclestone an eine ferne Vergangenheit in der F1.

Hintergrund der Idee sind einmal mehr nötige, weil von vielen Seiten erwünschte, Kosteneinsparungen. Zuletzt hatte die neue Generation der V6-Hybrid-Motoren Unmengen Entwicklungsgelder verschlungen. Daraus resultierten für die Kundenteams entsprechend hohe Einkaufskosten bei den Herstellern. Wesentlich günstiger waren die vorherigen V8-Motoren mit KERS. Deshalb erscheint es für Mittelfeld-Teams potentiell lukrativ auf diese Weise die Kostenbremse zu treten.

Vollständig zu diesen Antrieben zurückzukehren habe Ecclestone allerdings nie zwingend gefordert: "Ich wollte einfach eine Formel 1 mit einem einzigen Motor, den sie [die Kundenteams] für etwa zehn Prozent dessen, was die Hersteller ausgeben, fahren können. Das wäre eine andere Regulierung, die günstiger wäre." Als zweite Option wird zurzeit eine sogenannte "Budget"-Variante diskutiert, bei der ein V6-Twin-Turbo mit KERS für Kundenteams entstehen würde. Hier stellt sich allerdings eine weitere Frage: Was würden Ferrari und Mercedes sagen, sollten sie plötzlich auf der Strecke einem Team mit "Billig-Antrieb" unterliegen?

Force India von Ecclestone-Idee begeistert, Red Bull interessiert

Bob Fernley sagt die Idee Ecclestones zu, Foto: Sutton
Bob Fernley sagt die Idee Ecclestones zu, Foto: Sutton

Den Mittelfeld-Teams scheint diese Idee jedenfalls zu schmecken. "Was Bernie verschwebt ist, dass die unabhängigen Teams einen 'paritätischen' Motor bekommen, etwa einen V8 mit KERS, der aber nur die Hälfte von dem kostet, was wir heute bezahlen", sagt etwa Force Indias Bob Fernley gegenüber Cooper. Das sei durchaus attraktiv für die Formel 1 und wäre kein Wettbewerbnachteil. "Es gibt ja auch so ein Missverhältnis, wenn man sich anschaut, wo Mercedes ist und wo Renault", sagt Fernley. Und so versucht der stellvertretene Teamchef gegenüber den Herstellern gleich Schönwetter zu machen.

"Ich denke, das Prinzip, den V6-Hybrid zu behalten ist absolut korrekt und vernünftig. Aus Sicht der Hersteller ist das sehr wichtig, sowohl aus Marketing- aus auch aus technischer Sicht. Für mich besteht kein Zweifel das der Hybrid eine langfristige Zukunft in der Formel 1 hat", sagt Fernley. Die Red-Bull-Seite wäre dem nicht abgeneigt. "Das ist ein interessantes Konzept. Das sollten wir uns ansehen und die Vor- und Nachteile betrachten. Es ist sicherlich eine Debatte wert", sagt Teamchef Christian Horner. Allerdings sei dies eher eine Frage, die man Renault stellen müsste. Er gehe jedoch davon aus, die Franzosen würden die Idee mindestens einmal durchspielen.

Als letzte Möglichkeit sieht Ecclestone schlichtweg drastische Preissenkungen der aktuellen Powertrains, womit der Zampano Druck auf die Hersteller ausübt, die Zwei-Motoren-Variante vielleicht nicht gleich zu den Akten zu legen.