Sauber ist eine der positiven Überraschungen der bisherigen Saison. Blieb das Schweizer Privatteam im Vorjahr noch ohne Punkte, hat man mittlerweile bereits 19 Zähler auf dem Konto, was den stattlichen vierten Rang in der Konstrukteurs-Wertung bedeutet. "Ich denke, wir haben einen guten Job gemacht, um in zwei von drei Rennen zu punkten", hielt Marcus Ericsson im Vorfeld des Bahrain GP fest. Der Schwede selbst steuerte fünf Zähler bei und hatte bereits bei den Testfahrten geahnt, dass der C34 ein guter Wurf sein dürfte.

Ausfall in Malaysia

"Wir haben in Pre-Season gesehen, dass unser Auto und die Power Unit stark sind. Das hat uns zuversichtlich in die Saison gehen lassen. Aber es ist ein sehr enger Kampf zwischen mehreren Teams mit nur kleinen Unterschieden", betonte Ericsson mit Blick auf das dichte Mittelfeld der Königsklasse und gab zu: "Insgesamt sind wir vielleicht ein bisschen konkurrenzfähiger als erwartet, was gut ist."

Gänzlich zufrieden ist der Schwede mit seiner Performance allerdings nicht. "Ich ärgere mich noch immer über meinen Fehler in Malaysia, weil ich glaube, ich hätte gute Punkte machen können", blickte er auf Sepang zurück, wo er seinen Wagen in der Anfangsphase verlor und ausschied. "Wenn ich auf meine ersten drei Rennen zurückschaue, ist das der enttäuschende Teil. Aber abgesehen davon ist es gut gelaufen. Ich war in der Lage, mein Potenzial zu zeigen", resümierte der 24-Jährige, um anzufügen: "Insgesamt war es okay, aber es könnte besser sein."

Sauber hat es sich naturgemäß zum Ziel gesetzt, sich auch weiterhin im dichten Mittelfeld zu behaupten, und das Punktekonto kontinuierlich aufzustocken. "Es ist momentan eine enge Gruppe und wir müssen mit der Weiterentwicklung des Autos dran bleiben", forderte Ericsson, der für den Europa-Auftakt in Barcelona Mitte Mai größere Updates erwartet. "Wir müssen danach streben, jedes Wochenende im Kampf um die Punkte zu sein. Wenn wir diese Form beibehalten, sind wir in einer guten Position."

Ericsson warf in Malaysia Punkte weg, Foto: Sutton
Ericsson warf in Malaysia Punkte weg, Foto: Sutton

Motor und Chassis verbessert

Den großen Leistungssprung hat Sauber nicht zuletzt der Weiterentwicklung des Ferrari-Motors zur verdanken. Die Scuderia fand über den Winter einige Pferdestärken, was auch dem Schweizer Kundenteam zugutekommt. "Die Fahrbarkeit, die pure Power und das Energiemanagement sind ein Schritt vorwärts", bestätigte Ericsson, der im November 2014 bei Testfahrten in Abu Dhabi noch den alten Motor fuhr und daher den direkten Vergleich hat. Der größte Unterschied sei allerdings der Spritverbrauch im Rennen, hielt der Schwede fest.

Aber nicht nur in puncto Power Unit ist Sauber mittlerweile deutlich besser aufgestellt, auch der C34 selbst ist wesentlich konkurrenzfähiger als sein erfolgloses Vorgängermodell. "Das Auto, das ich beim Test in Abu Dhabi gefahren bin, ist verglichen mit dem jetzigen ein großer Schritt vorwärts", zeigte Ericsson auf. "Es ist vorhersagbarer zu fahren, es ist konstanter und auf Longruns kann man den Wagen viel besser spüren. Für mich ist das der größte Unterschied zum letzten Jahr."

Unschöne Erinnerungen an Caterham

Bevor Ericsson am Ende des letzten Jahres für Sauber testete, bestritt er 16 Rennen für Caterham. Der Unterschied zu seinem neuen Team ist für ihn wie Tag und Nacht. "Im letzten Jahr war es sehr schwierig, Eindruck zu hinterlassen und zu zeigen, was man kann. Jetzt befinden wir uns in einer Position, in der wir an jedem Wochenende um Punkte kämpfen können", stellte er erfreut fest. "In der Lage zu sein, mit Red Bull und Co. zu kämpfen, macht Spaß. Ich genieße das sehr."

Der Schwede musste 2014 nicht selten Kritik einstecken und war als Pay-Driver verschrien, der nur wegen seiner Sponsoren einen Platz in der Formel 1 ergatterte. "Wo wir standen, war es schwierig, Eindruck zu machen", erinnerte Ericcson an seine harte Caterham-Zeit. Hinzu kam, dass er gegenüber seinem Teamkollegen Kamui Kobayashi einen Gewichtsnachteil von rund 10 kg hatte, was sich oftmals im Klassement niederschlug. "Es war ein bisschen frustrierend, aber auch lehrreich", meinte Ericcson rückblickend. "Und als das Auto am Ende dann etwas leichter wurde und mir besser lag, konnte ich zeigen, dass ich Kamui auch schlagen kann."

Mit der Vergangenheit hat Ericsson inzwischen allerdings abgeschlossen, er konzentriert sich lieber voll und ganz auf die Zukunft. "Ich denke, es kommt noch mehr von mir", meinte er mit einem Augenzwinkern. "Es ist nicht meine erste Saison in der F1, aber es ist meine erste Saison, in der ich in der F1 race. Ich lerne die ganze Zeit und mache dauernd Fortschritte und werde zuversichtlicher, dass ich die besten Jungs schlagen kann."

Der Caterham war nur schwer zu bändigen, Foto: Sutton
Der Caterham war nur schwer zu bändigen, Foto: Sutton

Duell mit Nasr

Derjenige, den es zu allererst zu schlagen gilt, ist Teamkollege Felipe Nasr. Momentan hat der Brasilianer allerdings die Nase vorne und neun WM-Punkte mehr auf dem Konto. "Er war stärker als ich in Australien und ich war stärker als er in Malaysia und hätte dort punkten sollen", zog Ericsson Bilanz. "Zuletzt in China lag nicht viel zwischen uns. Wir pushen uns gegenseitig gut und werden das auch weiterhin machen."

In der heißen Nacht Bahrains hat sich der kühle Schwede vorgenommen, zum dritten Mal im vierten Rennen anzuschreiben. "Diese Strecke sollte uns besser als Shanghai liegen und in Shanghai haben wir beide Autos in Q3 und in die Punkte gebracht, was ein gutes Ergebnis war", geht er voller Zuversicht in das Wüstenrennen auf dem Sakhir International Circuit. "Wir müssen uns hier dasselbe zum Ziel setzen."