Nach der Überraschung von Malaysia rückt Mercedes in China das Kräfteverhältnis wieder zurecht. Die rohe Pace der Silberpfeile war von Beginn an gut genug, um die Reifen schonen zu können. Dazu kam, dass die Temperaturen in China deutlich milder waren als beim vorherigen Grand Prix und die Pirelli-Pneus sich daher nicht so schnell abnutzten.

Doch die Leistung der beiden Ferrari-Piloten ist nicht zu vernachlässigen. Sie ließen, bis auf die Silberpfeile, sämtliche Konkurrenten hinter sich und fuhren ungefährdet die Positionen drei und vier ein. Dabei entwickelte sich gegen Ende sogar noch ein Duell zwischen Sebastian Vettel und seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen, das jedoch wegen des Safety-Cars in den letzten Runden nicht stattfinden konnte.

Ferrari-Strategie bringt in China keinen Vorteil

Trotz vielversprechender Daten von den Longruns war es im Rennen für Ferrari zwar möglich, die Pace der Mercedes über weite Strecken mitzugehen, doch an Überholmanöver war nicht zu denken, denn in Schlagreichweite ware Vettel nur in der ersten Kurve. Schon nach der ersten Runde war der Heppenheimer nicht mehr im DRS-Fenster seiner Vordermänner und musste aus eigener Kraft versuchen, wieder heranzukommen.

Trotz guter Boxenstopps war für Ferrari nicht mehr drin, Foto: Ferrari
Trotz guter Boxenstopps war für Ferrari nicht mehr drin, Foto: Ferrari

Keine der beiden Strategie-Varianten Ferraris half dabei im Kampf gegen einen schier übermächtigen Gegner. Vettels Undercuts brachten ihn zwar etwas näher heran, doch Rosberg blieb bei beiden Reifenwechseln vor dem Konkurrenten von Ferrari. Räikkönen fuhr mit beiden weichen Reifensätzen längere Stints, doch das reichte nur, um gegen Rennende seinen Teamkollegen unter Druck zu setzten. Im Kampf gegen Mercedes war auch dieses Mittel zu schwach.

Nach dem Rennen meinte Vettel, dass es ihm möglich gewesen wäre, Rosberg zu überholen, doch der Preis wäre zu hoch gewesen: "Wir haben versucht, aggressiv zu sein, aber nicht dumm aggressiv. Denn wenn jemand mega aggressiv ist, holt er sich vielleicht die Position auf der Strecke, aber am Ende kommt man bei den Reifen in Not."

Doch Vorerst ist Ferrari mit dem Ergebnis hinter Mercedes zufrieden. "Man darf nicht vergessen, dass es das dritte Rennen ist. Wir haben bisher alle Erwartungen übertroffen", warf Vettel ein. Auch Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene betont, dass der Saisonstart bisher gut ist: "Heute sind wir da gelandet, wo wir sein sollten. Wir haben unser Ziel erfüllt."

Mercedes besonders stark auf dem Medium-Reifen

Besonders auffällig ist in China der Unterschied zwischen der Leistung der mittleren und weichen Mischung. Mit den weichen Reifen mussten Hamilton und Rosberg so sehr haushalten, dass es kaum möglich war, sich von den Ferrari abzusetzen. Mercedes wollte Malaysia kein Risiko auf den weichen Reifen eingehen. Als es dann auf die härtere Reifenmischung ging, fuhren die Silberpfeile in großen Schritten von den Verfolgern weg. Erst dann konnte der W05 seine Leistung voll entfalten, ohne die Reifen zu hart zu beanspruchen.

Während Ferrari auf den weichen Reifen nahezu identische Zeiten fuhr, waren die Abstände mit der härteren Mischung deutlich größer. Hamilton fuhr im Schnitt 1:43:181 Minuten. Rosberg, der die Reifen zwei Runden länger montiert hatte und sie zu Beginn leicht überfuhr, war eine gute Zehntelsekunde langsamer. Räikkönen war noch einmal gut zwei Zehntelsekunden langsamer pro Runde als Rosberg und Vettel fehlte auf Hamilton mehr als eine halbe Sekunde pro Runde mit dem Medium-Pneu.

Hamilton und Rosberg zoffen sich erneut

Nach einem Doppelsieg sollte man meinen, dass alle zufrieden wären, doch Rosberg fand einen Grund, sich zu beklagen. Hamilton sei seiner Meinung nach mit dem weichen Reifen nicht schnell genug gefahren ist: "Im ersten Stint langsamer zu fahren als notwendig, bedeutete, dass Sebastian näher an mich heran kam und er die Möglichkeit hatte, mich durch einen frühen Stopp unter Druck zu setzen."

Zu Beginn des zweiten Stints wurden die Abstände noch einmal kleiner, Foto: Sutton
Zu Beginn des zweiten Stints wurden die Abstände noch einmal kleiner, Foto: Sutton

Der Brite konterte, dass er nur an sein Rennen gedacht habe und dementsprechend die Reifen schonte, um lange genug draußen bleiben zu können. Doch diese Aussage ärgerte Rosberg nur noch mehr. "Es ist interessant von dir zu hören, dass du nur an dich selber gedacht hast, was die Pace vorne betrifft. Es war unnötig, so nah mit Sebastian beieinander zu fahren. Das hat mir am Ende Zeit gekostet, weil die Reifen am Ende waren. Darüber bin ich nicht glücklich", so Rosberg.

Teamchef Toto Wolff deckt Hamilton jedoch den Rücken: "Es gab von Lewis keinerlei Intention, Nico einzubremsen, damit er Dritter oder sogar noch schlechter wird." Weiter erklärte der Österreicher, dass der Brite nur so langsam gefahren sei, um kein Risiko mit den Reifen einzugehen. "Weil wir in Malaysia unsere Lektion gelernt haben, dachten wir, mit den Options vielleicht Probleme zu bekommen", so Wolff.