Nach der Niederlage in Malaysia kündigte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bereits an, dass bei ähnlichen Konstellationen im Rennen in der Zukunft auch "unpopuläre" Entscheidungen getroffen werden müssen, um den Rennsieg nicht zu gefährden. Im Interview mit der Welt am Sonntag präzisierte der Österreicher nun, was auf die Fahrer zukommen könnte.

"Im vergangenen Jahr haben wir immer versucht, so neutral wie möglich zu entscheiden. Das Auto war so überlegen, dass wir den Spielraum hatten, mit beiden Piloten alles auf eine Karte zu setzen", denkt Wolff an 2014 zurück. Nun jedoch habe sich das Blatt gewendet und man habe einen Konkurrenten. "Jetzt haben wir mit Ferrari einen Gegner, der uns das Leben schwerer macht. Daher kann es sein, dass wir die Fahrer künftig mit unterschiedlichen Strategien ausstatten, wenn uns dieser Weg die beste Siegchance eröffnet", kündigte er an.

Fairplay nicht um jeden Preis

In Malaysia kamen beide Mercedes während der Safety-Car-Phase an die Box, wodurch sowohl Lewis Hamilton, als auch Nico Rosberg im Verkehr steckten und wertvolle Zeit auf Sebastian Vettel verloren. Bereits kurz nach dem Rennen in Sepang gestand Wolff, das Team habe hier möglicherweise einen Fehler gemacht. "Vielleicht waren wir zu sehr darauf konzentriert, das Fairplay zwischen den beiden aufrechtzuerhalten (...), dass wir in der Sekunde diese Entscheidung nicht getroffen haben", gestand der 43-Jährige mit Blick auf einen Split der Strategien.

Dieser Fairplay-Gedanke muss im Notfall in Zukunft jedoch zurückstehen, auch wenn es den Fahrern möglicherweise nicht passt. "Das bedeutet in der Konsequenz, dass einer von beiden nach dem Rennen womöglich unzufrieden ist und sich benachteiligt fühlt. Das könnte für Kontroversen sorgen. Aber wenn davon der Rennsieg abhängt, werden wir das in Kauf nehmen", stellte Wolff klar.

Eine Stallorder schließt Wolff jedoch auch in Zukunft aus. Das freie Fahren gegeneinander sei nicht aufgehoben. "Absolut nicht. Es muss sich auch niemand Sorgen machen, dass wir Nico benachteiligen, weil er jetzt einen kleinen Rückstand im WM-Klassement hat. Oder Lewis, wenn sich das Blatt mal wendet. Wir lassen beide Piloten offen kämpfen, das ist unsere Philosophie", stellte der Motorsportchef klar, der jedoch betonte: "Aber nicht uneingeschränkt. Noch einmal: Priorität hat, dass Mercedes gewinnt. Mit allem, was dazugehört."