Sebastian Vettel kann sein Glück kaum fassen. Im zweiten Rennen für Ferrari hat der Deutsche den ersten Sieg für die Scuderia geholt - sein vierter in Malaysia. "Heute ist ein wirklich besonderer Tag", strahlte ein vor Emotionen weinender Vettel. "Dieses Rennen wird für immer in meinem Herzen bleiben. Der Sieg ist einfach unglaublich. Heute sind gleich mehrere Kindheitsträume in Erfüllung gegangen." Für Ferrari war Vettels Erfolg der erste Sieg seit dem Spanien Grand Prix 2013. Damals siegte Fernando Alonso, Felipe Massa machte mit Rang drei das Ferrari-Podest perfekt.

"Es ist schon eine Zeit her, dass ich das letzte Mal auf dem obersten Podest stand - und nun das erste Mal mit Ferrari. Ich bin einfach sprachlos", suchte der Deutsche nach Worten. Nach einem schwierigen Jahr mit Red Bull ist nun alles wieder in Ordnung. "Das Auto passt perfekt zu mir und das Team hat mich sofort willkommen geheißen."

Sebastian Vettel übernahm während der Safety-Car-Phase erstmals die Führung, Foto: Sutton
Sebastian Vettel übernahm während der Safety-Car-Phase erstmals die Führung, Foto: Sutton

Ein Sieg der Strategie

Am Start galt der Blick des Ferrari-Piloten zunächst seinem Verfolger Nico Rosberg. Die beiden Landsleute kamen sich bedenklich nahe, Vettel setzte sich aber schließlich durch und behauptete Rang zwei. "Wir konnten vom Start weg Mercedes ordentlich unter Druck setzen und hatten die richtige Strategie, um am Ende noch Luft zu haben", sagte Vettel.

Als das Safety Car in Runde vier schließlich auf die Strecke ging, wagte Ferrari das Risiko und ließ den Deutschen draußen. Vettel übernahm die Führung und gab sie bis zu seinem eigenen Stopp nicht mehr ab. "Das war im Nachhinein richtig. Wir wussten, dass wir mit den Reifen gut zurechtkommen und waren eher überrascht, als beide Mercedes' in die Box abbogen", verriet Vettel. Er gab zu, dass der Kampf der Silberpfeile durch das Feld ihm zusätzlich einen kleinen Puffer verschafft hat.

Mit Medium-Reifen zurück, fiel der vierfache Weltmeister hinter Rosberg zurück, machte kurze Zeit später vor Start/Ziel aber kurzen Prozess und eroberte Rang wieder Rang zwei. Stetig arbeitete er sich schließlich an den Führenden Hamilton heran. Gerade als Vettel zum Überholmanöver ansetzte, bog der Brite an die Box ab und Vettel ging wieder an die Spitze. "Als im zweiten Abschnitt Lewis vor mir abbog hatte ich einen Stopp Luft", erinnerte sich Vettel. "Der Sieg war dann in Reichweite, aber es hätte so viel passieren können, wie beispielsweise ein Safety Car. Dann wäre der Vorsprung wieder weg gewesen."

Sebastian Vettel überglücklich, Foto: Sutton
Sebastian Vettel überglücklich, Foto: Sutton

In Runde 39 kam Vettel schließlich zu seinem letzten Stopp und musste die harte Reifenmischung aufziehen. Auf Platz zwei aus der Box, musste er nur eine Runde warten, bis auch Hamilton zum letzten Wechsel kam. Der Mercedes-Pilot zog ebenfalls die harten Reifen auf und ein Duell um jede Sekunde begann. Während Vettel an der Spitze Druck machte, versuchte Hamilton verzweifelt, auf den Deutschen aufzuholen - ohne Erfolg. Im Ziel trennten die beiden Weltmeister 8,5 Sekunden. "Ich musste mich zwischendurch ein bisschen kneifen, dass ich nicht abdrifte und überlege, was das jetzt bedeuten würde. Aber im Ziel die ganzen Ferrari-Flaggen zu sehen, war einfach unglaublich."

Für Vettel aber wohl die wichtigste Erkenntnis: Der Malaysia Grand Prix war weder ein Chaosrennen noch von technischen Problemen der Konkurrenz geprägt. "Wir haben Mercedes heute ganz fair und klar geschlagen", jubelte der vierfache Weltmeister. "Das Auto, das mir das Team gegeben hat, ist einfach fantastisch. Wir haben erst zwei Rennen bestritten, aber die Atmosphäre im Team ist super. Als kleiner Junge habe ich über diese Tore geschaut, als Michael gefahren ist. Und jetzt dieser Tag und dieses Rennen."

Vettel in Fahrerwertung auf Rang zwei

Der Sieg in Malaysia bedeutet für Vettel seinen 40. Karrieresieg in der Formel 1. Damit ist der Deutsche in der ewigen Bestenliste nur noch einen Sieg von Ayrton Senna entfernt. Auch in der Weltmeisterschaft hat der Ferrari-Pilot einen großen Sprung gemacht. Mit seinen 25 Punkten in Malaysia konnte er Rosberg von Rang zwei verdrängen. Nach zwei Saisonrennen fehlen Vettel lediglich drei Punkte auf WM-Leader Lewis Hamilton.

Foto: Sutton
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Cooler Arrivabene

Ein strahlendes Gesicht rannte zudem durch die Boxengasse: der neue Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. Durch Vettel gelang Arrivabene, worauf seine Vorgänger Stefano Domenicali und Marco Mattiacci verzweifelt warteten: der erste Sieg seit 2013. "Ich bin für alle überglücklich, die an diesem Erfolg mitgearbeitet haben", strahlte Arrivabene. "Sebastian war unglaublich. Ich habe die Runden gezählt und zwischendurch haben wir Witze erzählt, um die Anspannung abzubauen. Sebastian war wirklich fantastisch, unglaublich."

Diese erklärte Anspannung war dem Teamchef aber kaum anzumerken. Seine Begründung: bleibt der Teamchef ruhig, bleibt es auch das Team. "Ich bin cool. Man muss versuchen, ruhig zu bleiben", so der Italiener.