Mit dem Nürburgring ist gerade erst eine Traditionsrennstrecke aus dem Kalender geflogen, nun geht es auch in Silverstone ans Eingemachte: Stephen Saunders, der mit seiner Silverstone Hospitality Ltd. das imposante Boxengebäude bis vor kurzem betrieb, hat den Silverstone-Besitzer British Racing Drivers Club (BRDC) auf 4 Millionen Pfund (5,5 Millionen Euro) verklagt. Für Saunders und seine Firma geht es um Leben und Tod, schließlich befindet sich die Silverstone Hospitality Ltd. in der Insolvenz.

Was ist geschehen? Im August 2014 holte der BRDC aufgrund jahrelanger Verluste des Silverstone Circuits den Geschäftsmann Lawrence Tomlinson ins Boot. Im Herbst 2014 folgte ein nie gesehener Kahlschlag auf dem Traditionskurs: Die komplette Führungsetage wurde entlassen und das gesamte Geschäftsmodell an der Rennstrecke umgestellt. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde auch der Fünf-Jahres-Vertrag mit Saunders aufgelöst. Im Dezember warf das Sicherheitspersonal die Mitarbeiter der Firma vom Gelände der Strecke.

Ist der britische GP gefährdet?, Foto: Sutton
Ist der britische GP gefährdet?, Foto: Sutton

Ihrer Existenzgrundlage beraubt musste die Silverstone Hospitality Ltd. in die Insolvenz gehen. Laut des BRDC sei der Vertrag rechtmäßig aufgelöst worden, Saunders sieht das anders. Da sich beide Seiten nicht einigen konnten, wird der Fall nun vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt. Im schlimmsten Fall müsste der BRDC fünfeinhalb Millionen Euro zahlen. Noch schlimmer: Im Dezember wurden weitere Verträge aufgelöst, unter anderem mit Sicherheits- und Cateringunternehmen. Sollte sich Saunders durchsetzen, könnten weitere Schadensersatzklagen drohen.

Bereits seit längerer Zeit beäugt der BRDC die Entwicklung des Formel-1-Kalenders, in dem eine Traditionsrennstrecke nach der anderen weichen muss, kritisch. 20 Millionen Euro zahlt der BRDC für die Austragung des britischen Grand Prix. Dank des Titels von Lewis Hamilton stiegen die Verkaufszahlen der Ticketpreise zwar an, doch gleichzeitig wurden die Preise gesenkt. Eine weitere Belastung von 5,5 Millionen könnte die Rennstrecke finanziell in Bedrängnis bringen. Ein Vertrag mit Ecclestone besteht bis 2027, doch der Nürburgring steht als mahnendes Beispiel Pate.