Jetzt steht es offenbar fest: In diesem Jahr wird die Formel 1 nicht in Deutschland gastieren. Der Nürburgring konnte keine Einigung über eine Austragung des Rennens erzielen, teilte ein Sprecher der Eifel-Rennstrecke an diesem Donnerstag mit.
Nach der kürzlichen Absage des Hockenheimrings ist das Grand-Prix-Kapitel 2015 für Deutschland offenbar geschlossen. Eine Alternative soll es in dieser Saison nicht geben, hatte Bernie Ecclestone vor wenigen Wochen verkündet. Damit werden wohl 19 statt der geplanten 20 Rennen im Jahr 2015 ausgetragen.
Warten wäre sinnlos
Einige Gründe hätten zur Absage des Nürburgrings geführt, erklärte Pietro Nuvoloni, Sprecher des Nürburgring-Betreibers Capricorn Nürburgring GmbH, gegenüber sid und dpa. Nachdem Ecclestone seit Monaten keine Entscheidung getroffen habe, "sind wir zur Auffassung gekommen, dass es jetzt aus zeitlichen, organisatorischen und auch wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn mehr macht, weiter zu warten", so Nuvoloni.
Eigentlich hätte der Deutschland Grand Prix am 19. Juli in der Eifel steigen sollen, laut jährlichem Turnus wäre der Nürburgring mit der Austragung an der Reihe gewesen. Die Streckenbetreiber haben sich nun entschieden, den für die Formel 1 reservierte Termin zugunsten eines anderen Veranstalters freizugeben. "Wir bedauern das sehr", kommentierte Nuvoloni das Aus des Nürburgrings. Das Zeitfenster sei nun allerdings geschlossen. Damit deutet alles darauf hin, dass dieses Jahr zum ersten Mal seit 1960 kein Formel-1-Rennen auf deutschem Boden stattfindet.
Hockenheim-Absage am Dienstag
Schon am Mittwoch hatte sich angedeutet, dass deutsche Fans auf ein Heimrennen verzichten müssen. Am Mittwoch sagte der Hockenheimring mehr oder weniger die Möglichkeit ab, anstelle des Nürburgrings einzuspringen. "Ich habe nicht gesagt, dass der Deutschland GP nun definitiv nicht am Hockenheimring stattfinden wird, sondern nur, dass ich nicht mehr damit rechne", sagte Hockenheim-Chef Georg Seiler gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Es sind nun mehrfach Fristen verstrichen und wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht mehr damit rechnen können, dass eine Austragung ohne Einbußen in der Qualität der Umsetzung möglich ist."
Seiler betonte, dass es nicht in der Verantwortung des Hockenheimrings liege, das Deutschland-Rennen abzusagen. Es sei schade, aber der Fokus liege nun auf 2016 und 2018. Für diese beiden Jahre besteht ein Vertrag zwischen den badischen Streckenbetreibern und Ecclestone. Seiler: "Die Formel 1 liegt uns sehr am Herzen, und vor allem natürlich das Rennen in Deutschland. Aber zeigen Sie mir bitte denjenigen, der hohe finanzielle Risiken in Kauf nimmt, weil er helfen will. "
Danner: Eine Katastrophe
Experten und Fahrer sprachen von einer Katastrophe, sollte es 2015 kein Rennen in Deutschland geben. Dieser Meinung war auch Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Es wäre eine Komplett-Katastrophe, wenn wir keinen Grand Prix in Deutschland hätten", warnte Danner. "Das wäre eine absolute Katastrophe. Das ist für den deutschen Motorsport eine ganz, ganz, ganz schlimme Sache. Da fehlen mir fast die Worte."
Nico Rosberg sprach für seine Landsleute in der Formel 1 und sagte am vergangenen Wochenende: "Der Große Preis von Deutschland muss Teil der Formel-1-Weltmeisterschaft sein. Es ist so ein legendäres Rennen und das Land ist so stark repräsentiert. Dazu ist es mein zweites Heimrennen. Für mich wäre es eine große Enttäuschung, und für mein Team wäre es eine große Enttäuschung."
Ende einer Tradition
Der Große Preis von Deutschland hat jahrelange Tradition. Von 1951 bis heute wurde er insgesamt 61 Mal in Hockenheim, auf dem Nürburgring und 1959 einmalig in Berlin ausgetragen. 1960 war bisher das einzige Jahr, in dem nicht in Deutschland gefahren wurde. Eine weitere Lücke gibt es 2007. In diesem Jahr fand ebenfalls kein Deutschland Grand Prix statt, es wurde aber auf den Nürburgring gefahren - damals als Großer Preis von Europa.
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