Sauber erlebte in Australien das vielleicht turbulenteste Rennwochenende der Teamgeschichte. Ex-Reservefahrer Giedo van der Garde zerrte den Rennstall vor Gericht und forderte seinen vertraglich zugesicherten Stammplatz ein. Das Gericht gab dem Niederländer Recht, er verzichtete schlussendlich aber doch darauf, das ihm zustehende Cockpit in Anspruch zu nehmen. Bis zum nächsten Grand Prix in Malaysia soll es diesbezüglich eine einvernehmliche Lösung geben, die alle Parteien zufriedenstellt.

Nach dem Gerichts-Schock folgte am Sonntag dann die große Sauber-Auferstehung: Felipe Nasr und Marcus Ericsson fuhren zusammen 14 WM-Punkte ein, was nach dem punktelosen Vorjahr durchaus als Sensation angesehen werden kann. Dementsprechend groß war auch die Erleichterung bei Teamchefin Monisha Kaltenborn. "Das ist einfach ein fantastisches Ergebnis", jubelte die Österreicherin im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Kaltenborn hatte wegen der Gerichtsposse um van der Garde viel Kritik einstecken müssen. "Es ist traurig für den Sport, diese Angelegenheit hätte nie nach Melbourne gebracht werden dürfen. Monisha ist Anwältin und hätte die Entscheidung des australischen Gerichts kommen sehen müssen", sagte etwa Ex-Minardi-Teamchef Paul Stoddart zu Motorsport-Magazin.com.

Einer stellte sich jedoch demonstrativ hinter Kaltenborn und stärkte ihr den Rücken: Peter Sauber, der langjährige Teambesitzer. "Ohne Monisha Kaltenborn würde es Sauber nicht mehr geben", stellte der Schweizer gegenüber dem Blick klar, der den Rennstall laut eigenen Angaben vor sechs Jahren nicht von BMW zurückgekauft hätte, hätte es Kaltenborn nicht gegeben. "Für mich ist es ein ganz großes Glück, sie auf dieser Position zu wissen. Viele andere Rennställe im Fahrerlager würden sich glücklich schätzen, diese Frau zu haben."

Gelingt es Sauber nun auch, einigermaßen schadlos aus der van-der-Garde-Klage herauszukommen, kann der Saisonauftakt doch noch als gelungen angesehen werden. Damit hätte noch am Freitag in Hinwil wohl niemand gerechnet.