1. Warum kam es zu keinem Angriff von Rosberg auf Hamilton?

Lewis Hamilton war der klare Dominator des Australien GP. Mit Ausnahme eines zeitweiligen Führungsverlustes nach seinem Boxenstopp war der Brite 56 von möglichen 58 Runden an der Spitze - dicht gefolgt von Teamkollege Nico Rosberg. Der Deutsche war zwar immer nah dran, einen wirklichen Angriff konnte er aber nicht setzen.

Das lag an Hamiltons Taktik. Die wichtige Marke hieß eine Sekunde. Diesen Bereich durfte Rosberg niemals unterschreiten, ansonsten wäre er im DRS-Fenster des Briten gelandet. Genau diesen Wert hatte Hamilton immer im Auge und erreichte so die Balance aus nötigem Abstand und schonender Fahrweise. "Sobald du einen Vorsprung von zwei Sekunden erreicht hast, macht es keinen Sinn mehr, noch mehr herauszuholen", schilderte der Weltmeister seine Taktik. "Als Nico schließlich zulegte, war ich in der Lage zu reagieren."

2. Wie kam Vettel an Massa vorbei?

Im Duell gegen Sebastian Vettel hatte Felipe Massa das Nachsehen, Foto: Sutton
Im Duell gegen Sebastian Vettel hatte Felipe Massa das Nachsehen, Foto: Sutton

Am Start konnte sich Felipe Massa vor Sebastian Vettel halten. Der Deutsche hatte keinen guten Start und musste aufpassen, nicht von Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen überholt zu werden. In der Folge blieb Vettel an Massa dran, musste jedoch bald Reifen schonen. Um zu verhindern, dass Vettel durch einen früheren Stopp vorbeikommt, holte Williams Massa in Runde 21 rein. Laut Williams-Performance-Chef Rob Smedley gab es keine andere Möglichkeit, als so früh zu stoppen. "Uns war recht klar, dass Vettel noch etwas in der Hinterhand hatte", so Smedley. Um ein Aufschließen Vettels zu verhindern, sollte ein früherer Stopp helfen.

Jedoch fiel der Brasilianer direkt hinter Daniel Ricciardo zurück und wurde aufgehalten. Dadurch verlor Massa so viel Zeit hinter dem Red-Bull-Piloten, dass Vettel, obwohl er drei Runden später neue Reifen bekam, vorbeigehen konnte. Von diesem Zeitpunkt an war Massa nicht mehr in Schlagdistanz zum Heppenheimer.

3. Was lief bei Räikkönen schief?

Drei feste Reifen sind einer zu wenig, Foto: Sutton
Drei feste Reifen sind einer zu wenig, Foto: Sutton

Kimi Räikkönen hatte großes Pech. Bereits am Start verlor er einige Positionen, nachdem er von Sebastian Vettel leicht abgedrängt wurde und schließlich eine Berührung mit Carlos Sainz Jr. hatte. Fortan hing der Finne hinter dem Sainz, Felipe Nasr und Daniel Ricciardo zurück. "Ich wurde von Sainz am Hinterrad getroffen, dadurch wurde der Unterboden beschädigt. Zusätzlich ist das Auto deswegen in den Anti-Stall-Modus gegangen. Deshalb war ich langsam und wurde dann von einem Sauber ziemlich hart getroffen. Das beschädigte wiederum den Frontflügel. Es war Sainz, der alles ausgelöst hat", beklagte Räikkönen.

Doch die Geschwindigkeit des Ferraris stimmte. Um an seinen Vorderleuten vorbeizukommen, wurde Räikkönen an die Box geholt und bekam frische Reifen. Doch während des Stopps bekam die Crew den linken Hinterreifen nicht sofort fest, was wertvolle Zeit kostete. Räikkönen selbst war nicht ganz unschuldig, weil ihm ein Finger von der Kupplung rutschte.

Als Räikkönen wieder auf der Strecke war, brannte der Finne mit gehöriger Wut im Bauch eine schnelle Runde nach der anderen in den Asphalt. Doch als er zum zweiten Boxenstopp kam, passierte ein weiteres Missgeschick. Wieder klemmte es hinten links, doch diesmal war das Rad nicht fest. "Ich bin früher abgesenkt worden als es hätte sein sollen. Sie haben das Zeichen gegeben dass sie fertig waren, und ich bin abgelassen worden, das war's", erklärte der Finne, der kurz darauf das Auto abstellen musste. Damit war sein Arbeitstag vorbei. Ärgerlich: Platz vier wäre möglich gewesen. "Ich hätte trotz der Beschädigung am Ende im Bereich von Massa landen können", sagte Räikkönen.

4. Warum ist Button Gewinner und Verlierer zugleich?

Keine Punkte, aber ein zufriedener Jenson Button, Foto: Sutton
Keine Punkte, aber ein zufriedener Jenson Button, Foto: Sutton

Ein McLaren im Ziel - die Wettquoten hierfür dürften vor dem Australien GP ziemlich hoch gewesen sein. Selbst das Team glaubte nicht so recht daran, es bis zum Ende des Rennens zu schaffen. "Es klingt nicht nach viel, aber für uns war es eine Überraschung, die Zielflagge zu sehen", meinte Jenson Button. "Vergessen wir die Performance, dafür sind wir nicht hier. Wir haben es bis ans Ende des Rennens geschafft - das ist ein großer Fortschritt für uns."

Eine beeindruckende Leistung nach den schwachen Testfahrten, die das Team mehr in der Garage als auf der Strecke verbrachte. Allerdings wäre angesichts der Ausfallorgie im Albert Park mehr möglich gewesen. Button ist als Elfter der Einzige, der ohne Punkte aus Melbourne abreisen muss. Der Brite trauerte der Möglichkeit jedoch nicht hinterher. "Im Moment bedeuten uns Punkte ohnehin nichts", stellte er klar. McLaren habe noch genug zu tun, um wettbewerbsfähig zu werden. "Ich wäre mit Platz zehn nicht so zufrieden gewesen."

5. Warum ist das Ergebnis für Sauber aus mehrfacher Hinsicht positiv?

Felipe Nasr holte Platz fünf für Sauber, Foto: Sutton
Felipe Nasr holte Platz fünf für Sauber, Foto: Sutton

Fährt Sauber in Australien, wenn ja, welche Piloten sitzen im Cockpit und reicht es nach dem Seuchenjahr 2014 im Zweifelsfall sogar zu Punkten? Für Sauber war der Auftakt in die Saison 2015 gepflastert von großen Problemen. Giedo van der Garde klagte sich ins Cockpit und bekam Recht. Bei Nichteinhaltung des Urteils drohte dem Team sogar die Zwangsvollstreckung und die Gerichtsvollzieher warteten bereits vor dem Eingang zum Albert Park. Durch all diese Streitigkeiten musste Sauber schließlich sogar komplett auf das erste Freie Training verzichten.

Somit standen die Vorzeichen mehr als schlecht und die Stimmung im Team war angespannter denn je. Umso größer die Erleichterung am Sonntag. Van der Garde hatte bereits im Vorfeld auf sein Cockpit verzichtet - zumindest für Australien - und somit konnten die Stammpiloten Felipe Nasr und Marcus Ericsson zeigen, welches Potenzial in ihnen und dem C34 steckt. Mit vollem Erfolg. Das Team fuhr auf die Ränge fünf und acht und erzielte damit zum ersten Mal seit dem Brasilien GP 2013 wieder Punkte - nach all den Schwierigkeiten des Vorjahres, den Fahrerproblemen und der verpassten Trainingszeit ein umso wichtigeres Ergebnis. "Das ist nun die beste Antwort, die das Team geben konnte. Das Paket ist konkurrenzfähig", strahlte Teamchefin Monisha Kaltenborn im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Das ist einfach ein fantastisches Ergebnis."

6. Warum schied Verstappen aus?

Max Verstappen fuhr bis zum Ausfall ein gutes Rennen, Foto: Sutton
Max Verstappen fuhr bis zum Ausfall ein gutes Rennen, Foto: Sutton

Max Verstappen ist ab sofort der jüngste Pilot, der je an einem Grand Prix teilnahm. In allzu guter Erinnerung wird der Niederländer seine Formel-1-Premiere allerdings wohl nicht behalten, denn nach 34 Runden musste er seinen Toro Rosso mit einem Power-Unit-Problem neben der Strecke abstellen. "Das ist schwer wegzustecken, denn der Ausfall war nicht meine Schuld", klagte der Niederländer. Den exakten Grund für das vorzeitige Aus konnten vorerst weder Toro Rosso noch Renault benennen, es wird jedoch ein Problem mit dem ICE, dem Verbrennungsmotor, vermutet.

7. Wie schlugen sich die Rookies bei ihrem ersten Rennen?

Carlos Sainz war zweitbester Rookie in Australien, Foto: Sutton
Carlos Sainz war zweitbester Rookie in Australien, Foto: Sutton

Der ganz klare Rookie-Sieger heißt Felipe Nasr. Der Sauber-Pilot landete auf Platz fünf und stellte damit gleichzeitig einen neuen Rekord auf. Noch nie zuvor hatte ein Brasilianer in der Königsklasse ein besseres Ergebnis bei seinem Debüt erzielt. Auch Carlos Sainz überzeugte auf ganzer Linie. Mit Rang neun zeigte er - trotz eines schier unendlichen Boxenstopps - eine wirklich solide Leistung.

Dafür gab es sogar Lob von einem Weltmeister. " Ich war von Felipe Nasr beeindruckt", sagte Jacques Villeneuve im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Er war wirklich ruhig und hat gute Arbeit geliefert. Auch Sainz hat überzeugt. Er hatte ein bisschen Pech, aber sie sind beide wirklich stark und mit viel Reife gefahren." Auch der dritte Rookie im Bunde - Max Verstappen - schlug sich bis zu seinem Ausfall in Runde 34 sehr gut. Er war auf Mediumreifen gestartet und lag vor seinem Boxenstopp auf der sechsten Position. Ein Ergebnis in den Punkten wäre wahrscheinlich gewesen.

8. Warum konnten Kvyat und Magnussen keine einzige Rennrunde fahren?

Daniil Kvyat konnte sein erstes Rennen für Red Bull nicht einmal beginnen, Foto: Sutton
Daniil Kvyat konnte sein erstes Rennen für Red Bull nicht einmal beginnen, Foto: Sutton

Der Saisonauftakt ist geschlagen, doch Daniil Kvyat wartet weiterhin auf den ersten Start für sein neues Team Red Bull Racing. Der Russe erlitt auf dem Weg in die Startaufstellung einen Getriebedefekt und schied damit schon vor dem Erlöschen der Ampeln aus. Dem Russen war es nicht möglich, den fünften Gang einzulegen - weshalb, konnte Red Bull vorerst nicht sagen. "Es könnte etwas mit den Schwingungen, die vom Motor ausgehen, zu tun haben, mutmaßte Teamchef Christian Horner.

Noch bitterer lief es für Kevin Magnussen, der als Vertreter des verletzten Fernando Alonso für McLaren hätte fahren sollen. Doch auch dem Dänen machte die Technik einen Strich durch die Rechnung, er blieb wie Kvyat auf dem Weg in die Startaufstellung liegen. Die fragile Honda-Power-Unit hatte wieder einmal zugeschlagen. "Es ist frustrierend für mich", gab Magnussen unumwunden zu, der beim nächsten Rennen in Malaysia wohl wieder Alonso wird weichen müssen.

9. Warum blieb Bottas' Auto in der Garage?

Valtteri Bottas musste zusehen, Foto: Sutton
Valtteri Bottas musste zusehen, Foto: Sutton

Nach dem Qualifying in Melbourne konnte Valtteri Bottas nur mit der Hilfe seiner Mechaniker das Auto verlassen. Während der Session waren plötzlich Schmerzen in seinem Rücken aufgetaucht, die umgehend im Medical Center untersucht wurden. Schon zu diesem Zeitpunkt galt ein Start als fraglich. Die Nacht verbrachte der Finne schließlich im Krankenhaus. Grund für seine Schmerzen war ein kleiner Riss an der Bandscheibe. Trotz konsequenter Arbeit mit seinem Physiotherapeuten am Sonntagvormittag fiel schließlich die Entscheidung der FIA-Ärzte gegen einen Start des Finnen aus.

Bereits am Samstagnachmittag war allerdings klar: Sollte Bottas das Rennen nicht in Angriff nehmen können, würde sein FW37 in der Garage stehenbleiben. Testpilotin Susie Wolff wäre zwar vor Ort und einsatzbereit gewesen, nach Artikel 19.1 (a) des Sportlichen Reglements ist ein Start im Rennen nur möglich, wenn der/die Pilot/in zuvor am Qualifying teilgenommen hat.

10. Wieso war Manor nicht am Start?

Im Auto sitzen ja, fahren nein, Foto: Sutton
Im Auto sitzen ja, fahren nein, Foto: Sutton

Es war ein Wettlauf mit der Zeit und er wurde verloren. Nur rund zwei Wochen vor dem Saisonstart in Australien war klar: Manor Marussia würde in Melbourne mit zwei überarbeiteten Autos aus dem Vorjahr antreten. Die Autos waren vor Ort, mit Roberto Merhi der zweite Fahrer wenige Tage zuvor noch verpflichtet, an Fahren war aber nicht zu denken.

Das Problem: Wichtige Software fehlte, um die Boliden überhaupt ans Laufen zu bringen. Somit kämpfte das Team um jede Sekunde, musste das Qualifying und damit das Rennen aber schließlich aufgeben. Nicht ohne Folgen: Am Samstagabend musste sich ein Team-Repräsentant vor den Stewards verantworten, weil das Team nicht am Qualifying teilnahm. Einen Tag später aber schließlich die Entwarnung. Die FIA akzeptierte die Erklärung der fehlenden Software und das Team muss keine weiteren Konsequenzen befürchten. Nun sollen die Autos bis zum Malaysia GP in zwei Wochen einsatzbereit gemacht werden.

11. Warum beendete kein Lotus die erste Runde?

Romain Grosjean schied aus, Foto: Sutton
Romain Grosjean schied aus, Foto: Sutton

Schlimmer hätte der Saisonauftakt für Lotus nicht laufen können. Nach dem Horrorjahr 2014 mit großen Zielen und voller Zuversicht gestartet, gelang es weder Romain Grosjean noch Pastor Maldonado, die erste Runde zu beenden. Der Venezolaner wurde in Kurve zwei von Sauber-Pilot Felipe Nasr berührt, woraufhin er die Kontrolle über seinen E23 verlor und in die Begrenzungsmauern einschlug. "Unglaublich, einfach unglaublich. Natürlich gehört so etwas zum Rennsport, aber in unserer Situation ist das natürlich besonders bitter", schüttelte Maldonado ungläubig den Kopf.

Grosjean war es immerhin vergönnt gewesen, auf sanftere Art und Weise aus dem Rennen zu scheiden. Bereits in der Einführungsrunde hatte der Franzose über einen Verlust an Vortrieb geklagt, schlussendlich lenkte er seinen Boliden nach nicht einmal fünf Kilometern an die Box und gab auf. "Das erst Rennen bringt immer eine Menge Unbekannte und kann sehr knifflig sein. Für uns war es das leider heute", konstatierte er.

12. Wann waren zuletzt weniger Piloten im Ziel?

Das Starterfeld in Melbourne war aus unterschiedlichen Gründen schon von Haus aus ziemlich dezimiert. Gerade einmal 15 Piloten befanden sich im Grid, von denen sich vier weitere während des Rennens verabschiedeten. Somit wurden nur elf Piloten gewertet - so wenige, wie schon lange nicht mehr.

Noch weniger sahen zuletzt vor sieben Jahren ebenfalls beim Saisonauftakt im Albert Park das Ziel. Damals wurden lediglich acht Piloten gewertet, sodass auch der Letzte Punkte bekam. Abgewinkt wurden jedoch sogar nur sechs Fahrer, doch Kimi Räikkönen und Sebastien Bourdais, die kurz vor dem Ende des Rennens mit Technikdefekten liegen blieben, kamen aufgrund ausreichend zurückgelegter Distanz trotzdem ins Klassement.