Jenson Button sah in Melbourne die Zielflagge. Was wenig spektakulär klingt, ist für McLaren ein Meilenstein in der wiederaufgenommenen Partnerschaft mit Honda. "Vergessen wir die Performance, dafür sind wir nicht hier. Wir haben es bis ans Ende des Rennens geschafft - das ist ein großer Fortschritt für uns", unterstrich Button. "Es klingt nicht nach viel, aber für uns war es eine Überraschung, die Zielflagge zu sehen."

Der Brite wurde nach dem Rennen nimmermüde, zu betonen, dass der längste Stint, den McLaren vor dem Rennen bestritten hatte, gerade einmal zwölf Runden umfasste. Im Albert Park hielt der MP4-30 ganze 56 Runden - die volle Renndistanz bestritt Button aufgrund der zweifachen Überrundung durch die Mercedes-Piloten nicht.

Da nur elf Autos ins Ziel kamen, war Button der einzige Pilot ohne Punkte. Diese Tatsache betrübte ihn allerdings wenig. "Im Moment bedeuten uns Punkte ohnehin nichts. Es gibt so viel mehr zu erreichen und zu tun, bis wir wettbewerbsfähig sind", meinte er. "Ich wäre mit Platz zehn nicht so zufrieden gewesen. Aber das Wichtigste für uns ist, dass es in puncto Zuverlässigkeit ein großer Schritt nach vorne ist."

Den ersten Grand Prix beendet zu haben, sei im Moment bereits ein gutes Ergebnis. "Wir wissen, dass das nicht das ist, was wir in Zukunft wollen, aber es ist ein Anfang und wir hoffen, dass wir von hier an große Schritte machen können." Wäre man nach drei Runden ausgefallen, hätte man nichts lernen können, betonte Button. "Viele Autos haben es nicht ins Ziel geschafft", gab er zu bedenken. "Es ist immer leicht, zu sagen, dass sie es ins Ziel geschafft hätten, wenn sie so langsam wie wir gefahren wären. Aber das stimmt nicht unbedingt."

Benzinsparen mit Folgen

Er habe nun endlich genug Zeit gehabt, sich mit dem Auto vertraut zu machen und verschiedene Einstellungen auszuprobieren. "Das habe ich das erste Mal gemacht. Es ist natürlich noch viel Arbeit nötig, was die Power angeht, das Fahrverhalten, den Abtrieb und auch das Setup", räumte er ein. "Das ist auf gewisse Weise aber auch gut, weil wir große Schritte machen können."

Vor allem das Benzinsparen machte dem Briten im Rennen das Leben schwer. "Wenn man auf den Geraden nicht so schnell ist, braucht man länger und verwendet mehr Benzin. Man verliert auch die Temperatur in den Reifen", schilderte er. "Aber ich hatte ein gutes Gefühl mit dem Auto, als wir Temperatur in den Reifen hatten."

Für McLaren schien durch die Gewitterwolken der vergangenen Wochen die Sonne., Foto: Sutton
Für McLaren schien durch die Gewitterwolken der vergangenen Wochen die Sonne., Foto: Sutton

Zu seiner Überraschung war es Button beim Start gelungen, gleich zwei Autos zu überholen und das trotz weniger Startübungen bei den Testfahrten. "Es war ein etwas interessanteres Rennen als ich dachte", meinte er und spielte damit auch auf den Zweikampf mit seinem ehemaligen Teamkollegen Sergio Perez an. Obwohl das Duell nicht ohne Materialverlust vonstattenging, erklärte Button, er habe viel Spaß gehabt. "Ich hatte nicht erwartet, jemanden herausfordern und gegen jemanden fahren zu können", gestand er und scherzte: "Ein Dude ist mir sogar in die Seite gefahren."

Button sieht den Vorfall gelassen und meinte, er habe vor der Kurve gebremst, habe eingelenkt und Perez habe schlicht keinen Platz mehr gehabt. Er sehe weder bei sich noch bei Perez ein Fehlverhalten, es sei ein Rennunfall gewesen. Daher konnte er sich auch einen kleinen Scherz nicht verkneifen: "Er war hinter mir, das war das Unglaubliche an der Sache! Wie fertig ist der denn bitte?"

Kleine Pause

Da er mit dem Renngeschehen ansonsten nur wenig zu tun hatte, nutzte Button die Zeit, um die Konkurrenz zu beobachten. Im Vergleich zu Force India liege der McLaren gut in den Kurven. Red Bull und Sauber seien in schnellen Kurven besser, in langsamen etwa auf dem gleichen Niveau wie McLaren, analysierte er. "Mercedes ist überall besser", musste er einräumen.

Button hofft nun auf den sogenannten Schneeball-Effekt. Wenn McLaren eine kleine Sache in den Griff bekäme, könne das große Gewinne bedeuten. "Ein bisschen mehr Leistung hier und dort, etwas weniger Benzin sparen, dann bekommt man die Bremsen wärmer, weil man von höherer Geschwindigkeit runterbremst. Das heizt auch die Reifen mehr auf und man schafft die Kurve besser, trifft den Scheitelpunkt und es hilft bei der Ausfahrt", erläuterte er.

Bis Malaysia gilt es, die während des Rennens gewonnenen Daten auszuwerten. Zudem muss sich das Team auf die schwülen klimatischen Bedingungen in Südostasien einstellen, wobei Button trotz des schmal geschnittenen McLaren keine Probleme bei der Kühlung sieht. "Wir haben ein ganzes Rennen geschafft, während viele andere Autos nicht ins Ziel gekommen sind. Wir sind nicht ohne Grund Elfte geworden", sagte er.

Dass auf McLaren aufgrund seiner erfolgreichen Geschichte ein besonders hoher Erwartungsdruck lastet, ist dem 35-Jährigen bewusst. "Aber ihr müsst uns eine kleine Pause geben", bat er. "Es ist jetzt eine sehr komplizierte Serie, es ist nicht mehr so wie in den 80er Jahren. Es ist technisch gesehen ganz anders." Für Malaysia hofft er auf mehr Power, mehr Aero-Performance und allgemein mehr Fortschritte. "Man weiß nie, wir könnten andere herausfordern", sagte er schmunzelnd.