Während über dem Albert Park in Melbourne die Sonne lachte, zogen in der Partnerschaft zwischen Red Bull und Renault erneut Gewitterwolken auf. Daniel Ricciardo musste auf das zweite Freie Training komplett verzichten, weil die Power Unit seines RB11 streikte. "Das ist eine katastrophale Sache, die da passiert", schimpfte Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko. "Bei Daniel ist der Motor nach 50 Kilometern kaputt. Wir wissen nicht, warum."

Noch sei nicht klar, ob die gesamte Power Unit gewechselt werden muss oder ob das Problem nur den Verbrennungsmotor betrifft. "Trotzdem sind es mindestens zehn Plätze [Strafversetzung]. Sicher ist das nicht ermutigend", sagte Marko, der von einem 'wahnsinnig ernüchternden Fazit' sprach. "Bei allen Triebwerken ist das Hauptproblem das Fahrverhalten", zeigte er auf. "Es ist deutlich schlechter, als es in Barcelona war. Anstatt einem Sprung vorwärts ging es eher nach rückwärts."

Distanz zur Spitze erschreckend

Nicht nur bei Red Bull, sondern auch bei Schwesterteam Toro Rosso habe es Probleme gegeben. Bei Max Verstappen sei ein Batteriewechsel vorgenommen worden. Anschließend sei der Motor nicht wieder in die Gänge gekommen. Dass Toro Rosso weniger Probleme mit der Zuverlässigkeit der Power Units habe als Red Bull sei 'reiner Zufall', stellte Marko klar. "Toro Rosso hatte bei den letzten Testfahrten einen Motorschaden. Der war aber von der Ursache her bekannt. Der ist bei knapp 2.500 Kilometern kaputt gegangen", erklärte Marko.

Auf die Frage von Motorsport-Magazin.com, ob Toro Rosso die Renault-Motoren besser im Griff habe, sagte er: "Toro Rosso hat einen sehr guten Job gemacht und die jungen Fahrer sind tadellos unterwegs gewesen. Aber natürlich ist auch der Abstand zu Toro Rosso zu gering." Red Bull sei nie zu einer vernünftigen Abstimmung gekommen.

"Unsere Performance passt nicht. Wir kommen nicht ins Fahren. Wenn das Auto beim Bremsen schiebt und beim Beschleunigen abrupt die Kraft kommt, dann ist es wahnsinnig schwer, ein Fahrzeug abzustimmen, weil man immer andere Motorgegebenheiten hat", zeigte er auf. "Aber es ist auch egal, ob wir eine halbe Sekunde vor Toro Rosso sind oder gleich schnell - die Distanz zur Spitze ist erschreckend, auch in den Longruns, die ja in Barcelona ermutigend waren."

Renault muss Kooperation zulassen

Man müsse nun genau analysieren, warum es eher Rück- als Fortschritte gab, sowohl in der Haltbarkeit als auch in der Fahrbarkeit, die Marko als das 'wesentlich größere Übel' bezeichnet. Auf die Frage, ob wenigstens die Leistung der Power Units so sei wie von Renault versprochen, antwortete er mit einem knappen 'nein'. Ob man sogar noch Leistung verloren habe? "Wir sind auf dem Stand von Abu Dhabi", teilte Marko mit. "Wir haben am Mittwoch in England ein Meeting. Die Verantwortlichen von Renault sind noch nicht hier, sie kommen erst am Abend. Aber so kann es nicht weitergehen."

Marko fordert, dass die Probleme nun endlich gelöst werden. "Es wird uns immer wieder versprochen, beim nächsten Mal wird's besser, die Prüfstandergebnisse sind ermutigend. Entweder korreliert der Prüfstand mit der Strecke nicht oder man fährt dort mit anderen Voraussetzungen", berichtete er. "Wenn nach 50 Kilometern ein Motorschaden auftritt, ist das völlig unverständlich."

Red Bull sei bereit, mit Renault zu kooperieren und habe auch ein gewisses Know How. "Nur dann muss das mit den Franzosen zusammengespielt sein, dann müssen sie die Daten rausrücken und sie müssen auch die entsprechenden Kooperationen zulassen", forderte Marko.