Das Manor Marussia F1 Team hat eine Glanzleistung vollbracht: Innerhalb weniger Wochen wurde der Rennstall wiederbelebt. Selbst die Crashtests und die technische Abnahme in Melbourne wurden zunächst problemlos gemeistert. In der Garage des Teams stehen zwei Boliden. Fahrbereit sind die Autos aber noch nicht.

Entgegen ersten Gerüchten ist es nicht nur die Motor-Software, die Marussia derzeit lahm legt. Es gibt einen ganzen Rattenschwanz an Problemen, die bei Weitem nicht nur die Power Unit betreffen. Große Probleme soll es auch noch Kabelbaum, der für das neue Auto komplett neu gestaltet werden musste, geben.

Marussias Problem: Mechaniker und Ingenieure kennen das neue Auto noch nicht. Ist ein Problem gelöst, taucht sofort das nächste auf. Auch wenn sich das 2015er Auto insgesamt nicht so stark vom Vorgänger unterscheidet, Marussia hat über die letzten Monate viel Personal an die Konkurrenz verloren. Und die Konkurrenz hatte es natürlich nicht auf die schlechtesten Techniker abgesehen. Dave O´Neill und Rob Taylor wurden erst kürzlich bei Haas bestätigt.

Ob die vorhandenen Mechaniker und Ingenieure die Probleme zeitnah lösen können, ist ungewiss. "Ich würde mich nicht wundern, wenn es hier in Australien nicht mehr klappt, ich würde mich aber auch nicht wundern, wenn wir noch fahren", sagte Manors Sportdirektor Graeme Lowdon zu Motorsport-Magazin.com.

2015er Software für 2014er Power Unit

Die Software könnte für Manor - sollten die anderen Probleme behoben werden können - später ein weiteres Problem darstellen. Denn die FIA verlangt von Manor, mit einer 2015er Motorsteuerung zu fahren, weil für diese Saison einige Sicherheitsänderungen vorgenommen wurden. Weil Manor aber mit 2014er Ferrari Power Units fährt, könnte es später auch noch an dieser Stelle haken.

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene zeigte sich gegenüber Manor hilfsbereit, obwohl Marussia bei dem italienischen Motorenhersteller aus der vergangenen Saison noch Schulden hat. Doch Manor ist nicht mehr Marussia: "Wir arbeiten - wie jeder weiß - weiterhin daran, unser Geld zu bekommen", erklärte Arrivabene. "Nun handeln wir mit einem anderen Unternehmen, das ist eine ganz andere Geschichte."

"Wir erledigen unsere Aufgabe und unterstützen sie, denn sie halten an den Vereinbarungen fest und wirken seriös", erklärte der Ferrari-Teamchef weiter. "Ich habe Graeme [Lowdon] erklärt, dass wir dazu bereit sind, ihnen zu helfen. Aber: 'No Money, no honey'."

Druck will die Teamführung von Manor auf die Technikabteilung allerdings nicht ausüben. "Die Probleme müssen gründlich gelöst werden", meint Graeme Lowdon. Sollte sein Team in Australien tatsächlich nicht fahren können, hätte das aber keine vertraglichen Auswirkungen. Die Auszahlung der Preisgelder aus dem vergangenen Jahr sei nicht gefährdet.