Heikle Situation bei Sauber nur wenige Tage vor dem Saisonstart der Formel 1 in Melbourne. Der oberste Gerichtshof von Victoria, Australien hat entschieden, dass Giedo van der Garde am kommenden Wochenende für Sauber ins Cockpit steigen soll. Damit wurde der Klage des Niederländers zugestimmt - der Schweizer Rennstall steht nun unter Druck, eine schnelle Lösung zu finden. Eigentlich stehen mit Marcus Ericsson und Felipe Nasr die beiden Einsatzfahrer bereits fest.

Update: Nach der ersten Urteilsverkündung ist Sauber vor dem Gericht in Victoria in Berufung gegangen. Diesem Antrag wurde stattgegeben. Die nächste Verhandlung findet am Donnerstag statt. Am Donnerstagabend deutscher Zeit dürfte dann endgültig ein Urteil gefällt werden.

"Ich bin fit und fühle mich stark", sagte van der Garde nach dem Urteil gegenüber Journalisten in Melbourne. "Ich freue mich darauf, zum Team zurückzukehren. Wir werden hart dafür arbeiten, an diesem Wochenende unser Bestes zu geben. Ich habe noch immer eine sehr gute Beziehung zum Team. Ich freue mich darauf, an diesem Wochenende das Rennen zu fahren."

Anwalt pocht auf Treffen mit Sauber

Laut van der Gardes Anwalt Tom Clarke habe sein Klient versucht, Sauber noch vor dem Gerichtstermin zu kontaktieren. Der Rennstall aus Hinwil habe auf eine Email allerdings nicht geantwortet.

"Herr van der Garde bleibt bereit, ist gewillt und in der Lage, seinen Verpflichtungen nachzukommen", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den Anwalt. "Er möchte sich gern mit dem Team treffen. Er wünscht, dass sein Einsatzplatz organisiert wird. Leider blieb unsere Email von letzter Nacht um 19:44 Uhr (Ortszeit) unbeantwortet. Wir möchten an die Sauber Motor Sport AG appellieren, ihre Verpflichtungen zu erfüllen und uns unverzüglich mit Herrn Sauber zu treffen."

Kaltenborn sehr enttäuscht

"Wir sind sehr enttäuscht über diese Entscheidung und müssen uns nun die Zeit nehmen, die Konsequenzen dieses Entscheids zu verstehen sowie die Auswirkungen auf unseren Saisonstart zu evaluieren", sagte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn in einem offiziellen Statement in der Nacht auf Mittwoch deutscher Zeit.

Kaltenborn weiter: "Allerdings können wir nicht die Sicherheit unseres Teams, oder anderer Fahrer auf der Strecke gefährden, nur um dem Wunsch eines unvorbereiteten Fahrers nachzukommen, Rennen für uns zu bestreiten. Und dies in einem Fahrzeug, das auf zwei andere Fahrer zugeschnitten wurde." Weitere Details will Sauber zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

Wie geht es weiter?

Sauber hat sich noch nicht öffentlich dazu bekannt, van der Garde beim ersten Rennen des Jahres in Australien wirklich einzusetzen. Ob gegebenenfalls Nasr oder Ericsson ihr Cockpit räumen müssten, steht ebenfalls nicht fest. Auch ist unklar, wie es nach dem ersten Rennen mit van der Garde weitergeht und ob ihm zugesprochen wird, weitere Rennen für Sauber zu bestreiten.

Ein Schiedsgericht in der Schweiz entschied bereits in der vergangenen Woche, "dass Sauber alle Handlungen unterlassen muss, die Van der Garde daran hindern könnten, als einer der beiden nominierten Fahrer bei Sauber an der Rennsaison 2015 teilnehmen zu können." Daraufhin zog van der Garde auch in Australien vor Gericht, um auf seinen gültigen Vertrag für die Saison 2015 zu pochen. Nach einer ersten Anhörung am Montag wurde ihm nun Recht gegeben.

Van der Garde erstreitet Cockpit - wie reagiert Sauber jetzt?, Foto: Sutton
Van der Garde erstreitet Cockpit - wie reagiert Sauber jetzt?, Foto: Sutton

Sicherheit als Argument

Sauber war zunächst mit der Sicherheitsfrage gegen van der Garde ins Feld gezogen. Das Team wurde dabei von Rechtsanwalt Rodney Garratt vertreten, der ausführte, dass van der Garde schon aus Sicherheitsgründen nicht zum Einsatz kommen könne, da der Wagen, der Geschwindigkeiten jenseits der 300 km/h erreiche, für Ericsson und Nasr gebaut worden sei. "Mr. van der Garde hat keinerlei Erfahrung, den C34 zu fahren und hätte auch nicht ausreichend Zeit, um es zu lernen", erklärte Garratt.

Zudem verfüge Sauber nicht über die richtigen Gurte, um van der Garde ins Cockpit zu setzen, was eine enorme Gefährdung darstellen würde, führte der Anwalt weiter aus. "Es wäre ein inakzeptables Risiko, das körperliche Schäden oder sogar den Tod zur Folge haben könnte", verdeutlichte Garrath, der nicht nur van der Gardes Sicherheit, sondern auch jene der Zuseher an der Strecke massiv gefährdet sah.

Van der Garde wehrte sich gegen die Behauptung, dass sein Einsatz ein Sicherheitsrisiko darstellen könnte. Nach der Urteilssprechung sagte er dem Journalisten Adam Cooper hinsichtlich einer Anpassung des Cockpits auf seine Bedürfnisse: "Ich glaube, dass Sie und auch andere Menschen wissen, dass so etwas recht schnell geregelt werden kann. In drei oder vier Stunden bist du fertig und hast einen ordentlichen Sitz für das Wochenende."