Wenige Tage vor dem Saisonauftakt in Australien ist es fix: Roberto Merhi startet als zweiter Fahrer für das Manor Marussia F1 Team. Er soll die ersten Rennen der neuen Saison bestreiten. Das gab die aus der Insolvenz gerettete Mannschaft in der Nacht auf Dienstag offiziell bekannt. Das einstige Marussia-Team setzt in Melbourne auf die unerfahrene Fahrerkombination Merhi und Will Stevens, der bereits vor einigen Tagen bestätigt worden war. Damit treten gleich zwei F1-Rookies für die Truppe an.

Und damit noch nicht genug:Als Entwicklungsfahrer verpflichtete Manor Marussia den jungen Briten Jordan King. Der 21-Jährige fuhr im vergangenen Jahr in der Formel 3 Europameisterschaft und schloss die Saison als Gesamtsiebter ab. Aktuell dreht King mit Racing Engineering seine Runden bei den GP2-Testfahrten in Abu Dhabi.

Jordan ist der Sohn von Unternehmer Justin King, dem neuen Team-Vorsitzenden von Manor seit der finanziellen Rettung. "Das ist so ein spannendes Projekt, voller großartiger Leute und mit einer echten Chance auf Erfolg", sagte Jordan King. "Das ist ein weiterer wichtiger Schritt hin zu meinem großen Ziel: in der Formel 1 zu fahren."

Jordan King bei seinem Macau-Auftritt 2014 für Carlin, Foto: Volkswagen Motorsport
Jordan King bei seinem Macau-Auftritt 2014 für Carlin, Foto: Volkswagen Motorsport

Merhi: Große Verantwortung

"Ich bin sehr erfreut, an diesem Wochenende mein Debüt in der Formel 1 für das Manor Marussia F1 Team zu geben", sagte Merhi. "Das ist eine große Verantwortung. Aber ich fühle mich bereit für diesen Schritt in meiner Karriere. Ich möchte zeigen, dass ich einen entscheidenden Beitrag bei der Entwicklung eines Teams machen kann."

Teamchef John Booth sagte: "Es ist fantastisch, Roberto und Jordan willkommen zu heißen. Es sind nicht nur sehr talentierte, junge Fahrer mit spannenden Zukunftsaussichten. Beide sind Absolventen von Manor Motorsport in den Junior-Formeln. Für uns ist das natürlich sehr bereichernd, denn die Entwicklung junger Fahrer ist ein wichtiger Teil unserer Philosophie."

2014 fuhr Merhi in der Formel Renault 3.5, Foto: WS by Renault
2014 fuhr Merhi in der Formel Renault 3.5, Foto: WS by Renault

Keine finanzielle Hilfe aus Spanien

Booth und Merhi kennen sich noch bestens aus dem Jahr 2009, als der Spanier für Manor in der Formel 3 Euroserie sowie in Macau für das Team fuhr. "Ich möchte mich bei den Menschen bedanken, die mir jahrelang geholfen haben zu lernen und auch beim Manor-Team - alte Freunde, die mir in dieser neuen Phase das Vertrauen geschenkt haben. Ich hoffe, dass ich ihnen Erfolg bringen kann."

Merhi hofft, dass er mit seinem F1-Debüt weitere Sponsoren an Land ziehen kann, um auch den weiteren Verlauf der Saison im Manor-Cockpit zu sitzen. "Ich brauche einen Sponsor, wenn ich weitermachen möchte", räumte er ein. "Leider finde ich aber in Spanien nicht die nötige Unterstützung. Hoffentlich hilft mir das dabei, diese Situation zu ändern und mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken." Gemanagt wird der 23-Jährige vom früheren Formel-1-Piloten Mark Blundell.

Merhi im Jahr 2009 in der F3 Euroserie mit Chris Vietoris und Sam Bird, Foto: F3 EuroSeries
Merhi im Jahr 2009 in der F3 Euroserie mit Chris Vietoris und Sam Bird, Foto: F3 EuroSeries

Merhis Traum schien zunächst geplatzt

Merhi galt lange Zeit als heißer Anwärter auf das Einsatzcockpit, hatte jedoch zahlreiche Mitbewerber. Der Traum Formel 1 schien für den jungen Mann vor einigen Tagen ein weiteres Mal verschoben, als er etwas überraschend seinen Verbleib in der Formel Renault 3.5 bekanntgab. So hätte er eigentlich für Pons Racing an den Start gehen sollen - jetzt die Rolle rückwärts in Richtung Königsklasse.

In der vergangenen Saison hatte Merhi mit Zeta Corse um den Titel in der Formel Renault 3.5 gekämpft. Mit drei Siegen schloss er das Jahr als Gesamtdritter ab. Wenige Wochen später pochte er darauf, nicht noch ein weiteres Jahr in der Nachwuchsserie antreten zu wollen.

Das Ziel war immer klar: Ein Stammcockpit in der Formel 1 soll es sein. Merhi war 2014 schon einmal nah dran. Für Caterham durfte er bei drei Freien Trainings ins Cockpit steigen. In Monza, Suzuka und Sochi konnte der frühere DTM-Pilot sein Talent unter Beweis stellen. Mit Umwegen hat er es nun zum Stammfahrer geschafft.

Roberto Merhis Motorsport-Karriere

  • 2007: Formel Renault 2.0 Euro, Platz 18
  • 2008: Formel Renault 2.0 Euro, Platz 2
  • 2008: Formel Renault 2.0 WEC, Platz 2
  • 2009: F3 Euroserie, Platz 7
  • 2010: F3 Euroserie, Platz 5
  • 2010: GP3-Serie, Platz 6
  • 2011: F3 Euroserie, Meister
  • 2012: DTM für Mercedes, Platz 21
  • 2013: DTM für Mercedes, Platz 15
  • 2014: Formel Renault 3.5, Platz 3
  • 2008-2014: 5 F3-Starts in Macau, bester Platz: 4 (2014)

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Schön, dass Roberto Merhi eine Chance in der Formel 1 bekommt. Natürlich wird er mit dem 2014er Auto nur um die goldene Ananas fahren, trotzdem kann er sein Talent auf großer Bühne zeigen. Merhi wurde oft als ungestümer Fahrer abgetan, der viel zu aggressiv zu Werke geht. Da ist sicherlich etwas dran, so kennt man ihn schon seit seiner Formel-3-Zeit. Aber: Roberto ist genauso talentiert und schnell, das hat er damals in der F3 Euroserie und auch zuletzt in der Formel Renault bewiesen. Wenn der junge Mann sein Temperament in den Griff - und die nötigen Sponsorengelder - bekommt, könnte er auch in der F1 durchstarten. Den Willen dazu hat er allemal. (Robert Seiwert)