Noch fünf Tage, dann wird es wieder ernst in der Formel 1! Im australischen Melbourne beginnt die Saison 2015. Wie in den vergangenen Jahren, so gibt es auch diesmal einige Änderungen im Reglement. Motorsport-Magazin.com gibt euch einen Überblick über die Änderungen.

Die erste wichtige Neuerung ist die Abschaffung der doppelten Punkte beim Saisonfinale. Nach heftiger Kritik aus allen Richtungen lenkte die FIA ein und kippte die erst 2013 verabschiedete Regelung. Hintergrund der Idee war es, die WM-Entscheidung möglichst erst im letzten Rennen der Saison herbeizuführen.

Man stelle sich jedoch die Folgen vor, hätte Lewis Hamilton trotz 17 Punkten Vorsprungs vor dem Finale in Abu Dhabi den Titel durch einen dritten Platz verloren. Genau dieser Fall wäre eingetreten, hätte Nico Rosberg das Rennen damals gewonnen und der Brite wäre ebenjener Dritter geworden.

Lewis Hamilton fiel der umstrittenen Punkteregelung nicht zum Opfer, Foto: Mercedes-Benz
Lewis Hamilton fiel der umstrittenen Punkteregelung nicht zum Opfer, Foto: Mercedes-Benz

Eine geplante, aber letztendlich nicht eingeführte Änderung sind die stehenden Re-Starts nach einer Safety-Car-Phase. Sah es Mitte 2014 noch so aus, als sollte diese Neuerung auf den Weg gebracht werden, so wurde nach Rücksprache mit den Teams entschieden, aufgrund von Sicherheitsbedenken keine Veränderungen vorzunehmen. Somit bleibt es nach wie vor bei fliegenden Re-Starts. Auch die Einführung eines Verbots der Reifenwärmer wurde wieder zurückgenommen.

Nach dem tragischen Unfall von Jules Bianchi in Suzuka wurde das so genannte Virtuelle Safety Car, kurz VSC, getestet. 2015 wird es als Maßnahme im Gefahrenfall offiziell eingeführt. In Fällen, in denen bisher doppelte gelbe Flaggen geschwenkt worden wären, kann der Rennleiter nun die VSC-Phase bestimmen.

Dabei wird auf Anzeigetafeln am Streckenrand das Kürzel "VSC" eingeblendet. Während dieser Zeit darf eine von der Rennleitung vorgegebene Sektorenzeit nicht unterschritten werden. Ist ein Fahrer dennoch schneller, zieht dies eine Strafe nach sich. Bei einfachen gelben Flaggen gilt weiterhin, dass in dem betreffenden Streckenabschnitt keine Bestzeit erzielt werden darf.

So sehen die Anzeigetafeln während einer VSC-Phase aus, Foto: Red Bull
So sehen die Anzeigetafeln während einer VSC-Phase aus, Foto: Red Bull

Und noch eine Änderung in Sachen Safety Car: Bislang musste der Rennleiter mit der Freigabe des Rennens warten, bis sich alle überrundeten Fahrzeuge wieder am Ende des Feldes eingefunden hatten. Nun kann das Safety Car am Ende der dann folgenden Runde hereingeholt werden, sobald es durch das letzte überrundete Fahrzeug überholt wurde.

Für Gesprächsstoff sorgte die Bestimmung der FIA, dass ab sofort ein grundlegendes Helmdesign an jedem Rennwochenende getragen werden muss. Nur kleine Änderungen sind der Regel zufolge möglich, "im Wesentlichen" muss die Lackierung des Helmes über das Jahr gleich bleiben.

Eine weitere Neuerung betrifft das Verhalten bei einer Rennunterbrechung. War es bisher so, dass sich das Feld bei einer roten Flagge während des Rennens wieder in der Startaufstellung eingefunden hatte, so müssen die Fahrer ab sofort in die Boxengasse einbiegen. Der Führende fährt bis zur Boxenampel, alle anderen Fahrzeuge bilden in der Fast Lane dahinter eine Reihe.

Ebenfalls geändert wurde die Strafe für zu spätes Verlassen des Grids durch Teammitglieder. Befinden sich innerhalb von 15 Sekunden vor dem Start in die Einführungsrunde noch Mechaniker oder Ausrüstung in der Startaufstellung, so muss der Fahrer das Rennen aus der Box beginnen. Kommt der Fahrer dieser Aufforderung nicht nach, so erhält er eine 10-Sekunden-stop-and-go-Strafe.

Neu eingeführt wurde auch eine 10-Sekunden-Pitstop-Penalty. Im Unterschied zur 10-Sekunden-stop-and-go-Strafe kann eine Pitstop-Penalty direkt vor dem Boxenstopp abgesessen werden. Bislang gab es bereits eine Fünf-Sekunden-Strafe dieser Art.

2015 dürfen nur vier Power Units verwendet werden

Erneuert wurde der Strafenkatalog auch hinsichtlich des unerlaubten Austausches der Power Unit. Ab sofort steht nicht mehr der Wechsel einer gesamten Power Unit unter Strafe. Stattdessen werden die ersetzten Komponenten zusammengezählt. Jede Power Unit besteht aus sechs Komponenten. Von diesen dürfen nur je vier Exemplare während der Saison verwendet werden.

Wird zum ersten Mal das fünfte Exemplar eines Elements benutzt, folgt eine Strafversetzung von zehn Plätzen in der Startaufstellung. Bei allen anderen Komponenten folgt bei der Nutzung des fünften Exemplars jeweils eine Strafe von fünf Positionen. Dasselbe Prozedere gilt auch bei dem Einsatz des sechsten Bauteils, des siebten und so weiter.

Kann ein Fahrer diese Strafe aufgrund einer schlechten Startposition oder zu vieler ausgetauschter Teile nicht nachkommen, weil schlicht nicht genug Startplätze zur Verfügung stehen, so sieht das Vorgehen wie folgt aus:

  • 1-5 Plätze nicht möglich: der Fahrer muss eine Fünf-Sekunden-Pitstop-Penalty antreten
  • 6-10 Plätze nicht möglich: der Fahrer muss eine Zehn-Sekunden-Pitstop-Penalty antreten
  • 11-20 Plätze nicht möglich: der Fahrer muss eine Durchfahrtsstrafe antreten
  • mehr als 20 Plätze nicht möglich: der Fahrer muss eine Zehn-Sekunden-stop-and-go-Strafe antreten

Eine Zehn-Sekunden-stop-and-go-Strafe erhält ein Fahrer auch im Falle eines Unsafe Release nach einem Boxenstopp. Zusätzlich können die Stewards auch zusätzliche Strafen gegen Fahrer aussprechen, die ihrer Meinung nach wissentlich trotz unsicherer Freigabe losgefahren sind.

Bei den Boxenstopps gilt noch größere Vorsicht - unsafe release wird härter bestraft, Foto: Sutton
Bei den Boxenstopps gilt noch größere Vorsicht - unsafe release wird härter bestraft, Foto: Sutton

Endgültig definiert wurde das Prozedere des Qualifyings, unabhängig von der Zahl der teilnehmenden Autos. Das letzte Segment besteht immer aus zehn Fahrzeugen. Der Rest scheidet in gleicher Zahl nach Q1 beziehungsweise Q2 aus. Bei 20 Autos also zweimal fünf, bei 18 zweimal vier und so weiter.

Parc Fermé gilt bereits ab dem dritten freien Training

Eine wichtige Änderung betrifft die Parc-Fermé-Regel. Bisher galt diese ab Beginn des Qualifyings. Von diesem Zeitpunkt an waren maßgebliche Änderungen des Fahrzeug-Setups untersagt. Ab diesem Jahr gilt Parc Fermé bereits mit Beginn des dritten freien Trainings. Ebenfalls wurde die Sperrstunde am Freitag von sechs auf sieben Stunden verlängert. Während dieser Zeit darf sich kein Teampersonal an der Strecke befinden.

Um Kosten einzusparen, wurden die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung eingeschränkt. So wurde die Anzahl der Windkanal-Läufe für die Teams von 80 auf 65 Stunden pro Woche reduziert. Ebenso herabgesetzt wurde die Anzahl der Windstunden von 30 auf 25 Stunden. Die Nutzung von Computational Fluid Dynamics wurde von 30 auf 25 Teraflops verringert. Dagegen werden den Teams pro Tag nun zwei Phasen an Tunnelnutzung anstatt einer erlaubt. Jedes Team darf nur einen Windkanal benennen.

Auch das technische Reglement wurde angepasst. Das Mindestgewicht des Autos (ohne Benzin) darf 702 kg nicht unterschreiten. Die Aufhängungssysteme an den Hinterrädern dürfen nur auf Kräfte reagieren, die auch auf die Hinterräder einwirken, entsprechend gilt dasselbe für die Aufhängungssysteme an den Vorderrädern. Um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten, wurden die Zylon-Anti-Eindringungsschutzkomponenten erweitert.