Ein Jahr nach der Einführung der Turbo-Hybrid-Formel verstummen die Kritiker des neuen Reglements nur langsam. Zu leise, zu langsam, zu teuer - so lauten die Hauptkritikpunkte vieler Gegner. Allerdings beschweren sich heute auch viele über das Reglement, die vor einigen Jahren noch selbst an der Ausarbeitung dessen mitgewirkt haben.

Aus Maranello kommen geradezu monatlich Giftpfeile in Richtung Reglement, obwohl Ferrari maßgeblich im Regelgebungsprozess eingebunden war. Während sich Bernie Ecclestone gerne auf die Seite der Kritiker schlägt, ja sogar als Revolutionsführer auftritt, will der Automobilweltverband unbedingt am aktuellen Reglement festhalten.

FIA Präsident Jean Todt hat es sich auf den Fahne geschrieben, der Formel 1 einen grünen Anstrich zu verpassen. "Die Formel 1 ist die Spitze des Motorsports, wir müssen deshalb ein Vorbild für die Gesellschaft sein", sagte er der New York Times. "Das alles passiert nicht in einer mit goldenen Toren abgeschlossenen Gesellschaft, in der nichts auf der anderen Seite der Welt passiert", verdeutlichte der Franzose die Vorreiterroller der Formel 1.

Todt geht sogar noch einen Schritt weiter: "Ich denke, dass es eine der wenigen sinnvollen Entscheidungen ist, die über die vergangene Periode gefällt wurde."

Kommen nach Haas noch weitere neue Teams?

2016 kommt Gene Haas mit einem Team in die Formel 1, Foto: Sutton
2016 kommt Gene Haas mit einem Team in die Formel 1, Foto: Sutton

Kritik an den aktuellen Regeln kommt aber nicht nur von Fans und Teams, denen es sportlich nicht besonders gut geht. Kleinere Teams bringen die hohen Leasinggebühren für die Power Units an den Rande des finanziellen Kollaps, oder auch darüber hinaus. "Das ist eine Sache, die untersucht wird, um eine Lösung zu finden", verspricht Todt.

Die Power Unit sind ein teures Vergnügen, Foto: Renault Sport F1
Die Power Unit sind ein teures Vergnügen, Foto: Renault Sport F1

Während ein Team zu V8-Zeiten rund sieben Millionen Euro pro Jahr für die Aggregate und noch einmal drei für das Getriebe zahlen musste, verlangen Mercedes, Renault und Ferrari heute rund 40 Millionen Euro für Power Units inklusive Getriebe für eine Saison.

Marussia und Caterham konnten deshalb die letzten Rennen der abgelaufenen Saison nicht mehr finanzieren, beide Rennställe schlitterten in die Insolvenz. Während Marussia vorerst gerettet scheint und in Melbourne wieder an den Start gehen wird, sieht es für Caterham zappenduster aus. Derzeit wird das komplette Inventar versteigert. Todt wiegelt ab: "Ich freue mich nicht für Marussia oder Caterham, weil ich mit ihnen sympathisiere, aber solche Dinge sind immer passiert."

"2016 kommt auch noch ein neues Team", versucht der die finanzielle Lage in ein besseres Licht zu rücken. Außerdem hat der Automobilverband Lösungsvorschläge: "Wir könnten noch eine Ausschreibung für ein oder zwei weitere Teams machen, um Teams anzulocken. Und wir versuchen die Kosten zu reduzieren", verspricht Todt.