Ein Reglement in der Formel 1 kann fast nicht wasserdicht sein. Findige Ingenieure finden quasi immer irgendwo ein Schlupfloch, um noch mehr aus den Worten herauszuholen, als der Regelhüter eigentlich wollte. Im Jahr 2015 fand Ferrari keine Homologations-Deadline für die weiterentwickelten Power Units.

Weil sich die Hersteller ohnehin über die Weiterentwicklung der neuen Power Units uneinig waren, kam Ferrari das Schlupfloch gelegen: Obwohl die FIA die Entwicklung der Power Units eigentlich während der Saison einfrieren wollte, dürfen die Teams nun Tokens, die sie über den Winter nicht genutzt haben, während der Saison verbrauchen.

"Ich glaube, es ist ein Nachteil für uns", wird Mercedes-Boss Dr. Dieter Zetsche von der Gazzetto dello Sport zitiert. Ferrari und Renault haben somit mehr Zeit, um den Rückstand auf Klassenprimus Mercedes aufzuholen. Sogar Honda darf - obwohl den Japanern im ersten Jahr gar keine Tokens zustehen würden - in bestimmtem Maße während des Jahres entwickeln. Sozusagen auf Kulanz der FIA.

Für 2016 hat die Formel-1-Kommission beschlossen, das Schlupfloch zu stopfen. Da gilt dann der 28. Februar des jeweiligen Jahres wieder als Deadline. Das Verabschieden der Änderung ist nur noch Formsache.

Keine Regeländerungen nötig

Doch die Tokens während der Saison sind nur ein Nebenkriegsschauplatz: Weil die Formel 1 immer mehr Zuschauer verliert, diskutieren die Teams gemeinsam mit der FIA und dem kommerziellen Rechtinhaber darüber, wie man den Sport wieder attraktiver gestalten könnte.

Toto Wolff und Dieter Zetsche sind sich einig, Foto: Sutton
Toto Wolff und Dieter Zetsche sind sich einig, Foto: Sutton

Dr. Zetsche sieht dafür eigentlich keinen Bedarf: "Ich denke, die Diskussionen sollten intern geführt werden. Aber ich glaube auch, dass wir eigentlich alles für eine großartige Show haben." Auch Motorsportchef Toto Wolff erteilte radikalen Regeländerungen im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com eine klare Absage.

"Wenn wir alle über Kostensparen reden, dann ist das Wichtigste, dass man Nachhaltigkeit, Transparenz und Vorhersehbarkeit in dem Sport hat. Und wenn man erratisch von einem Jahr aufs andere die Regeln ändert, dann passiert genau das Gegenteil. Nur vermeintlich die Regeln zu ändern, um jemanden ein- oder auszubremsen, so sollte es nicht funktionieren", so Wolff.