Geht es um Testfahrten, herrschen in der Formel 1 längst strikte Vorgaben. 2015 stehen den Teams vor der Saison drei jeweils viertägige, offizielle Testfahrten zur Verfügung (Jerez, Barcelona I & II). Hinzu kommen zwei Testevents während der Saison. Jeweils zwei Tage dürfen die Teams im Anschluss an die Rennwochenenden in Barcelona und Österreich an ihren Boliden feilen.

Zur freien Verfügung gewährt das Reglement den Rennställen lediglich zwei sogenannte Filmtage pro Saison. Dabei dürfen sie jeweils maximal 100 Kilometer auf harten Demo-Reifen bestreiten und müssen Fahrzeug sowie Fahrer bei der FIA anmelden. Diese massiven Reglementierungen sollen rapide auf die Kostenbremse drücken, nachdem die Teams Anfang des Jahrtausends durch Testfahrten ihr Geld regelrecht verbrannten.

Testorgien Anfang des Jahrtausends

Auf der Suche nach den letzten Tausendsteln starteten die Teams damals regelrechte Test-Orgien. Vor allem Ferrari, Williams und McLaren waren für ihr exzessives Programm berüchtigt - unvergessen Michael Schumachers Testaktivitäten bei Nacht. Die Top-Rennställe bauten gar regelrechte Test-Teams auf, arbeiteten an zwei Standorten zugleich und verpflichteten mehrere Vollzeit-Testfahrer, um das gewaltige Pensum zu bewältigen ohne die Stammfahrer zu überfordern. Andernfalls hätte Mika Häkkinen nach der Saison 1999 wohl einen Burnout erlitten, wie der Finne kürzlich zu Protokoll gab.

Nach seinen großen Erfolgen Ende der 90er fühlte sich Häkkinen aufgerieben, Foto: Sutton
Nach seinen großen Erfolgen Ende der 90er fühlte sich Häkkinen aufgerieben, Foto: Sutton

Doch wer sind diese fleißigen Test-Helfer aus der zweiten Reihe? Motorsport-Magazin.com hat nach den besonders umtriebigen Testfahrern in den vergangenen 25 Jahren der Formel-1-Geschichte geforscht. Dazu recherchierten wir alle Piloten, die seit 1999 mehr als 200 Testtage auf dem Buckel haben. Insgesamt 21 Fahrer haben diese Marke bislang erreicht - darunter allerdings auch viele Stammfahrer.

Zwei Gruppen: Grand-Prix-Könige und Vollzeit-Tester

Die 21 Fahrer lassen sich grob in zwei Gruppen klassifizieren.

Gruppe 1 - Die Grand-Prix-Könige: Besonders auffällig ist, dass sich unter den 21 Piloten im 200-Testtage-Club nicht nur Vollzeit-Testfahrer befinden, sondern auch viele arrivierte Einsatzfahrer. Weil Piloten wie Michael Schumacher, David Coulthard, Rubens Barrichello und Jenson Button schlichtweg viele Saisons bestritten haben, sammelten sie auch viele Testkilometer. Immerhin waren reine Testfahrer stets nur eine Ergänzung, etwa für langwierige Zuverlässigkeitstests. Die Stammpiloten mussten noch immer viele Testtage leisten, um die Boliden auf ihren ganz eigenen Fahrstil abzustimmen und in die passende Richtung zu entwickeln.

Testmeister Luca Badoer, Foto: Sutton
Testmeister Luca Badoer, Foto: Sutton

Gruppe 2 - Die Vollzeit-Testfahrer: Vor allem ein Name ist hier zu nennen: Luca Badoer. Der Italiener gilt als der Marathon-Testfahrer schlechthin. Satte 455 Testtage leistete Badoer in Diensten Ferraris, aber auch 14 für Minardi. Wertvolle Testarbeit, welche die Scuderia stets sehr schätzte. Dasselbe gilt insbesondere für Marc Gené, Pedro de la Rosa, Alexander Wurz, Olivier Panis und Anthony Davidson, die für ihre jeweiligen Rennställe Testkilometer über Testkilometer abspulten.

Für die übrigen Piloten, welche die Grafik zeigt, gelten indessen entweder eine Mischform aus Gruppe eins und zwei oder sie zählen in abgeschwächter Form in eine der jeweiligen Gruppen.

Die Teams

Mit Luca Badoer führt ein Ferrari-Testfahrer das Pilotranking also mit deutlichem Abstand an. Auch bei den Teams liegt die Scuderia klar vorne. 1215 Testtage, 110.838 Testrunden bzw. 487.662 Testkilometer seit 1999 bedeuten einen klaren ersten Platz vor Williams und McLaren. Aus Gründen der Vergleichbarkeit haben wir Testtage, an denen die Teams mehrere Autos einsetzten, in der Tage-Wertung einfach gezählt. Nur, um die Maßstäbe deutlich zu machen: Ferrari etwa käme ansonsten auf nochmal gut 350 Testtage mehr: 1576!