Die Saga um Marussia ist um ein Kapitel reicher. Ein Antrag des insolventen Rennstalls in der Saison 2015 mit einem Vorjahreswagen antreten zu dürfen, wurde abgeschmettert. Für die Erteilung der Sondererlaubnis wäre die einstimmige Unterstützung aller Teams notwendig gewesen, doch Force India stellte sich bei einem Treffen der Strategy Group in Paris quer.

"Im Verlauf des Meetings stellte sich heraus, dass es Compliance Probleme gab und dass es dem Antrag an Substanz fehlte", erklärte Bob Fernley. Die Compliance-Kritik stützt sich auf die Tatsache, dass der Antrag von Marussia-CEO Graeme Lowdon eingereicht wurde und nicht wie es sein müsste vom Insolvenzverwalter. "Zugleich waren dem vorgelegten Antrag keine Belege beigelegt, die eine Sondergenehmigung unterstützt hätten", begründete Fernley die Entscheidung.

Damit bezog er sich auf fehlende Informationen über die Zukunftspläne des Rennstalls sowie Details über die neuen Besitzer bzw. Investoren. "Aufgrund der mangelnden Informationen, die fehlenden Garantien und die spekulative Natur des Antrags wurde die Entscheidung getroffen, dass es besser ist, den Fokus darauf zu richten, dass die Teilnahme der verbliebenen, unabhängigen Teams gewährleistet wird", so Fernley. Abgesehen von Force India hätten auch Sauber und Lotus gegen den Marussia-Antrag gestimmt, doch die beiden Teams sind nicht Teil der Strategy Group.

Ecclestone vermutet Hintergedanken

Dieser gehören Mercedes, Ferrari, Red Bull, McLaren, Williams und - aufgrund der Konstrukteursplatzierung - auch Force India an. "Das Geld, das Marussia bekommen hätte, wird nun unter den Teams verteilt, die weiterhin fahren", erläuterte Ecclestone die weitere Vorgehensweise und nannte dies als "guten Grund", um gegen Marussia/Manor zu stimmen. Immerhin handelt es sich hierbei um 45 Millionen Euro, die im Falle einer Pleite unter den anderen Rennställen aufgeteilt wird. Fernley gab offen zu, dass das Geld bei seiner Entscheidung durchaus eine Rolle gespielt hat.

"Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde", räumte der Force India-Teamchef ein. "Aber wir haben nicht dagegen gestimmt, weil wir dann vier Millionen Pfund bekommen würde, sondern weil Marussia keinen vernünftigen Antrag gestellt hat. Wo sind die Dokumente, die eine Unterstützung rechtfertigen? Immerhin müssten wir enorme Zugeständnisse machen." Dass sich Force India mit seiner Entscheidung bei den Fans zum Buhmann macht, lässt Fernley kalt. "Es wäre falsch eine andere Entscheidung zu treffen, nur weil man sich Sorgen darüber macht, was die Fans denken könnten. Wir fürchten uns nicht davor, schwierige Entscheidungen zu treffen", stellte Fernley klar.

Gleichzeitig ließ er die Tür für Marussia offen. Sollte der Rennstall die geforderten Unterlagen vorlegen können, könnte Force India sein Veto revidieren. "Wir wollen kein Team verlieren und sollte es einen anständigen Antrag samt Präsentation geben, dann werden wir noch einmal über unsere Entscheidung nachdenken", so Fernley. Bei dem Meeting in Paris waren neben Fernley und Ecclestone, Jean Todt, Toto Wolff und Niki Lauda, Ron Dennis und Eric Boullier, Sergio Marchionne und Maurizio Arrivabene sowie Christian Horner und Claire Williams vor Ort.