Zur Saison 2015 erlebt die Formel 1 die 'Wiedergeburt' eines der erfolgreichsten Teams der Geschichte. Gemeinsam mit Rückkehrer Honda bildet McLaren erneut das schlagkräftige Gespann, das vor allem Ende der 1980er-Jahre eine der dominantesten Ären der Formel 1 prägte. Trotz großen Renommees und garantierter Aufmerksamkeit steht der britische Traditionsrennstall jedoch nach wie vor ohne Haupt- bzw. Titelsponsor dar.

Zwar wäre trotz des großen Budgets Hondas eine zusätzliche Finanzspritze bei den Verantwortlichen in Woking jederzeit willkommen, um jeden Preis will sich McLaren jedoch nicht auf einen Deal einlassen. "Kurzfristig ist es natürlich so, dass du durch eine zusätzliche Einnahme eines Sponsorendeals mehr Geld zur Verfügung hast. Wenn du dich dabei jedoch unter Wert verkaufst, ist der Schaden auf lange Sicht gesehen einfach um ein Vielfaches größer", ist sich McLaren-Boss Ron Dennis sicher.

Titelsponsor: Betrag im neunstelligen Bereich?

Auch im - durchaus denkbaren Falle - eines sportlichen Misserfolgs will sich McLaren ein Titel-Sponsoring einiges kosten lasten. "In der Regel finanziert dir ein Hauptsponsor dieser Art rund die Hälfte deines Budgets. Wir sind ein Team mit großem Standing und Renommee und werden daher unsere Forderungen wie gewohnt aufrecht erhalten. Sollten wir sportlich dennoch nicht wie geplant erfolgreich sein, mag dies vielleicht wie Betrug anmuten, jedoch ist es nun einmal eben so", machte Dennis in Jerez keinen Hehl um die Vorgehensweise McLarens.

McLaren Honda will nicht um jeden Preis einen neuen Titelsponsorr, Foto: Sutton
McLaren Honda will nicht um jeden Preis einen neuen Titelsponsorr, Foto: Sutton

Zwar habe McLaren per se keine Probleme, neue Deals mit Geldgebern an Land zu ziehen, jedoch lasse die aktuelle Wirtschaftslage nicht zu, dass ohne weiteres der geeignete Sponsoren-Partner gefunden werden kann. "Wir haben gerade - bedingt durch viele weltpolitische Spannungen zwischen großen Nationen und auch der Eurokrise - eine sehr instabile Lage auf dem Weltmarkt. Auch große und finanzstarke Unternehmen gehen immer vorsichtiger mit ihren Ressourcen um", erklärte Dennis die Gründe für das Dilemma.

Stellt 'König Fußball' Formel 1 ein Bein?

Die Auswirkungen dieser Entwicklungen seien vor allem bei einem Sport wie der Formel 1 mehr als nur spürbar. "Die Unternehmen gehen derzeit in jeglicher Hinsicht auf Nummer sicher, und das ist für uns in diesem Premiumsport leider bedauerlich. Wenn wir bedenken, dass nicht nur allgemein weniger Fernsehen geschaut wird, sondern auch immer weniger Formel 1, dann ist es verständlich, dass die großen Unternehmen ihr Geld in den schwierigen Zeiten lieber beispielsweise in Fußball-Sponsorings investieren, wo sie mehr Zuschauer und eine höhere Event-Frequenz haben."

Vor allem als großer Rennstall sieht Dennis McLaren noch zusätzlich im Nachteil: "Wir können es uns wie gesagt einfach nicht erlauben, Sponsoren unter Wert an Bord an zu holen. Als kleines Team hast du es da viel einfacher. Obwohl sie längst nicht die mediale Aufmerksamkeit bekommen wie die Großen, können sie durch ihre deutlich niedrigeren finanziellen Forderungen permanent dafür sorgen, dass Bemühungen der großen Teams um Sponsoren quasi untergraben werden." Der bei der Präsentation der neuen Lackierung mit Sponsorenlogos übersäte Force India sei hierfür das beste Beispiel.

Dennis betont wiederholt vehement, dass ein Abweichen von der 'McLaren-Philosophie' auch bei kurzfristigen Einbußen nicht in Frage kommt: "Sobald du jemand viel für wenig bietest, kommst du in eine unangenehme spirale. Sollte bei uns wieder ein Titelsponsor kommen oder unser Auto entsprechend mit Logos eines Sponsors 'verziert' werden, können alle sicher sein, dass auch sehr viel Geld dahintersteckt." Sollte McLaren keinen Titelsponsor finden, will das Team über viele kleinere Sponsorings anderer Art zumindest einen Teil des Verlustbetrages abdecken.