McLarens Testauftakt in Jerez erinnerte stark an den Beginn der Renault-Teams vor ziemlich genau einem Jahr an gleicher Stelle. Red Bull schaffte 2014 gerade einmal drei Runden. Da erging es McLaren mit Honda immerhin ein wenig besser. Fernando Alonso durfte die 4,428 Kilometer immerhin sechsmal umrunden.

So ungefähr sieht Hondas Power Unit aus, Foto: Honda
So ungefähr sieht Hondas Power Unit aus, Foto: Honda

Kein wirklicher Trost für McLaren, drehte Nico Rosberg doch am gleichen Tag 157 Runden und war dabei auch noch schnell. Von schnell kann bei McLaren noch keine Rede sein, Alonso schleppte das Auto nur von Kurve zu Kurve. "Ich glaube, dass die Probleme lösbar sind. Sie könnten auch schon morgen gelöst sein", gibt sich Renndirektor Eric Boullier zuversichtlich.

Allerdings ist der Franzose nach dem Testdebakel von Abu Dhabi vorsichtig. "Wenn die Probleme gelöst sind, können wir auch andere Probleme bekommen. Immer wenn ein Problem gelöst ist, kann ein neues aufkommen." Honda Motorenchef Arai-san ist da schon etwas optimistischer: "Vielleicht haben wir die Probleme über Nacht gelöst und morgen ist es dann schon viel besser als heute."

Fehlerquelle: Honda gibt sich bedeckt

Zumindest habe Honda die Probleme inzwischen erkannt, so der Japaner. Zwar war Honda nach dem Test in Abu Dhabi und nach Problemen auf dem Prüfstand vorgewarnt, die in Jerez aufgetretenen Probleme kamen aber völlig unerwartet. "Wir haben ein neues Problem gefunden - komplett neu." Beim genauen Problem hält sich Honda aber bedeckt. Es scheiterte an der Elektronik, so viel war den Japanern noch zu entlocken.

Vor rund zwei Monaten bereitete vor allem die Kommunikation zwischen den einzelnen Power-Unit-Komponenten Probleme - eine Parallele zu Renault im Vorjahr. Dieses Problem sei nun gelöst. Während Honda am Verbrennungsmotor seit dem ersten Test kaum Hand angelegt hat, wurden andere Bereiche grundlegend überarbeitet. "Das Packaging ist ziemlich anders, wir haben viele Teile geändert, weil sich auch die Aerodynamik geändert hat."

MP4-30 mit Größe-Null-Philosphie

Das Interimsmodell bot deutlich mehr Platz für Packaging und Kühlung, Foto: Sutton
Das Interimsmodell bot deutlich mehr Platz für Packaging und Kühlung, Foto: Sutton

Der MP4-30 hat mit seinem Vorgänger fast nichts mehr gemeinsam. McLaren hat radikale Wege eingeschlagen. Während das Interimsmodell in Abu Dhabi sogar noch mit zusätzlichen Kühl-Auslässen bestückt war, ist das neue Auto das komplette Gegenteil. "Ja, wir waren beim Packaging unseres Autos ziemlich extrem", gibt Boullier zu. "Der Tag heute verlief nicht unerwartet so, weil unser Auto nach einer radikalen 'Größe-Null-Philosophie' designt wurde.

Der Franzose verteidigt den Ansatz: "Jede technische Lösung, die wir an das Auto gebracht hat, soll uns dabei helfen, die Lücke auf Mercedes möglichst schnell zu schließen. Mutig oder ambitioniert zu sein, bedeutet aber nicht gleich unzuverlässig zu sein." Arai-san gesteht, dass McLaren es Honda nicht unbedingt leicht gemacht hat: "Das Auto hat eine sehr radikale Form und ist sehr herausfordern."

Für den zweiten Testtag hat Boullier ein Ziel gesetzt, das ähnlich ambitioniert wie das Design des Autos wirkt. 60 Runden will Boullier am Montag sehen. Den Kampfgeist hat McLaren noch nicht verloren: "Die heutige Nacht wird mühsam und schlaflos, aber wir wollen es nicht anders. Lasst uns loslegen!"