Es war der 4. August 2007, als das Tischtuch zwischen McLaren und Fernando Alonso endgültig zerschnitten wurde. Im Qualifying zum Großen Preis von Ungarn ging es zwischen dem Spanier und seinem Teamkollegen Lewis Hamilton um die Pole Position. Obwohl Alonso für den finalen Run in Q3 bereits abgefertigt war, blieb er weitere zehn Sekunden in der Boxengasse stehen - den wartenden Hamilton hinter sich. Ihm gelang im Anschluss auf Messers Schneide noch eine schnelle Runde, Hamilton ging hingegen die Zeit aus. Die Rennkommissare entschieden, dass Alonso für seine Blockade fünf Plätze nach hinten versetzt wurde, Hamilton rückte auf die Pole Position - so auch McLaren-intern.

2007 endete die erste Ehe zwischen McLaren und Fernando Alonso im Rosenkrieg, Foto: Sutton
2007 endete die erste Ehe zwischen McLaren und Fernando Alonso im Rosenkrieg, Foto: Sutton

Als schließlich Anfang November 2007 Alonsos Manager nach nur einem Jahr die Trennung von Alonso und McLaren bekanntgab, schien eine Rückkehr auf alle Zeiten undenkbar. Boss Ron Dennis und der Spanier waren geschiedene Leute und wechselten nur noch im äußersten Notfall ein Wort miteinander.

Zweiter Beziehungsanlauf

Sechseinhalb Jahre später war es dann Ron Dennis selbst, der Öl ins Gerüchtefeuer goss. "Fernando wäre bei McLaren willkommen", sagte der zurückgekehrte McLaren-CEO. Dass Alonso zu dieser Zeit bei Ferrari nicht glücklich war, war kein Geheimnis. Der Spanier ging zur Scuderia, um seinen dritten WM-Titel zu feiern, stattdessen fand er sich Jahr für Jahr weiter hinten im Feld wieder. Doch würde er seiner großen Liebe Ferrari wirklich den Rücken kehren und zu den Chrompfeilen zurückkehren?

Mit diesem Bild wurde es offiziell: Fernando Alonso wagt einen zweiten Versuch mit McLaren, Foto: McLaren
Mit diesem Bild wurde es offiziell: Fernando Alonso wagt einen zweiten Versuch mit McLaren, Foto: McLaren

Ein munteres Rätselraten hielt die Formel 1 in Atem. Wochen und Monate vergingen, doch die entscheidende Verkündung blieb aus. Am 20. November schließlich der erste, wenn auch nicht unerwartete Paukenschlag: Ferrari gab die Vertragsauflösung des zweifachen Weltmeisters bekannt. Dennoch blieb beinahe ein Monat Wartezeit, bis McLaren bei einer öffentlichen Präsentation die Verpflichtung des Spaniers endlich offiziell machte.

Vereint wie enge Freunde

Was McLaren an diesem verregneten Donnerstag in Woking präsentierte, regte viele Beobachter zu verwundertem Augenreiben an. Dennis und Alonso strahlten Arm in Arm in die Kamera. Vom einstigen Rosenkrieg nichts zu sehen. Wie enge Freunde posierten die beiden für die anwesenden Journalisten und gaben sich versöhnt und einsichtig. "Ich denke, in sieben Jahren haben wir uns alle verändert", erklärte Alonso. "Mit 25 Jahren habe ich die Dinge wahrscheinlich anders als jetzt gesehen." Alonso bezeichnete sich mit seinen nun 33 Jahren als reifer und durch viele Erfahrungen gelehrter. "Und wenn wir alle ehrlich zu uns sind, denke ich, dass McLaren auch einige Dinge gelernt hat."

Genau diese Tatsache gestand Dennis kurz danach ein. Der Brite galt immer als Befürworter und Förderer Lewis Hamiltons. Zumindest von außen schien klar, auf welche Seite sich der McLaren-CEO 2007 stellte. Sieben Jahre später klingen die Aussagen deutlich anders. "Wenn man zurückschaut, sieht man einen jungen Lewis (Hamilton), der von vielen als der Größte behandelt wurde und in seiner Unreife damit nicht umgehen konnte", erklärte Dennis und fügte an: "Wenn man nach Gründen sucht, warum es damals eskalierte, würde ich sagen, dass Lewis (Hamilton) da eine entscheidende Rolle spielte."

Der dritte Streich

Eine entscheidende Rolle will nun Alonso spielen, wenn es darum geht, McLaren-Honda den WM-Titel zu bescheren - aber allem voran sich selbst. Seit der 33-Jährige zuletzt 2006 mit Renault ganz oben auf dem WM-Thron stand, sind neun Jahre vergangen. Für den Spanier ein unhaltbarer Zustand, zumal er mit McLaren noch eine Rechnung offen hat. "Ich denke, dass dieses Comeback die Dinge zurechtrückt. Ich habe das Gefühl, dass die unerledigten Aufgaben, die wir im Jahr 2007 zurückgelassen haben, nun beendet werden", fügte Alonso hinzu.

Eine Pole Position hat sich der Spanier zumindest gesichert. Er wird am 01. Februar 2015 die Testfahrten im neuen McLaren-Honda eröffnen. Dort wird sich erstmals zeigen, wie realistisch seine Hoffnung auf Titel #3 wirklich ist. Während der abschließenden Testfahrten der Saison 2014 in Abu Dhabi zeigte sich der McLaren-Honda eher als Defekt-König und ließ nur fünf Runden zu - ohne Zeit. Nun ist es am zweifachen Weltmeister und an McLaren, das Team wieder auf die Erfolgsspur zu bringen und die Vergangenheit vergessen zu machen.

2007 verließ Alonso McLaren mit WM-Platz drei, einer großen, klaffenden Wunde und viel bösem Blut im Gepäck. Doch selbst wenn es dem Spanier gelingen sollte, ein Weltmeister-Pflaster über die nur oberflächlich verheilten Wunden zu kleben, die größte Narbe bleibt wohl für den Rest seines Lebens bestehen: Der verpasste WM-Traum mit Ferrari - die für immer unerledigte Aufgabe.