Auch nach mehr als drei Monaten sorgen die Umstände von Jules Bianchis tragischem Unfall im Grand Prix von Japan noch für Aufregung. Bianchi war gegen einen am Streckenrand im Einsatz befindlichen Radlader geprallt und sein Marussia schob sich mit hohem Tempo unter das tonnenschwere Gerät. Der Bericht der eingesetzten Kommission ergab, dass FIA und Rennleitung keinerlei Schuld am Crash des Franzosen in der Schlussphase des Rennens von Suzuka trifft. Ein Urteil, mit dem Philippe Streiff nicht konform geht. Der ehemalige Formel-1-Pilot sitzt seit einem Unfall bei Testfahrten 1989 im Rollstuhl und griff die Kommission nun in einer französischen Radiosendung öffentlich an.

"Schande über Jean Todt, der beim letzten World Motor Sport Council in Doha, Katar, den Bericht zum Unfall von Jules Bianchi organisiert und gesteuert hat", sagte er. Der 59-Jährige wirft den Kommissionmitgliedern vor, nur im eigenen Interesse gehandelt zu haben. "Das Dokument wurde von einer Gruppe von zehn Freunden, darunter Professor Gerard Saillant, verfasst, um die FIA von Fehlern freizusprechen." Harte Vorwürfe, die sich die Beschuldigten rund um FIA-Präsident Jean Todt nicht gefallen lassen wollen.

Philippe Streiff legt sich mit der FIA an, Foto: Sutton
Philippe Streiff legt sich mit der FIA an, Foto: Sutton

Todt und der ebenfalls beschuldigte Gerard Saillant, Präsident der medizinischen Kommission der FIA, klagen nun gegen Streiff. Das gab der Automobil-Weltverband am Mittwoch bekannt. Von den Anwälten wurde eine Anzeige wegen Beleidigung und Verleumdung eingebracht, da Todt und Saillant der Meinung sind, Streiff wolle ihnen mit seinen Aussagen ganz bewusst schaden. Durch die Klage will man den Kritiker dazu zwingen, derartige Vorwürfe sofort einzustellen.

Das Statement der FIA

Die FIA, ihr Präsident Jean Todt sowie Gerard Saillant, Präsident der medizinischen Kommission der FIA, haben die Äußerungen von Philippe Streiff mit Bestürzung zur Kenntnis genommen. Nachdem diese Äußerungen von zahlreichen Medien aufgenommen worden sind, halten die FIA, Jean Todt und Gerard Saillant fest, dass diese verletzenden und verleumderischen Erklärungen jeder Grundlage entbehren.

Aufgrund der Schwere der Anschuldigungen sehen wir uns gezwungen, Anwälte mit einer Verleumdungsklage zu beauftragen, die auch zur Folge haben soll, dass verhindert wird, solche Äußerungen in Zukunft weiter zu verbreiten.

Wir bedauern, dass dieser Zwischenfall das Leiden der Familie Bianchi erhöht - eine Familie, welche die volle Unterstützung der FIA besitzt.