Das letzte Fragezeichen im Formel-1-Kalender für die Saison 2015 ist beseitigt. Der Große Preis von Deutschland findet am 19. Juli wie schon im Vorjahr in Hockenheim statt, womit es nicht wie in den letzten Jahren zu einer Rotation mit dem Nürburgring kommt.

"Es wird Hockenheim, wir sind gerade dabei, mit ihnen etwas auszuhandeln", sagte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters und erteilte dem Nürburgring im gleichen Atemzug eine Absage. "Es kann nicht der Nürburgring sein, weil dort niemand mehr ist."

Ecclestone weiter: "Wir haben einen Vertrag [mit Hockenheim]. Jetzt müssen wir nur die Jahre anpassen. Bisher wechselte sich der Vertrag mit dem Nürburgring ab, das werden wir jetzt ändern."

Hockenheim kann sich jährliches Rennen vorstellen

Ganz in trockenen Tüchern ist die Vereinbarung allerdings noch nicht. "Wir haben einen Vertrag für die Rennen 2016 und 2018, aber noch keinen für 2015", erklärte Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, gegenüber Motorsport-Magazin.com. Gespräche über ein Rennen in diesem Jahr würden aber bereits seit dem Grand Prix 2014 geführt.

Hockenheim strebt naturgemäß einen baldigen Vertragsabschluss an, um rasch mit dem Ticketverkauf beginnen zu können. Grundsätzlich kann man sich in Baden-Württemberg auch vorstellen, den Deutschland GP künftig jährlich auszurichten. "Wir hatten die Formel 1 zwei Jahrzehnte lang jedes Jahr in Hockenheim", erinnerte Seiler und meinte mit Blick auf den Nürburgring: "Wenn es nicht mehr geht, muss man Lösungen suchen."

Als problematisch erwiesen sich zuletzt die Zuschauerzahlen auf dem Hockenheimring. 2014 gab es zahlreiche leere Plätze auf den Tribünen, was viele kritische Stimmen hervorrief. "Wir alle sind gefordert, dass die Zuschauer wieder vermehrt kommen", hielt Seiler fest. Der Geschäftsführer nimmt jedoch auch die Königsklasse selbst in die Pflicht. "Auch die Formel 1 ist gefordert. Das rückläufige Interesse wird bei den Verantwortlichen nicht unbemerkt geblieben sein."

Ecclestone wollte Nürburgring kaufen

Gespräche zwischen Ecclestone und den Streckenbetreibern in der Eifel fanden nicht statt. "Wir wollten den Nürburgring kaufen, haben ein Angebot unterbreitet, aber jemand hat uns um ein paar Dollar überboten und ihn gekauft", sagte der 84-Jährige. "Und dann konnten sie doch nicht bezahlen und haben erneut verkauft. Ich habe gesagt, ich wäre interessiert, aber sie fanden jemand anderen. Ich weiß nicht, was los ist."

Seit Oktober 2014 hält der russische Milliardär Viktor Charitonin zwei Drittel der Anteile der Rennstrecke. Ein weiteres Drittel gehört der Motorsportfirma Getspeed. "Wir nehmen die Aussagen von Herrn Ecclestone zur Kenntnis, kommentieren diese aber nicht", sagte Pietro Nuvoloni, Sprecher der Nürburgring-Betreiber-Gesellschaft capricorn, räumte aber ein, dass es keinen Vertrag für dieses Jahr gebe.

Ende der Formel 1 in der Eifel?

Bis zuletzt hatten sich die Verantwortlichen der Traditionsrennstrecke zuversichtlich gezeigt, den Formel-1-Tross nach 2013 wieder in die Eifel holen zu können. "Wir würden uns freuen, wenn es auch in diesem Jahr ein Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring geben würde", sagte Nuvoloni.

Die F1 kehrt der Eifel den Rücken, Foto: Sutton
Die F1 kehrt der Eifel den Rücken, Foto: Sutton

Allerdings merkte er an, dass die Königsklasse leistbar bleiben müsse, um weiterhin auf der zuletzt in wirtschaftlichen Turbulenzen befindlichen Strecke zu gastieren. "Ein Formel-1-Rennen muss auch für den Betreiber finanzierbar sein."

Ob die Absage für 2015 gleichbedeutend mit dem endgültigen Aus für die Formel 1 in der Eifel ist, ist offen. Die Strecke soll Ecclestone wie auch anderen Veranstaltern weiter angeboten werden.

Bislang fanden auf dem Nürburgring 40 Grands Prix statt, der erste bereits 1951 auf der legendären Nordschleife. Nach Niki Laudas Feuerunfall 1976 wurde die Strecke umgebaut und 1984 neu eröffnet. Neben dem Deutschland GP beherbergte der Nürburgring auch die Großen Preise von Europa und Luxemburg.