Am Donnerstag blickt die Formel-1-Welt nach Genf. Denn dort treffen sich die die wichtigen Leute der Szene in der Strategiegruppe. Die elementaren Probleme der Formel 1 sollen diskutiert werden. Es geht um Geld und Motoren.

Agendapunkt 1: Finanzkrise

Das Jahr 2014 hat schonungslos aufgezeigt, dass das Business-Modell Formel 1 für Privatteams nicht funktioniert. Caterham und Marussia mussten Insolvenz anmelden. Marussia fehlte bei den letzten drei Rennen, die Insolvenzmasse wurde am Dienstag versteigert. Für Caterham soll es noch ein Fünkchen Hoffnung geben, aber besonders rosig sieht es nicht aus. Fast, aber nicht ganz so schlimm sieht es bei Sauber aus. Auch Force India und Lotus sind nicht unbedingt mit Geld gesegnet.

Die betroffenen Teams sind gar nicht dabei, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Die betroffenen Teams sind gar nicht dabei, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Und das offenbart schon das Problem, das bei dem Treffen vorherrscht: Denn nur eines der finanziell angeschlagenen Teams wird am Meeting teilnehmen. Ferrari, Red Bull, Mercedes, McLaren und Williams haben einen Freifahrtschein und dürfen an diesen Treffen immer teilnehmen. Dazu gesellt sich nur ein leistungsbezogenes Team.

Also werden Mercedes, Red Bull und Co. über die Probleme von Marussia, Caterham und Co. diskutieren. Immerhin sind auch FIA und Rechteinhaber CVC an den Diskussionen beteiligt. CVC steht unter Druck, weil die kleinen Teams mehr Geld fordern. Entweder wird die Verteilung geändert oder insgesamt mehr Geld ausgeschüttet. Mehr Geld wird der kommerzielle Rechteinhaber aber nicht auszahlen, gegen eine andere Verteilung wehren sich jene Teams, die dann verlieren würden. Das sind fünf der sechs anwesenden Teams.

Ernsthafte Vorschläge sind also nur seitens eines Teams und seitens der FIA zu erwarten. Eine Reaktion der FIA auf die Pleiten von Caterham und Marussia steht ohnehin noch aus. Die Rennstewards in Austin, Sao Paulo und Abu Dhabi haben die Thematik allesamt an Präsident Jean Todt weitergeleitet. Jetzt heißt es reagieren. Die FIA hat Kostensenkungsmaßnahmen und Budget-Cap schon länger anvisiert, konkret wurde es noch nie.

Agendapunkt 2: Motoren

Auch Sportliches steht auf der Agenda. Wobei Sportlich nicht ganz zutrifft, es geht eher um die Technik. Zu teuer, zu kompliziert, zu leise und zu Mercedes-lastig lautet der Vorwurf gegen die Power Units erneut. Red Bull, Ferrari und McLaren wollen zumindest eine Auflockerung des Engine-Freeze, die beiden erstgenannten Teams wollen gar ein neues Antriebskonzept.

Red Bull hatte erst kürzlich einen doppelt aufgeladenen Turbomotor mit Einheits-Hybrid-Einheit in den Raum geworden. Der würde angeblich die Kosten senken und das Spektakel verbessern. Mercedes will natürlich am derzeitigen Konzept festhalten, die FIA sowieso.

Ecclestone treibt sein Spiel

Und hier kommt Bernie Ecclestone ins Spiel. Dem Zampano kommen die Diskussionen rund um den Motor entgegen. "Wir haben erkannt, dass das größte Problem der Teams die Summe ist, die sie für die Power Units zahlen müssen", sagte Ecclestone der Press Association. "Ich glaube, dass wenn man alle in einen Raum bringen und eine geheime Wahl durchführen würde, hätte man nur einen Konzern, der daran interessiert ist, diese Motoren zu behalten: Mercedes."

Ecclestone will das den Stuttgartern aber nicht übel nehmen: "Man kann ihnen nicht die Schuld in die Schuhe schieben, nur weil sie einen super Job gemacht haben und die anderen nicht und sie deshalb einen großen Vorteil haben."

Ecclestone gibt Mercedes zwar nicht die Schuld für die derzeitige Situation, für gut hält er sie aber nicht. "Wir könnten alle unser Geld zusammenlegen und darauf wetten, dass Mercedes Weltmeister wird und wahrscheinlich auch im Jahr danach. Das ist aber nicht das, was wir wollen", gab der 84-Jährige zu. "Deshalb werde ich beim nächsten Meeting vorschlagen, wieder auf Saugmotoren mit Hybrid-Komponente zurückzugehen."

Ecclestone hat auch schon eine Marketing-Idee parat. Hersteller und Teams sollten ihre Autos einfach 'McLaren hybrid', 'Ferrari hybrid', 'Williams hybrid' und Co. nennen. Somit würde die Hybrid-Komponente zumindest marketingtechnisch im Mittelpunkt stehen. "Mit den Motoren, die wir im Moment haben, kann niemand etwas machen - außer Geld ausgeben", erneuerte er seine Kritik an der aktuellen Motorenformeln.

Ein Motorenexperte habe Ecclestone davon überzeugen können, dass die Entwicklungskosten für den von ihm vorgeschlagenen Motor 'wirklich gering' wären. Und wieder nimmt Ecclestone Mercedes in Schutz: "Ich habe immer geglaubt, dass es ein mühseliger Kampf wäre, Mercedes dazu zu bewegen, das wegzuschmeißen, was sie gemacht haben. Um ehrlich zu sein, sollten wir das nicht von Mercedes verlangen. Sie müssten es wenn dann freiwillig machen."

Mercedes will die Power Units behalten, Foto: Mercedes-Benz
Mercedes will die Power Units behalten, Foto: Mercedes-Benz

Freiwillig aber, das ist sich Ecclestone sicher, wird Mercedes das nicht tun. "Was werden sie sagen: 'Oh, die anderen Leute sind so nutzlos, wir sind so toll, deswegen freuen wir uns, ihnen zu helfen?' Wohl eher nicht." Ecclestone bring deshalb einen Kompromissvorschlag: "Wenn sie vorbereitet sind, die Kosten für die Motoren zu senken, dann verschwindet das Problem und es gibt keinen Grund für einen neuen Motor. Wir könnten das behalten, was wir haben."

Ecclestone nimmt Mercedes auf der einen Seite also in Schutz, auf der anderen Seite setzt er sie unter Druck: Sie sollen die Kosten für die Kunden senken. Das bringt aber nichts, weil Ferrari und Renault mitziehen müssten. Die Kosten sind für Ecclestone nur ein Vorwand: Somit tut er etwas für die kleinen Teams, ohne seine Schatulle öffnen zu müssen. Vordergründig geht es Ecclestone aber darum, die die Power Units loszuwerden. Dann hätte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es wird wieder billiger und der Sound würde besser.

Über die Strategiegruppe

So ist die Strategiegruppe zusammengesetzt, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
So ist die Strategiegruppe zusammengesetzt, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Die Strategiegruppe besteht aus drei Teilen: FIA, CVC und sechs Teams. Zu diesen sechs Teams gehören Ferrari, Red Bull, Mercedes, McLaren, Williams und ein leistungsbezogenes Team - in diesem Jahr noch Lotus, im nächsten Jahr Force India.

FIA und CVC haben jeweils sechs Stimmen, die Teams jeweils eine. 18 Stimmen gibt es also insgesamt. Entscheidungen müssen die einfache Mehrheit, also 10 Stimmen erreichen. Nur dann nimmt ein Vorschlag die Hürde und wird in der Formel-1-Kommission diskutiert.