Toleman TG184

Ayrton Senna gab sein Formel-1-Debüt 1984 im Toleman TG183B. Vier Rennen lang musste der Brasilianer mit dem wenig erfolgreichen Interims-Modell bestreiten, ehe der TG184 beim Großen Preis von Frankreich Abhilfe schaffen sollte. Designt wurde der erfolgreichste Bolide der Rennstallgeschichte von Pat Symonds und Rory Byrne.

Der TG184 unterschied sich in einigen Merkmalen von seinem Vorgänger: Der Frontflügel war wieder konventionell gestaltet, die Kühler wanderten komplett zurück in die Seitenkästen. Das Fahrwerk wurde speziell auf den Wechsel von Pirelli zu Michelin-Reifen angepasst, das Konzept blieb aber mit Pullrods an der Vorder- und Pushrods an der Hinterachse gleich. Ein besonderes Merkmal, das schon seinen Vorgänger auszeichnete, blieb jedoch: der spektakuläre Doppel-Heckflügel.

Beim T184 war der erste Flügel allerdings nicht mehr an den Seitenkästen befestigt, sondern direkt auf dem Unterboden angebracht. Wie schon im Jahr zuvor war die Flügel-Konstellation aber ähnlich: Während der eigentliche Heckflügel in der Breite reglementiert war, wuchs der Zusatzflügel noch über die Radinnenseiten hinaus. Das Flügelblatt war so hoch platziert, damit der eigentliche Hauptflügel selbst noch ausreichend im Wind stand und Abtrieb produzieren konnte. Die geschickte Konstruktion wurde allerdings später durch einen großen Heckflügel mit Zusatzelementen an den Endplatten ersetzt.

Schwachpunkt des Autos blieb der Reihenvierzylinder von Hart. Der 1,5-Liter Turbomotor konnte mit der Konkurrenz von TAG, Ferrari, Renault, Honda und BMW nicht mithalten. Obwohl die kleine britische Motorenschmiede mit kleinem Budget ein achtbares Aggregat lieferte, mit den Motoren der Konkurrenz konnte sie nicht konkurrieren. Mit geschätzt 600 PS sollen auf den legendären TAG V6-Turbo etwa 150 Pferdestärken gefehlt haben. Wenig verwunderlich, dass der TG184 ausgerechnet beim verregneten Monaco Grand Prix seine Sternstunde erlebte, als Ayrton Senna sein erstes Podium einfuhr.

Technische Daten:

Chassis Karbon-Monocoque
Fahrwerk Doppel-Querlenker mit Pullrod-Aufhängung vorne und Pushrod-Aufhängung hinten
Motor Hart 415T, 1459 ccm Reihenvierzylinder mit Turboaufladung, längs eingebaut
Getriebe Manuelles 5-Gang-Getriebe von Hewland
Reifen Michelin
Benzin Agip

Erfolge:

Alle 3 Podien der Teamgeschichte
14 Punkte
1 Schnellste Rennrunde
Platz 7 in der Konstrukteurswertung

Senna im Toleman, Foto: Sutton
Senna im Toleman, Foto: Sutton

Lotus 98T

Kaum ein Formel-1-Bolide hat so einen Legendenstatus erreicht wie der Lotus 98T. Besonders die Lackierung im John Player Special Design bleibt Zeugen der Zeit bis heute im Gedächtnis. Dabei hat die Konstruktion von Gérard Ducarouge und Martin Ogilvie aus dem Jahr 1986 weit mehr zu bieten, als nur eine auffällige Lackierung, an die sich auch die heutigen Lotus-Boliden anlehnen.

Der 98T erinnert an seinen Vorgänger, den 97T, der wiederum auf dem Lotus 96T basierte, dem letzten Indycar aus dem Hause Lotus. Mindestens so legendär wie die schwarz-goldene Lackierung war das Herzstück des 98T - der Motor. Es war das letzte Jahr, in dem Lotus auf Renault-Turbo-Power vertraute, ehe Honda-Motoren im Heck verbaut wurden. Und es war überhaupt das letzte Jahr, in dem der 1,5-Liter V6-Turbo von Renault, der einst 1977 die Turbo-Ära einleitete, zum Einsatz kam.

Für die Abschiedstournee hatten die französischen Ingenieure noch etwas zu bieten. In der leistungsstärksten Formel-1-Saison der Geschichte generierte der EF15B zwischen 1.200 und 1.300 Pferdestärken, die Ayrton Senna regelmäßig auf die Pole Position katapultierten. Erstmals kam im Bi-Turbo-Aggregat auch eine pneumatische Ventilsteuerung zum Einsatz, die höhere Drehzahlen ermöglichte.

Nicht nur der Motor musste für die Saison 1986 signifikant angepasst werden. Weil die maximale Benzinmenge von 220 auf 195 Liter herabgesetzt wurde, wurde das Chassis ein ganzes Stück flacher konstruiert, um so eine kleinere Stirnfläche zu bieten. Auch am Getriebe legten die Ingenieure Hand an. Sennas Teamkollege Johnny Dumfries startete mit einem neuen 6-Gang-Getriebe, während der Brasilianer auf die alte Lösung mit lediglich fünf Gängen vertraute.

Der 98T verfügte erstmals über eine Urform des verstellbaren Fahrwerks. Über ein Hydrauliksystem konnte die Fahrzeughöhe während der Fahrt verändert werden. Hinter vorgehaltener Hand sprach die Konkurrenz oftmals von einem illegalen Fahrzeug, Protest wurde allerdings nie offiziell eingelegt.

Technische Daten:

Chassis Karbon-Monocoque
Fahrwerk Doppel-Querlenker mit Pullrod-Aufhängung vorne und hinten
Motor Renault EF15B, 1492 ccm 90-Grad-V6-Bi-Turbo, längs eingebaut
Getriebe Manuelles 5- und 6-Gang-Getriebe von Hewland und eigenem Gehäuse
Reifen Goodyear
Benzin Elf

Erfolge:

8 Pole Positions
2 Siege
8 Podiumsplatzierungen
Platz 3 in der Konstrukteurswertung
Platz 4 in der Fahrerweltmeisterschaft

Senna im legendären Lotus, Foto: Sutton
Senna im legendären Lotus, Foto: Sutton

McLaren MP4/4

Kein Auto hat in der Geschichte der Formel 1 mehr gewonnen als der McLaren MP4/4. 16 Rennen umfasste die Formel-1-Saison 1988 - 15 davon gewannen Ayrton Senna oder Alain Prost im vermutlich dominantesten Auto der Historie.

Für das vorerst letzte Jahr der Turbo-Ära hatten sich die Regelhüter wieder neue Beschränkungen ausgedacht. Statt 195 Liter durften die Fahrzeuge für die gesamte Renndistanz nur noch 150 Liter Benzin verbrauchen. Zusätzlich wurde der maximale Ladedruck des Turbos auf 2,5 Bar beschränkt. Alles Umstände, die McLaren in die Karten spielten. Denn der britische Traditionsrennstall wechselte für das letzte Turbo-Jahr den Motorenlieferant. Die TAG-Motoren hatten ausgedient, stattdessen wurden Honda-Aggregate im Heck verbaut.

Der Wechsel entpuppte sich als wahrer Glücksgriff: Honda war der einzige Hersteller, der für die letzte Saison unter Turbo-Reglement einen komplett neuen Motor - speziell auf das neue Reglement zugeschnitten - konstruierte. Außerdem hatte der Honda-Motor eine weitere Eigenschaft, die sich als wahrer Trumpf erwies: Im Vorjahr setzte Honda noch auf einen Zylinderwinkel von 60 Grad, 1988 wechselten die Japaner auf 80 Grad.

Somit saß der Schwerpunkt tiefer und die Bauform war im Vergleich zum Reihenvierzylinder von BMW flacher. Das ermöglichte den Designern Steve Nichols und Gordon Murray eine besonders flache Bauweise, die sich gleich doppelt auszahlen sollte. Die Chassishöhe konnte um rund 30 Prozent abgesenkt werden, was sich in erster Linie positiv auf den Benzinverbrauch auswirkte. Zusätzlich wurde der Heckflügel besser angeströmt und konnte so mehr Abtrieb generieren.

Murray versuchte dieses Prinzip schon 1986 bei Brabham, scheiterte jedoch - wegen des BMW-Motors. Gerüchten zufolge sollte McLaren noch während der Saison 1988 auf 3,5-Liter V8-Motoren umsteigen. Das jedoch geschah nie. Stattdessen wurde der MP4/4 bis zum letzten Rennen der Saison - und damit auch des Reglements - konsequent weiterentwickelt. Wäre Senna nicht in Monza beim Überrunden gestrauchelt, hätte McLaren jedes einzelne Rennen der Saison gewonnen.

Technische Daten:
Chassis Karbon-Monocoque
Fahrwerk Doppel-Querlenker mit Pullrod-Aufhängung vorne und Pushrod-Aufhängung hinten
Motor Honda RA168-E, 1494 ccm, 80-Grad-V6-Turbo, längs eingebaut
Getriebe Manuelles 6-Gang-Getriebe von Weismann/McLaren
Reifen Goodyear
Benzin Shell

Erfolge:

25 Podiumsplatzierungen
15 Siege
15 Pole Positions
12 Mal reine McLaren-Startreihe eins
9 Doppelsiege
Platz 1 in der Konstrukteurswertung
Platz 1 und 2 in der Fahrerweltmeisterschaft

Senna im dominanten MP4/14, Foto: Sutton
Senna im dominanten MP4/14, Foto: Sutton

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